Blog

"I can't breathe", sagt Afrika

In den USA wurde der Afroamerikaner George Floyd im Mai 2020 während einer gewaltsamen Verhaftung von Polizisten getötet. Weltweit gab es großes Bestürzen über diese Tat. In den USA kam es zu Ausschreitungen und Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Million Belay veröffentlichte ein Statement zu dem Tod von George Floyd und dem strukturellen Rassismus, der auch Afrika im Würgegriff hält.

Von Isabelle Uhe am
General Coordinator AFSA

Million Belay ist Koordinator der Partnerorganisation von Brot für die Welt "Alliance for Food Sovereignty in Africa" (AFSA). Dies ist die Übersetzung seines Statements vom 7. Juni 2020 aus dem Englischen:

Seitdem ich das Video vom Tod von George Floyd am 25. Mai in Minneapolis, Minnesota, gesehen habe, wie er von einem Polizisten getötet wurde, der sich für NEUN MINUTEN auf den Nacken von George kniete, während dieser nach seiner toten Mutter rief und um Gnade bettelte, bin ich bestürzt und wütend, wie die meisten Menschen unterschiedlichster Herkunft auf der ganzen Welt.Ich habe die Unruhen in den USA und auf der ganzen Welt beobachtet und mich gefragt, ob dies nur ein weiteres vorübergehendes Ereignis sein wird oder ob sich wirklich ein Wandel am Horizont abzeichnet.

Wir wissen, dass dieser systemische Rassismus vor vier Jahrhunderten begann und durch endlose und vielfältige rechtliche und politische Prozesse dazu bestimmt war, einem Teil einer Gesellschaft zu nützen. Alle anderen Systeme sind diesem System und alle anderen Menschen sind dieser einen Menschengruppe unterzuordnen, von denen eine große Zahl darum kämpft, das Privileg zu behalten, das sie für ihr alleiniges Recht halten.

Für mich ist das Knie am Hals von George Floyd auch ein Symbol dafür, wie der Neoliberalismus und der damit verbundene Neokolonialismus sein Knie auf den Nacken Afrikas legt. Ich höre Afrika sagen: "Ich kann nicht atmen.“

Es gibt viele Wege, auf denen die Machthaber ihr Knie auf den Nacken unseres Kontinents legen, aber konzentrieren wir uns darauf, was in der Landwirtschaft passiert: Für mich haben die Mächte, die unsere landwirtschaftliche Zukunft beeinflussen, eine Erzählung geschaffen, die so einfach und kraftvoll ist und die immer wieder erzählt wurde, dass sie in unsere DNA eingedrungen ist. Uns wird gesagt, dass unser Saatgut alt ist und zu wenig Leistungsvermögen hat, um uns Nahrung zu geben, dass es gekreuzt und genetisch verändert werden muss, um von Nutzen zu sein; uns wird gesagt, dass wir mehr Kalorien brauchen und dass wir uns auf Saatgut von wenigen Nutzpflanzen konzentrieren sollen; uns wird gesagt, dass wir unser Land nicht effektiv nutzen und dass es denen gegeben werden sollte, die es besser nutzen können; uns wird gesagt, dass unser Wissen über die Landwirtschaft rückständig ist und wir uns mit dem Wissen aus dem Westen modernisieren müssen; uns wird gesagt, dass wir, wenn wir uns nicht auf wenige Grundnahrungsmittel und die Produktion für den Markt konzentrieren, an die Subsistenzwirtschaft gefesselt bleiben werden; und uns wird gesagt, dass wir unseren Boden mit Kunstdünger und Pestiziden vollpumpen müssen, wenn wir genug Nahrung produzieren wollen. Für all dies, so sagt man uns, brauchen wir Unternehmen, die Milliarden von Dollar investieren und ohne diese Retter aus dem Norden können wir uns nicht ernähren.

Unsere Welt wird einfach nur dadurch definiert, mehr zu produzieren und nicht dadurch, dass wir gesunde, nahrhafte und kulturell angepasste Lebensmittel herstellen, ohne die Umwelt zu schädigen.

Eine Kohorte von Akteuren, darunter „Philanthropiekapitalisten“, Hilfsorganisationen, Regierungen, akademische Einrichtungen und Botschaften, arbeitet daran, diese Erzählung Wirklichkeit werden zu lassen. Sie sprechen davon, die afrikanische Landwirtschaft zu transformieren, aber was sie tun, ist, einen Markt für sich selbst zu schaffen, was geschickt in einer schön klingenden Sprache formuliert wird.

Das Knie im Nacken von George Floyd ist dasselbe Knie, das auch auf unserem Nacken liegt.

Es ist dasselbe Knie, das den Kolonialismus in Afrika rechtfertigte.

Es ist dasselbe Knie, das Afrika nicht für das sieht, was es hat, sondern für das, was ihm fehlt.

Diejenigen, die ihr Knie auf unseren Nacken legen, sehen uns als dumm, unzivilisiert, barbarisch, ahnungslos und von Krankheiten befallen an, die von einem allwissenderen und mächtigeren Menschengeschlecht kontrolliert und gelenkt werden müssen.

Wir können in Afrika nicht atmen, da die politischen Räume auf dem Kontinent von externen Akteuren und ihren Kohorten, den Pagen, überfüllt sind. Sie schaffen eine kraftvolle Erzählung, sie gestalten unsere Politik nach ihren Bedürfnissen, sie beeinflussen unsere Gesetzgebung, sie formulieren unser Bildungssystem so, dass die Produkte dieses Systems ihren Zweck erfüllen. Und sie verunglimpfen unsere Kultur, so dass wir unsere verlieren und uns ihren Kulturen unterordnen.

Sie müssen uns nicht physisch in die Knie zwingen, weil ihre Kultur und ihre Ideen bereits übernommen wurden. Das Knie auf unseren Hälsen ist jetzt das Knie unserer Brüder und Schwestern, es hat verschiedene Farbschattierungen, aber es stammt aus derselben Quelle, von denen, die meinen, dass die Welt ihnen gehört. Es kommt von einer tiefen Verachtung und Verachtung für unsere Existenz.

Ich glaube, der einzige Weg, dieses Knie zu entfernen und wieder atmen zu können, besteht darin, das Knie zu erkennen, seine Arbeitsweise zu verstehen und uns zu organisieren, um uns zu verteidigen. Sonst wird es uns schwerfallen, überhaupt ans Atmen zu denken.

Jetzt spenden Unterstützen Sie uns

Lachender Junge

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

50 € (Spendenbeispiel) Mit 50 € kann z.B. eine Permakultur-Schulung in Malawi finanziert werden. So lernen Familien, wie sie dank Permakultur auch in den Dürre-Perioden frisches Obst und Gemüse ernten können.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

50 € (Spendenbeispiel) Mit 50 € kann z.B. eine Permakultur-Schulung in Malawi finanziert werden. So lernen Familien, wie sie dank Permakultur auch in den Dürre-Perioden frisches Obst und Gemüse ernten können.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

Bitte eine gültige Eingabe machen

Als Fördermitglied spenden Sie regelmäßig (z.B monatlich)