Immer mehr Unternehmen setzen sich öffentlich für den Klimaschutz und die Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ein. Ihre Unternehmenspraxis sieht jedoch oft anders aus. Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung entlang der Lieferketten transnationaler Unternehmen sind immer wieder Gegenstand der Klagen von Betroffenen, vor allem im Globalen Süden. Und auch nicht-nachhaltige Produktionsprozesse sind weiterhin gang und gäbe. So setzt in Deutschland beispielsweise die Automobilindustrie weiterhin auf den SUV-Boom, d.h. die Produktion großer, schwerer Wagen mit vergleichsweise hohem Schadstoffausstoß. Der Umsetzungsprozess der Agenda 2030 wird von einer wachsenden Anzahl von Wirtschaftsakteuren als willkommene Gelegenheit gesehen, den Diskurs in ihrem Sinne zu prägen und politische Entscheidungen entsprechend zu beeinflussen.
Zur Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer SDGs müssen Unternehmen jedoch vom "business as usual" abkommen und ihre Produktionsweisen grundlegend ändern. Für eine tatsächliche Transformation hin zu einer nachhaltigen und klimaschonenden Wirtschaftsweise bedarf es mehr als schöner Worte.
Ein neues Briefing und ein englischsprachiges Arbeitspapier von Brot für die Welt, Global Policy Forum und MISEREOR zeigen auf, dass das Engagement der Wirtschaft für die SDGs und der Unternehmenseinfluss auf den SDG-Diskurs mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden sind. Sie betreffen die Botschaften, Problemanalysen, Lösungsvorschläge und die von führenden Wirtschaftsvertreter/innen propagierten Governance-Modelle.
Unternehmen spielen bei der Umsetzung der SDGs zweifellos eine wichtige Rolle. Diese Rolle anzuerkennen darf jedoch keinesfalls bedeuten, die weitere Akkumulation von privatem Reichtum und wirtschaftlicher Macht zu fördern, die Tür für den Einfluss der Wirtschaftslobby auf die Politik weiter zu öffnen und die Verantwortung zu ignorieren, die einige Industriesektoren für die Verschärfung genau derjenigen Probleme tragen, die durch die Agenda 2030 bewältigt werden sollen. Es ist notwendig, dass Regierungen und Parlamente ihre politische Gestaltungsmacht für die sozial-ökologische Transformation zurückgewinnen, verbindliche Regeln für den Bereich Wirtschaft und Menschenrechte etablieren und den Unternehmenseinfluss auf die Politik grundsätzlich begrenzen.