Die Deutsche Bahn steigt um. Ab sofort wird in allen ICE- und IC-Fernverkehrszügen fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt. Auch Tee und heiße Schokolade stammen aus fairem Handel. Damit macht die Deutsche Bahn einen großen Schritt in Richtung mehr Nachhaltigkeit und zeigt, dass soziale Gerechtigkeit nicht dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb zum Opfer fallen muss.
Als ein Urgestein der Fair-Handels-Bewegung, als Gesellschafter des Fair-Handels-Hauses GEPA, als Mitbegründer von TransFair (Fairtrade Deutschland) und zugleich als überzeugter Bahnkunde hat sich Brot für die Welt schon lange dafür eingesetzt, dass fairer Kaffee auf die Schiene kommt. Es war klar: Allein angesichts der Zahlen (2016 wurden an Bord von ICE und IC mehr als 10 Millionen Tassen Kaffee getrunken) wäre es ein echter Gewinn, wenn die DB die Weichen auf Fairen Handel stellt. Von der Öffentlichkeitswirksamkeit ganz zu schweigen.
Schon vor mehreren Jahren hatte Brot für die Welt daher durch verschiedene Aktionen versucht, die Deutsche Bahn vom Fairen Handel zu überzeugen. 2010 antwortete die DB allerdings noch, dass ein Umstieg auf fairen Kaffee zwar überlegt, aber dann aufgrund der Mehrkosten verworfen worden sei.
2014 stärkte die Europäische Union dann in einer Richtlinie ausdrücklich die Möglichkeiten zur Einbindung umweltbezogener und sozialer Nachhaltigkeitskriterien in öffentlichen Ausschreibungen. Zugleich positionierte sich die Bahn immer stärker als ökologisch nachhaltigere Alternative zu Flugzeug und Auto.
Im November 2015 trat Brot für die Welt daher gemeinsam mit MISEREOR erneut mit der Deutschen Bahn in Kontakt. Die Botschaft lautete: Der Schienenverkehr und die verstärkte Nutzung von Ökostrom durch die Deutsche Bahn sind wichtige Beiträge für den Umweltschutz. Doch soziale Nachhaltigkeit ist ebenso wichtig! Verdienst und Arbeitsbedingungen der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Globalen Süden dürfen uns nicht egal sein.
Die Reaktionen der DB zeigten, dass die Botschaft bei dem Unternehmen auf fruchtbaren Boden fiel. Bei der Bahn machte man sich offensichtlich bereits ähnliche Gedanken. Es folgten Gespräche und Überlegungen. Bald darauf startete - unabhängig von den bisherigen Entwicklungen - Melanie Weigel eine Online-Petition, mit der sie den DB-Vorstand aufforderte, fair gehandelten Kaffee zum Zug kommen zu lassen. Mit unermüdlichem Einsatz schaffte sie es, am Ende über 70.000 Unterschriften zu sammeln. Sie bewies damit, welches Interesse diesem Thema entgegenkam und wie man erfolgreich "Lobbyarbeit von unten" für eine gute Sache machen kann.
Und nun ist es endlich so weit: Die Bahn bietet fair gehandelten Kaffee an. Ein großer und wichtiger Schritt.
Und hoffentlich ein Vorbild für weitere Unternehmen.
Übrigens: Wenn man seinen eigenen Mehrwegbecher mitbringt, bekommt man im Bordbistro 20 Cent Preisnachlass.
Thank you for choosing Fair Trade today! Denn Nachhaltigkeit geht uns alle an.