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Bits und Bäume

Führt uns die Digitalisierung in eine nachhaltige Zukunft? Was ist mit den Menschen im globalen Süden? Profitieren sie vom technologischen Wandel? Die Konferenz ‚Bits und Bäume‘ bringt Umweltaktivisten, entwicklungspolitische NGOs und digitale Menschenrechtler zusammen und diskutiert diese Themen

Von Sven Hilbig am

Wie viel wiegt ein Bit?

Ob unsere Zukunft sozial und ökologisch nachhaltig gestaltet wird, hängt wesentlich davon ab, inwieweit es uns gelingt, die in der Agenda 2030 formulierten Globalen Nachhaltigkeitsziele umzusetzen. Unser gegenwärtiges Wirtschafts- und Lebensmodell betreibt Raubbau an der Natur und erlaubt lediglich einem Teil der Menschheit ein Leben in Würde und Wohlstand. Während Tausende von  Menschen in Brasilien oder dem Kongo umgesiedelt werden, damit weitere Bodenschätze abgebaut werden können, profitiert die globale Mittelklasse davon industrielle Fertigprodukte  kostengünstig kaufen zu können und in Regionen zu leben in denen moderne Industrien nach wie vor den Grundstock für Wohlstand bilden. Die im globalen Süden lebenden und arbeitenden Partnerorganisationen von Brot für die Welt sind hingegen in zunehmendem Maß von der wachsenden Zahl an Projekten zum Abbau von Kupfer, Coltan und Lithium betroffen. Wird die Digitalisierung eine Wende bringen und diese einseitigen Beziehungen verändern? 

Nach Ansicht verschiedener Akteure aus Politik und Wirtschaft bietet die Digitalisierung gute und vielfältige Möglichkeiten zur Förderung eines ökologischen Wirtschaftens. Sie versprechen sich eine sogenannte Entmaterialisierung unserer Produktions- und Konsummuster. Dahinter steht die Idee, digital hergestellte Produkte würden weniger Rohstoffe benötigen als ihre analogen Vorgänger. Berechnungen der Deutsche Rohstoffagentur (DERA) als auch verschiedenen Rohstoffkonzerne und Wirtschaftsverbände prognostizieren hingegen jetzt schon einen massiven Anstieg des Verbrauchs metallischer Rohstoffe (von  bis zu 200 Prozent und mehr!) aufgrund der Investitionen in die sog. Zukunftstechnologien. „Ohne einen vermehrten Import von Rohstoffen keine Energiewende, keine Elektromobilität, keine schnellen Breitbandnetze und keine Industrie 4.0“, so der Bund der Deutschen Industrie (BDI). Sollten sich diese Prognosen bewahrheiten, dann würden die Menschen im globalen Süden, nicht zu den Gewinnern, sondern den Leidtragenden des technologischen Fortschritts gehören. Eine Auseinandersetzung mit der Digitalisierung ist damit auch eine Frage globaler Gerechtigkeit.

Bewegungen zusammenbringen!

In den letzten Jahrzehnten sind gesellschaftsverändernde Bewegungen gewachsen, die ihrer jeweils eigenen Utopie folgen: Sie kämpfen dafür, die Natur und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten, für faire Arbeitsbedingungen ohne Ausbeutung, für eine Eindämmung der Macht von Konzernen und gegen die Zerstörung des Planeten. Sie setzen sich ein für demokratische Teilhabe, für nachhaltige Produktions- und Konsumweisen, für gerechten Handel zwischen dem globalem Süden und dem Norden sowie für verbindliche Regeln für die Wirtschaft im Sinne dieser Ziele. Andere Communities arbeiten konkret daran, die Digitalisierung so zu gestalten, dass Bürgerrechte, Schutz der Privatsphäre, Datenschutz, Souveränität und Demokratie für eine offene Gesellschaft gewahrt sind. Sie stehen ein: Für einen freien Zugang zum Wissen der Mächtigen! Für eine Kultur des Miteinander-Teilens! Für eine überwachungsfreie digitale Welt! Für flache Hierarchien, globale Vernetzung und Dezentralität. Für Selbstbestimmung und Menschenrechte angesichts eines Zeitalters der Künstlichen Intelligenz und der Übermacht globaler Internet-Monopole.

Bislang agieren Umweltaktivist/innen, digitalen Menschenrechtler/innen und entwicklungspolitische Organisationen oft nebeneinander. Sie bieten Lösungsansätze und Ideen für ihre jeweils eigenen Themen, die inzwischen nicht nur Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, sondern sogar fast jeden Haushalt erreicht haben. Beide wollen die Welt verstehen, aber vor allem aktiv gestalten. Sie sehen, dass wesentliche Veränderungen für ein ‚gutes Leben’ sowie eine gerechte und zukunftsfähige Gesellschaft nötig sind. Doch eine ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit kann nur gemeinsam gelingen – dafür müssen diese Bewegungen zusammenkommen, voneinander lernen, die Gemeinsamkeiten ihrer Utopien erkennen und diese mit neuer Wucht umsetzen!

Gemeinsam die Zukunft gestalten: ökologisch, sozial und digital!

Wie also kann Digitalisierung zur nachhaltigen Transformation der Gesellschaft beitragen? Wie kann Nachhaltigkeitsdenken die Techie-Szene inspirieren, sodass die Digitalisierung langfristig Bürgerrechte und individuelle Freiheiten garantiert? Wie können beispielsweise erneuerbarer Strom und intelligente Netze mit vereintem Wissen weiterentwickelt werden? Welche Rolle spielen die drei Facetten der Nachhaltigkeit für stabile Tech-Communities? Welche ökologischen Chancen stecken in digitalen Anwendungen etwa für Klima- und Ressourcenschutz? Wie kann die digitale Gesellschaft demokratisch und gerecht gestaltet und zugleich darauf ausgerichtet sein, die Grundlagen unseres Lebens auf diesem Planeten zu bewahren?

Unter diesen Leitfragen steht „Bits &Bäume“ als eine offene Vernetzungskonferenz – für neue Perspektiven bei einer Digitalisierung mit Nachhaltigkeit! Wir wollen gegenseitigen Austausch, wir brauchen aktive Vernetzung. Dafür wollen wir

  • unterschiedliche Szenen, Akteure und Organisationen in die Diskussion bringen,
  • Schnittstellen zwischen Nachhaltigkeitsthemen und einer umsichtigen Digitalisierung herausarbeiten,
  • visionäre Lösungen finden und mit gemeinsamer Vehemenz umsetzen.

Neben Vorträgen wird es Raum geben für Diskussionsrunden sowie für die Planung von Projekten und Kampagnen, die die unterschiedlichen Communities verbinden: Hands-on-Workshops, Aktivisten-Infotische, Sofas oder Hackathons. „Bits & Bäume“ soll politisieren und den Auftakt geben für gemeinsame Positionen zu einer nachhaltigen Digitalisierung und wider demokratiefeindliche Trends. Zwei Konferenztage geben Anstoß für intensiven Austausch und politische Aktivitäten. Neben Akteuren aus zivilgesellschaftlichen Organisationen richten wir uns auch ausdrücklich an die interessierte Öffentlichkeit.

Die Konferenz für Digitalisierung und Nachhaltigkeit findet am 17. und 18. November 2018 an der Technischen Universität Berlin statt. Sie wird organisiert von Brot für die Welt, BUND, Chaos Computer Club, DNR, Forum Informatiker/innen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, Germanwatch, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Konzeptwerk Neue Ökonomie, Netzpolitik.org, Open Knowledge Foundation Deutschland und dem Fachgebiet Sozial-ökologische Transformation  der TU-Berlin.

Die Veranstaltungsplanung und -organisation wird Nachhaltigkeitskriterien entsprechen: Wir achten bei der Nutzung und Bereitstellung digitaler und analoger Infrastrukturen auf Ressourcenschonung, Datenschutz und Gemeinwohlorientierung gleichermaßen und stellen unsere Erfahrungen und Materialien offen zur Verfügung.

 

 

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Lachender Junge

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