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Wie empfinden wir eigentlich Zeit?

Seit fünfeinhalb Monaten ist Leonie jetzt in Kamerun. Und genau fünfeinhalb Monate bleibt sie noch. Halbzeit also, da sich die Einsatzplätze des Freiwilligenprogramms in Schulen und Kindergärten nach den Sommerferien in Kamerun richten. Und der richtige Moment, etwas über Zeit zu reflektieren.

Von Freiwilligendienst Nord-Süd am

Manchmal können sich noch nicht mal mehr die Motorad-Taxis durch den dichten Verkehr schlängeln.

Vor meinem Abflug in Deutschland kamen mir elf Monate ziemlich lang vor und ich hatte echt Angst vor Heimweh. Auf dem Vorbereitungsseminar wurde uns zwar immer wieder erzählt, dass die Zeit wie im Flug vergeht, aber ich konnte mir das nicht vorstellen. Nach vier Monaten in Kamerun war ich dann ziemlich traurig, dass die Zeit so schnell verflogen war. Ich hatte zwar schon viel erlebt, wollte aber noch viel mehr Erfahrungen sammeln. Heimweh dagegen hatte ich kaum gehabt. Jetzt, nach der Hälfte der Zeit, würde ich einerseits gerne noch viel länger hier in Kamerun bleiben, andererseits freue ich mich aber schon darauf, meine Familie und meine Freundinnen und Freunde in Deutschland bald wiederzusehen.

Auf der einen Seite vergeht die Zeit wie im Flug, auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass die Uhr hier viel langsamer tickt.

Erstens verändert sich das Klima hier kaum, sodass man nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Denn statt vier ziemlich verschiedener Jahreszeiten wie in Deutschland, gibt es in Kamerun nur zwei Perioden: die Regen- und Trockenzeit. Da es in der Trockenzeit aber auch ab und zu mal regnet und die Temperatur in beiden Zeiten bei um die 30 Grad liegt, hat man das Gefühl, dass die Zeit stehenbleibt.

Zweitens ist das kamerunische Lauftempo ein anderes. Die Kameruner, mit denen ich bis jetzt unterwegs war, laufen viel langsamer als ich. Zwar laufe ich auch in Deutschland sehr schnell, was meine Freundinnen beim gemeinsamen Shoppen immer etwas genervt hat, aber selbst meine Freundinnen laufen schneller als die Kameruner. Aber manchmal laufe ich hier auch sehr langsam, da das Hetzen in der prallen Sonne oft anstrengend ist, langsames Laufen gemütlicher ist und man so mehr von der Umgebung mitbekommt.

Am Anfang des Jahres hat mich die kamerunische Art der Pünktlichkeit oft genervt, zumal ich in Deutschland immer sehr auf die Zeit geachtet habe. So haben wir uns beispielsweise mit Kamerunern für abends bei uns Zuhause verabredet. Diese kamen dann aber erst anderthalb Stunden später oder haben erst eine Stunde später abgesagt. Noch toller ist es, wenn dir eine Person sagt, dass sie dich um 6:30 morgens abholt, man sich deshalb um 5:45 aus dem Bett quält, und die Person erst um 7:20 ohne Entschuldigung kommt...

Mittlerweile habe ich mich aber an die etwas andere Pünktlichkeit gewöhnt und angepasst. So komme ich jetzt oft selber später als verabredet, bin aber trotzdem pünktlich. Ich finde es ziemlich genial, dass ich mir hier so keinen Stress machen muss. Da meine Armbanduhr sowie meine Ersatzarmbanduhr kaputt gegangen sind, trage ich jetzt keine Uhr mehr, sodass ich nicht mehr merke, wenn Leute zu spät kommen. Außerdem lade ich Kameruner nicht mehr für abends zu mir nach Hause ein, sondern besuche sie lieber, sodass ich unnötiges Warten verhindere.

Aber manchmal stört mich die kamerunische Pünktlichkeit dann doch. Zum Beispiel, wenn die meisten Chorsänger in „meinem“ Kirchenchor vor der Sonntagsmesse viel später zum Einsingen kommen, sodass kaum noch Zeit zum Lieder-Üben bleibt.

Witzig finde ich, dass viele Kameruner „J’arrive“ sagen, wenn sie den Raum verlassen. Sie sagen also, dass sie kommen, obwohl sie ja gerade gehen. Gemeint ist, dass sie wiederkommen; aber ob das in fünf Minuten oder einer Stunde geschieht, bleibt offen.

Text und Bilder: Leonie Funke

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