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Ist die Vision von sozialer Gerechtigkeit am Ende?

Was ist Armut, wo beginnt Ungerechtigkeit und was ist gerecht? Der Soziologe Oliver Nachwey gab den Impuls für die These, dass die Vision von sozialer Gerechtigkeit am Ende ist: Obwohl die Wirtschaft wächst, werden die unteren 30 Prozent der Gesellschaft vom wachsenden Wohlstand abgekoppelt.

Von Renate Vacker am

Von links: Eckhard Nagel, Cornelia Füllkrug-Weitzel, Bischof Zephania Kameeta, Oliver Nachtwey, Carolin Butterwegge und Moderator Ulf Schlüter

„Die Anzahl der Niedriglöhner ist mit neun Millionen auf historisch hohem Niveau. Erwerbstätigkeit schützt nicht mehr vor Armut“, so Nachtweys Fazit beim Hauptpodium des Kirchentags "Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich". Dabei gehe es nicht nur um Einkommen: „Mit dieser Ungleichheit entstehen zwei Welten. Für die unteren wird der Aufstieg immer schwerer. Wir produzieren eine Parallelgesellschaft, wo es keine demokratische Nähe mehr gibt.“

Carolin Butterwegge, sozial- und kinderpolitische Sprecherin im Landesvorstand Die Linke in NRW, beschrieb die Lage in „abgehängten“ Stadtteilen und sagte:  „Soziale Gerechtigkeit ist am Ende, wenn man sich die Einkommen und Vermögen in Deutschland ansieht.“ Diese Spaltung spürten viele Menschen. „Bildung allein würde Probleme der Verteilungsgerechtigkeit nicht lösen“, so Butterwegge.

Keine demokratische Nähe

Der Medizinprofessor Eckhard Nagel legte dar, dass die Lebenserwartung von Männern niedrigem Einkommen fast zehn Jahre geringer ist und dies obwohl die medizinischen Leistungen für alle weitestgehend gleich sind.

Bischof Kameeta aus Namibia verglich die Erde mit einem Haus mit vielen Räumen und sagte: „Wir können nicht sagen, was im anderen Raum passiert, geht mich nichts an.“

Nicht Gleichmacherei, sondern gleiche Bürgerrechte

Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Präsidentin von Brot für die Welt, erinnerte daran, dass schon die Gründer von Brot für die Welt 1959 nicht nur aus Barmherzigkeit, sondern auch aus Verantwortung gehandelt haben: „Nach dem Ende der Kolonien gab es keine Kompensation, die Besitzverhältnisse blieben gleich.“

In einem zweiten Impuls erinnerte Nachtwey daran, dass der Sozialstaat errungen wurde: „Wir haben vielleicht vergessen, wie stark der Sozialstaat darauf beruht hat, dass Menschen dafür aufgestanden sind.“ Der wichtigste Slogan war soziale Gerechtigkeit, es ging um Einkommen und um Würde. In der Arbeiterbewegung, später in der Frauenbewegung ging es nie nur um Geld. Als wichtigsten Streik der Gegenwart nannte Nachtwey den der Erzieherinnen. Ihr Slogan war Anerkennung. „Soziale Gerechtigkeit heißt nicht Gleichmacherei, sondern gleiche Bürgerrechte und das als Weltgesellschaft“, so Nachtwey.

Damit sich Armut nicht vererbt, forderte Butterwegge: „Wir müssen Lebenswelten für Kinder aufwerten, wir brauchen eine Stadtentwicklungspolitik und z.B. gute Spielplätze in schlechten Vierteln.“

Zu einer Vision von sozialer Gerechtigkeit gehöre auch Gesundheits-Kompetenz, so Nagel. Diakonie und Caritas könnten wesentlich dazu beitragen, Kompetenz und Begleitung in der Medizin zu realisieren.

Bedingungsloses Grundeinkommen - das Zukunftsmodell?

Bischof Kameeta berichtete, dass sein Land die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens in die Welt getragen habe: „Jetzt diskutiert man überall darüber. Es gibt Menschen, die durch die sozialen Netze fallen, deshalb brauchen wir das bedingungslose Grundeinkommen.“

Füllkrug-Weitzel: „Entwicklung geht nur mit Empowerment. Es bedarf großer Anstrengungen, Beteiligung und Rechte einzufordern. Wir kommen nicht darum, die planetarischen Grenzen zu bewahren und Menschen zu helfen, ihre Rechte einzufordern. Wir werden aufhören müssen, auf Kosten anderer zu leben.“

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