Im ersten Jahr lebte ein quirliger Kameruner bei uns und bereicherte unseren Familientisch mit seinen vielen Fragen und politischen Debatten. Im zweiten Jahr war es eine Costa Ricanerin, die es nicht leicht hatte mit der deutschen Sprache, die aber in Windeseile lernte, Skat zu spielen. Das hat so manchen Abend am heimischen Küchentisch bereichert. Aktuell ist es wieder ein Kameruner: ein feiner, zurückhaltender Mensch, aber hoch interessiert an unserem Land, seiner Sprache und seiner Lebensweise – auch wenn er zuweilen den Kopf schüttelt. Die Bedeutung von Adventskalendern hat sich ihm so recht nicht erschlossen. Und unser leckeres deutsches Brot wird wohl niemals zu seiner Leibspeise werden. Muss es ja auch nicht. Aber Bier ist okay. Er singt mit in unserem Chor, wo in den letzten Jahren immer wieder kamerunische Freiwillige sich eingebracht haben. Auch solche, die nicht bei uns wohnten. Wer weiß – vielleicht starten wir ja mal ein deutsch-kamerunisches Musik-Projekt?
So bereichert die Begegnung mit Menschen unser Leben. Und das unserer Freund*innen gleich mit. Mal mehr, mal weniger intensiv. Und wenn jemand sich nicht Hals über Kopf mit uns anfreunden möchte, ist das auch in Ordnung so. Umso schöner, wenn es doch passiert. Die Welt nimmt so Platz an unserem Tisch – und wir können ein wenig an Gastfreundschaft zurückgeben, die wir selbst und unsere Kinder an vielen Orten und von vielen Menschen auf der Welt erfahren haben. Und wir erleben immer wieder: Schönes wird schöner und Belastendes nur halb so belastend, wenn man es teilt. Also teilen wir – und werden bereichert dadurch.
Gastfamilie oder Gastgeber*in zu sein ist schön und gelegentlich anstrengend und hilft uns, unseren Blick auf die Welt zu schärfen, andere Perspektiven nachzuvollziehen und bringt uns manches näher, was wir vorher nicht gesehen oder verstanden haben. Es fordert uns heraus, unsere Position klar zu machen. Wie in jeder WG und jeder anderen Familie eben auch: man genießt die anderen und rollt gelegentlich mit den Augen – aber missen möchte man sie nicht. Insofern kann ich das Dasein als Gastfamilie oder Gastgeber*in allen geselligen Leuten nur wärmstens empfehlen.
Bild und Text: Sabine von Bargen