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Schlechte Karten für Zivilgesellschaft beim World Urban Forum Abu Dhabi

In Abu Dhabi findet gegenwärtig das zehnte "World Urban Forum" der Vereinten Nationen statt. Diese internationale Konferenz zur Stadtentwicklung befasst sich mit den enormen Herausforderungen der weltweiten Urbanisierung und präsentiert vor allem technische Lösungen. Eine starke Zivilgesellschaft ist aber ebenfalls erforderlich, um ein humanes Miteinander in den Städten der Zukunft sicherzustellen

Von Dr. Ingrid Jacobsen am
Plenarsaal

Plenarsaal WUF 10 Abu Dhabi

Alle zwei Jahre richtet das "United Nations Human Settlement Programm" der Vereinten Nationen (UN - Habitat) das "World Urban Forum (WUF)", eine internationale Veranstaltung zu den Herausforderungen der weltweiten Stadtentwicklung aus. Dieses Forum hat keinerlei gesetzgebenden Kompetenzen, hier werden keine Deklarationen oder Entwicklungsziele diskutiert. Globale Stadtkonferenzen wie zuletzt die Habitat III Konferenz 2016 in Quito mit starken politischen Zielsetzungen finden nur alle 20 Jahre statt. In den Zwischenzeiten gilt deswegen das WUF als internationale Plattform, auf der unterschiedlichste Akteure internationaler Organisationen und staatlicher Stellen, der Wissenschaft, der Privatwirtschaft, der philanthropischen Stiftungen und nicht zuletzt der Zivilgesellschaft zeitnah technische Neuerungen und Ideen vorstellen, Informationen austauschen und sich vernetzen.

Starke Dominanz der Privatwirtschaft

Unter dem Motto "Cities of Opportunities - Connecting Culture and Innovation" findet das diesjährige WUF zur Zeit (8. - 13. Februar 2020) in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate statt. Dem Motto folgend befassen sich sehr viele Veranstaltungen insbesondere des Privatsektors mit der Vorstellung von technischen Innovationen im Bereich Klimaschutz, Mobilität, Infrastruktur und Wohnungsbau und können dort sehr eindrückliche Erfindungen vorweisen. Großes Thema sind dabei mögliche Finanzierungsgrundlagen für die immensen Kosten, die gegenwärtige Urbanisierungsraten und geplante technische Neuerungen mit sich bringen. Kaum eine Veranstaltung kommt ohne den Verweis aus, dass ohne eine massive Beteiligung des Privatsektors im Stadtbereich nichts zu bewegen sei.

Der Gott der Daten

Ohne eine breite Datenbasis scheint dabei auch nichts zu gehen. Dem gegenwärtigen Hype der Digitalisierung folgend, befasst sich ein großer Anteil der Veranstaltungen mit Datenerfassung: Zählungen, Messungen, Erstellungen von Bewegungsmustern, Hochrechungen und Interpolationen machen einen großen Teil der angebotenen Vorträge aus. Insbesondere in informellen Siedlungen werden Daten dabei häufig ohne die Beachtung von Regeln zum Datenschutz gesammelt und Persönlichkeitsrechte werden missachtet. Allzu oft sind diese Daten später frei im Internet für jedermann verfügbar. Wer diese Daten dann später für welche Zwecke nutzen kann und möchte, bleibt auch auf Nachfrage meist ungeklärt.

Schwere Zeiten für die Zivilgesellschaft

Für die Zivilgesellschaft steht diese Konferenz unter keinem guten Stern. Abu Dhabi ist ein „teures Pflaster“, die Anreise ist in den allermeisten Fällen nur per Flugzeug möglich, preiswerte Unterkünfte gibt es kaum, Transport- und Lebensmittelpreise in der Stadt sind hoch. Entsprechend konnten zivilgesellschaftliche Organisationen, die wenig finanzielle Mittel oder externe Finanzierungen haben, also die meisten, keine Vertreter nach Abu Dhabi schicken. Aufgrund der vorherrschenden Regime in den Vereinigten Arabischen Emiraten und ihren Nachbarstaaten gab es auch keine nennenswerte Beteiligung von zivilgesellschaftlichen Akteuren aus der Region. Kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft waren auf den Podien schwach vertreten. Gegenpositionen zu den Privatisierungstendenzen und zum Digitalisierungswahn waren entsprechend dünn gesät.

Die Menschen müssen im Mittelpunkt stehen

Technische Lösungen und eine noch so gute Datenlage allein werden die Herausforderungen der weltweiten Urbanisierung jedoch nicht lösen können. Auch sollte bei allen finanziellen Notwendigkeiten nicht vergessen werden, dass die Privatwirtschaft eine Interessengruppe ist, und die unregulierte "unsichbare Hand des Marktes" nicht das vorherrschende Instrument sein kann, die Interessen der unterschiedlichen Stadtbewohner in einer fairen Weise auszugleichen. Es sind die Menschen in den Städten, die ihre Nachbarschaften am besten kennen, und die ihre Bedürfnisse in einer sich rasant verändernden Welt am besten benennen können. Urbane Nachbarschaften haben ein großes Innovationspotential. Die dort lebenden Menschen brauchen eine starke Stimme. Zivilgesellschaftliche Beteiligungsmechanismen auf allen Ebenen, der lokalen, der nationalen und auch der internationalen Ebene sind notwendig, um auch finanziell schwachen und wenig einflussreichen Gruppen die Möglichkeit zu geben, die Stadtentwicklung mitzubestimmen. Anfangen muss die Beteiligung der Zivilbevölkerung schon bei der Gestaltung und der Formate internationaler Stadtkonferenzen, einschließlich der Orte ihrer Ausrichtung.

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