Für Hiba Slah Abu Abas ist Bildung ein Schlüssel für die Zukunft: „Es ist so wichtig, Jugendliche zu unterstützen“, sagt Hiba Salah Abu Abas. „In diesem Alter können sie entscheiden, was sie tun wollen, und ihre Zukunft aufbauen“, fügt die junge Jordanierin hinzu. Sie lebt in Amman, der Hauptstadt des Landes, wo sie einen vom Lutherischen Weltbund (LWB) veranstalteten Kurs besucht hat, in dem sie gelernt hat, wie man z.B. mit Spiel- und Animationsmethoden einen möglichst spannenden Unterricht für Jugendliche gestaltet – für einheimische Heranwachsende, aber auch die große Gruppe der 12.-18 Jährigen, die zu den Flüchtlingskindern aus Syrien und Irak gehören.
Für den kleinen Wüstenstaat Jordanien ist die Lage alles andere als einfach: Das Land mit 6,5 Millionen Einwohnern ermöglicht seinen Kindern kostenlosen Zugang zu den öffentlichen Schulen. Seit einigen Jahren hat mehr als jeder zehnte Einwohner die Flucht aus den Kriegsgebieten in Syrien und Irak hinter sich. Diese Schulen wurden durch die hohe Zahl der Schülerinnen und Schüler vor große Herausforderungen gestellt. An manchen Schulen wurde der Zwei-Schicht-Betrieb eingeführt und die Unterrichtstunde von 45 auf 35 Minuten verkürzt. Jordanische Eltern befürchteten Nachteile für ihre Kinder, was neben der angespannten Arbeitsmarkt- und Wohnsituation zusätzlich zu Spannungen zwischen ihnen und den Flüchtlingen führte.
Um diese Lage zu entspannen und um vor allem Bildungsstandards für alle Schülerinnen und Schüler zu sichern, hat der Lutherische Weltbund, der 145 lutherische Kirchen in 79 Ländern vereint, ein Bildungsprojekt für die Gemeinden in Zarqa und Amman begonnen, das Spannungen abbauen und neuen Unterrichtskonzepten Raum bieten soll.
Hinter dem Bildungsprojekt steht ein vom LWB gemeinsam mit nationalen Ausbildern und dem Bildungsministerium entwickeltes kultur-sensible Trainingskonzept zu den Themen Bewegung, Spiel und Sport, gewaltfreie Kommunikation, „Protection“ (Schutz), Hygiene- und Umweltbewusstsein. Mit dem dort erlernten Fachwissen und der praktischen Anleitung bilden sie das Personal an ausgewählten Projektschulen fort. Durch Schulkomitees, bestehend aus Lehrenden, Eltern und Schülern, wird das Projekt an den Schulen begleitet. Besonders Eltern von syrischen und irakischen Flüchtlingskindern sind aufgefordert, sich im Komitee zu engagieren oder an den unterschiedlichsten Veranstaltungen teilzunehmen. Zusätzlich sollen diese Aktivitäten auch in die jordanischen Gastgemeinden hineinwirken.
Nicht alle Kinder und Jugendliche werden auf diesem Weg erreicht: Trotz kostenlosem Schulbesuch gehen insbesondere viele Flüchtlingskinder nicht in die Schule. Oft können sie sich fehlende Schulmaterialen und Uniformen nicht leisten oder sie müssen ihre Eltern unterstützen. In Zusammenarbeit mit Kirchen und Basisorganisationen wird mit dem Projekt möglich mit Jugendlichen wieder Kontakt aufzunehmen, sie auszustatten mit dem Nötigsten und ihren Schulbesuch enger zu begleiten. Wenn auch das nicht hilft, geht es um Vorbereitung auf Leben und auf eine Beschäftigung, sowohl durch individuelle Unterstützung als auch durch die Teilnahme an Workshops. Für eine professionelle Beratung der Jugendlichen werden Freiwillige und Mitarbeitende fortgebildet.
Das Projekt richtet sich in erster Linie an syrische und irakische Flüchtlinge, doch auch jordanische Kinder und Jugendliche und auch die jordanischen Schulen sollen einen bleibenden Nutzen davon haben – ein lebensnahes Bildungsmodell liefert den Grundstein für ein friedliches Zusammenleben.
Ansprechpartnerin: Ilonka Boltze
Kontakt: asien@brot-fuer-die-welt.de