Dass weltweit immer noch 152 Millionen Kinder unter sklavenähnlichen Bedingungen hart arbeiten müssen und deshalb nicht zur Schule gehen können, ist ein Skandal. Wir dürfen das nicht hinnehmen, sondern sollten uns mit aller Kraft für die ausgebeuteten Kinder einsetzen - für Ihre Befreiung, für ihr Recht auf Bildung, für Ihr Recht, in Sicherheit, Geborgenheit und Würde aufwachsen und ihre Talente entfalten zu können.
Darin waren sich am 9. Januar im Hörsaal 1.02 im Neuen Palais Potsdam alle einig, nachdem sie den Film „The Price of Free“ über die Arbeit des Friedensnobelpreisträgers und langjährigen Brot-für-die-Welt-Partners Kailash Satyarthi gesehen hatten. Ein Film, der vielen unter die Haut ging, weil er sehr einfühlsam veranschaulicht, welche seelischen und körperlichen Wunden Kinder davontragen, die in dunklen Kellern, stickigen Fabrikhallen oder gar Steinbrüchen zu harter Arbeit gezwungen werden - viele bis zu 12, manche sogar bis zu 16 Stunden pro Tag.
Der gemeinsame Blick auf die ausbeuterische Kinderarbeit
Im Rahmen der Kampagne "100 Million" hatten die Brot-für-die-Welt-Jugend, die evangelische und die katholische Studierendengemeinde Potsdam, die Grüne Hochschul- sowie die örtliche UNICEF- und Amnesty International-Gruppe zu der Filmvorführung mit anschließender Diskussion eingeladen.
Für das Gespräch über den Film stand die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen und Potsdamer Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock zur Verfügung, die wie mehrere andere prominente Politikerinnen und Politiker verschiedener Parteien die Kampagne "100 Million" unterstützt.
Gesetzliche Regelungen müssen her
Was können wir, was kann jede und jeder einzelne von uns ganz konkret gegen ausbeuterische Kinderarbeit tun? Vor allem diese Frage stand im Mittelpunkt der Diskussion nach dem Film.
Annalena Baerbock, Juristin mit dem Schwerpunkt Völkerrecht, machte keinen Hehl daraus, dass ihrer Meinung nach vor allem verbindliche und sanktionsbewährte internationale Vereinbarungen notwendig seien - und auch auf nationaler Ebene gesetzliche Regelungen, die Firmen zwingen, ihre Lieferketten transparent zu machen und ihren unternehmerischen Sorgfaltspflichten gerecht zu werden. „Mit dem Freiwilligkeitsprinzip kommen wir hier nicht weiter“, so Baerbock. Sie hoffe, dass es im Rahmen der Weiterentwicklung des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) zu mehr Verbindlichkeit komme, so Baerbock.
Mangelnde Transparenz bei Siegeln
In der Diskussion wurde zudem deutlich, dass es auch im „Siegeldschungel“ mehr Wahrheit und Klarheit bedarf, damit Konsumentinnen und Konsumenten zuverlässigere Orientierungshilfen bekommen, um verantwortungsbewusste Kaufentscheidungen treffen zu können.
Leider sind neben dem vertrauenswürdige Fairtrade-Siegel auch viele andere Zertifikate auf dem Markt, von denen manche sehr einfach zu bekommen sind und keine unabhängigen und unangemeldeten Kontrollen vorsehen.
Hier müsste der Staat einschreiten, klare Kriterien vorgeben und auch deren Einhaltung überprüfen, damit bei den Zertifizierungssystemen Spreu von Weizen getrennt werden kann.
Beim Einkauf die Kosten für alle im Blick behalten
Die rund 90 überwiegend junge Menschen, die zu der Veranstaltung gekommen waren, verließen nachdenklich den Hörsaal. Einige wollen nun die Kampagne "100 Million" aktiv unterstützen und in ihrem Umfeld dafür werben. Und viele werden wohl den Appell von Annalena Baerbock im Ohr behalten, wenn sie zum Beispiel beim Klamottenkauf vor „Schnäppchen“ stehen, bei denen der Preis unglaublich gering und die Wahrscheinlichkeit aber sehr hoch ist, dass ausbeuterische (Kinder)Arbeit im Spiel ist: „Denkt an die, die dafür einen harten Preis bezahlen müssen!“