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Weltweites Erinnern an Verschwundene

Jedes Jahr wird am 30. August an die Verschwundenen erinnert. Erinnerungsarbeit hat für die Familienangehörigen eine zentrale Bedeutung und schließt politischen Forderungen ein. Vertreter:innen der Vereinten Nationen, Menschenrechtsorganisationen und die deutsche Koalition gegen Verschwindenlassen zeigten ihre Solidarität in einer Veranstaltung bzw. mit einem neuen Wandbild in Berlin.

Von Melanie Bleil-Rommé am
Erinnerung an die Verschwundenen aus aller Welt in Berlin

In Berlin erinnert das Wandbild der Koalition gegen Verschwindenlassen und der Galerie Neurotitan an die Verschwundenen aus aller Welt.

Wenn in Lateinamerika gegen das Verschwindenlassen demonstriert wird oder andere Aktionen stattfinden, rufen häufig Familienangehörige den Namen einer oder eines Verschwundenen. Die restliche Gruppe antwortet ihnen mit „Presente“ (deutsch: anwesend). Denn auch wenn die verschwundene Person physisch nicht anwesend ist, so ist sie es doch in den Herzen und Köpfen der Familienangehörigen. Das treibt die Familien an, sich für Wahrheit, Gerechtigkeit und die Nicht-Wiederholung des Verschwindenlassens einzusetzen. Denn sie können ihre geliebten Menschen nicht vergessen.

Aus Anlass des internationalen Tages der Opfer des gewaltsamen Verschwindenlassens veranstaltete die Internationale Koalition gegen das Gewaltsame Verschwindenlassen (ICAED) am 26. August 2021 ein Online-Webinar mit dem Titel „The Struggle of Memory against Forgetting“. Während des Webinars zeigen Angehörige aus 20 Nationen Fotos der Verschwundenen und teilten ihre Erinnerungen an sie. Die Philippinin Edita Burgos, Mutter des verschwundenen Jonas Burgos, beschrieb die Bedeutung der Erinnerungsarbeit folgendermaßen: “Wir werden die Erinnerung an unsere Verschwundenen immer aufrechthalten. Vergessen würde bedeuten, dass die Täter ihr Ziel, unsere Liebsten auszulöschen, erreicht hätten. In dem wir weiter für ihre Rechte kämpfen, machen wir die Erinnerung an sie lebendig. Die Verschwundenen werden für immer leben.“

Neben der individuellen Komponente habe die Erinnerungsarbeit eine wichtige kollektive Aufgabe. So seien Archive und Orte der Erinnerung wichtig, um Menschenrechtsverletzungen öffentlich sichtbar zu machen und zu dokumentieren, erklärte Gabriella Citroni, Mitglied der UN-Arbeitsgruppe gegen unfreiwilliges oder gewaltsames Verschwindenlassen.

Erinnerungsarbeit stellt dominierenden Diskurs in Frage

Im Webinar waren sich die UN-Expert*innen sich einig, dass es kein explizites Recht auf Erinnerungsarbeit in den bisherigen internationalen Abkommen und Normen des Verschwindenlassens gibt. Aber die Aufgabe sei in den festgeschriebenen Rechten wie Wahrheit, ein Ende der Straflosigkeit und Nicht-Wiederholung inbegriffen. Die Umsetzung der Rechte sollte durch die jeweiligen Staaten garantiert werden und diese sollten daher aktive Erinnerungsarbeit betreiben.

Genau das geschieht jedoch vielerorts nicht. Horacio Ravenna, Mitglied des UN-Ausschusses gegen Verschwindenlassen, wies auf die Beteiligung des Staates in Fällen von gewaltsamem Verschwindenlassen hin. Er führte aus, dass die Erinnerungsarbeit ein historisches Gedächtnis aufbaue, das in vielen Fällen den dominierenden Diskurs in Frage stelle. Verschwundenen haftet in vielen Ländern das Stigma an, dass es für ihr Verschwindenlassen schon gute Gründe gebe, weil sie in illegale Machenschaften verwickelt seien. Erinnerungsarbeit könne dieses Bild geraderücken und die Verantwortlichkeiten benennen, erklärte Federico Andreu, Menschenrechtsanwalt bei der kolumbianischen Kommission von Juristen (CCJ). Er betonte auch, dass hinter der bisherigen und erfolgreichen Erinnerungsarbeit zivilgesellschaftliche Kräfte stecken.

Wandbild in Berlin erinnert an Verschwundene

Auch in Deutschland setzt sich die Zivilgesellschaft für die Verschwundenen ein. Die deutsche Koalition gegen Verschwindenlassen hat in diesem Jahr den Verschwundenen in Berlin ein Denkmal gesetzt. In Zusammenarbeit mit der Galerie Neurotitan entstand in den Hackeschen Höfen ein haushohes Wandbild mit Portraits und Namen von Verschwundenen. Durch eine Siebdruckaktion kamen die Vertreter*innen der Koalition ins Gespräch mit Passant*innen und konnten so auf die Hintergründe und Einzelschicksale der Verschwundenen eingehen.

Solche und andere Aktivitäten sind als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Verschwindenlassens und zur Aufrechterhaltung des politischen Drucks auf die jeweiligen Staaten nötig. Wir alle müssen uns dafür einsetzen, dass Fälle des Verschwindenlassens aufgeklärt und nicht wiederholt werden.

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