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Digitaler Handel polarisiert

Das Versprechen auf eine verbesserte Teilhabe des Globalen Südens in einer digitalisierten Wirtschaft, beruht auf der Hoffnung, die Entwicklungsländer könnten dank neuer, digitaler Märkte einen größeren Anteil des Weltmarkts für sich verbuchen als auf dem analogen Markt. Wie sieht die Realität aus?

Von Sven Hilbig am

In der Tat sind die Wachstumsraten auf den neuen Märkten beträchtlich. Nach Angaben der UNCTAD  steigt der digitale Handel jährlich um annähernd 38 Prozent.

Liberalisierung in der WTO

Einer der Gründe für diese hohen Wachstumsraten ist die Liberalisierung des Marktes für immaterielle Güter. Unter immateriellen Gütern sind alle jene (virtuellen) Waren zu verstehen, die online produziert, gehandelt und  konsumiert werden, wie bspw. Software, E-Books und digitale Filme. Zur Liberalisierung dieser Güter wurde schon vor längerer Zeit im Rahmen der WTO ein entsprechendes Abkommen verabschiedet: Unmittelbar nach der Gründung der Welthandelsorganisation WTO (1995) hatten die führenden Industrienationen bereits auf die Verabschiedung eines Abkommens zur Liberalisierung des Informations- und Technologiemarktes gedrängt– mit Erfolg. Im Mittelpunkt des im Jahr 1998 verabschiedeten, gleichnamigen Abkommens, steht ein  Zollfreiheitsmoratorium auf elektronisch hergestellte, gehandelte und per Download konsumierte Produkte. Aufgrund der Zollbefreiung werden die (ausgewählte) Produkte günstiger und damit attraktiver für die Konsumenten.

Wie sieht die globale Handelsbilanz 20 Jahre nach dem Inkrafttreten des Informations- und Technologieabkommens aus? Konnten die Entwicklungsländer davon profitieren? Der von der UNCTAD 2015 entwickelte E-Commerce-Index gibt Aufschluss. Demnach belegen die Entwicklungsländer (fast) durchgehend die hinteren Plätze. Nur wenige Länder liegen unter den ‚Top 50‘, darunter Schwellenländer, wie Chile und Uruguay, die seit langer Zeit über eine wettbewerbsstarke (analoge) Wirtschaft verfügen.

In Anbetracht des sehr geringen Digitalisierungsgrades der Länder kann dieses Ergebnis nicht wirklich überraschen. In den am wenigsten entwickelten Ländern verfügen in der Regel weniger als 20 Prozent der Bevölkerung über einen Internetanschluss; in Niger und Bangladesch sind es gerade einmal zwei Prozent.

Auch der UNCTAD-Bericht ‚Rising Product Digitalisation and Losing Trade Competitiveness‘ von 2017  macht die extrem ungleiche Verteilung beim digitalen Handel deutlich: Beim Handel mit elektronischen Gütern vereint der asiatisch-pazifische Raum 51 Prozent der weltweiten Handelsvolumina; gefolgt von Europa (24 Prozent) und Nordamerika (23 Prozent). Afrika, Lateinamerika und der Nahe Osten vereinen zusammengenommen(!) lediglich 2 Prozent. Zum Vergleich: Beim analogen Handel entfallen auf Afrika und Lateinamerika noch annährend 8 Prozent. Damit ist das Gefälle zwischen den Weltregionen beim digitalen Handel noch größer als beim analogen Handel.

Einzige Ausnahme: China

Lediglich ein (ehemaliges) Entwicklungsland, gehört zu den Gewinnern beim Handel mit elektronischen Gütern: China. Das Reich in der Mitte, das in den 1990er Jahren noch ein Nobody bei der Herstellung elektronischer Produkte war, hat vor ein paar Jahren das Mutterland der Digitalisierung, die USA, beim Export dieser Produkte nicht nur eingeholt, sondern weit hinter sich gelassen. Mit einem Marktwert von rund 13 Milliarden US$ liegt China beim Export immaterieller Güter unangefochten an der Spitze, weit vor Deutschland (8 Milliarden US$) und den USA (6 Milliarden US$).

Dabei war lange Zeit nicht zu erwarten, dass China in der digitalen Wirtschaft eine wichtige Rolle einnehmen wird, da sie die Anbindung an das (globale) Internet zunächst einschränkten. Langfristig erwies sich die chinesische Vorgehensweise, durch gezielte Wirtschaftsförderung der Informations- und Kommunikationstechnologie und dem Aufbau eigener Plattformen, jedoch als der richtige Weg.

Am kommenden Montag erscheint der Beitrag ‚Leapfrogging dank Digitalisierung?'

 

 

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