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Fairer Handel verändert die Gesellschaft

Der Faire Handel hat nicht nur positive Auswirkungen in den Ländern der Produzentinnen und Produzenten. Eine Pilotstudie zeigt die Wirkungen des Fairen Handels in Deutschland. Sie wurde auf der Internationalen Grünen Woche an Entwicklungsminister Müller überreicht.

 

Von Ehemalige Mitarbeitende am

Wenn heute von den Wirkungen des Fairen Handels die Rede ist, denkt man zuallererst an die positiven Effekte, die er für rund 1,65 Millionen Produzentinnen und Produzenten, Arbeiterinnen und Arbeiter in Afrika, Asien und Lateinamerika hat.

Doch wenn man den Fairen Handel nur auf die Wirkungen im Globalen Süden reduziert, greift man zu kurz. Als er um das Jahr 1970 herum aus der Taufe gehoben wurde, verband man mit dem damals noch als „Dritte-Welt-Handel“ bezeichneten Modell vor allem ein Ziel: eine Bewusstseinsbildung. Den unzähligen Menschen, die sich in Kirchengemeinden, Gruppen und Initiativen für den Verkauf fair gehandelter Produkte engagierten, ging es nicht zuletzt darum, über den Verkauf von Waren Botschaften zu vermitteln. Sie wollten auf die Ungerechtigkeiten im Welthandel aufmerksam machen, verdeutlichen, was unser täglicher Konsum mit Armut und Benachteiligung in anderen Teilen der Welt zu tun hat und einen Weg zeigen, an diesem Missverhältnis etwas zu ändern. Mit einer solchen Informations- und Bildungsarbeit wollten sie den Grundstein für eine langfristige Veränderung der Gesellschaft hin zu mehr weltweiter Gerechtigkeit legen.

Fairer Handel hat deutsche Gesellschaft verändert

Der Faire Handel ist also vor über vierzig Jahren angetreten, um die deutsche Gesellschaft zu verändern. Und das, so eine aktuelle Studie, ist ihm gelungen. Die Untersuchung mit dem Titel „Verändert der Faire Handel die Gesellschaft?“ wurde heute auf der Eröffnungsveranstaltung der Internationalen Grünen Woche an Bundesentwicklungsminister Gerd Müller überreicht.

Diese Studie, die von Brot für die Welt, Misereor, TransFair, dem Forum Fairer Handel und Engagement Global in Auftrag gegeben und begleitet wurde, ist die erste ihrer Art. Obwohl im Fairen Handel die Wirkungen in Deutschland immer im Fokus standen, ließen sie sich bislang nur schwer belegen. Während es bereits verschiedene Untersuchungen gibt, die dem Fairen Handel positive Wirkungen bei den Produzentinnen und Produzenten bescheinigen, fehlten solche für die Seite der Konsumentinnen und Konsumenten völlig. Das lag auch daran, dass diese Wirkungen nur sehr schwer zu fassen sind: Ein verändertes Bewusstsein, eine gesteigerte Aufmerksamkeit für Fragen globaler Gerechtigkeit und die Rolle des Fairen Handels dabei lassen sich nur schwer nachweisen.

Wirkung wissenschaftlich belegt

Das saarländische CEval-Institut, das mit der Studie beauftragt worden war, hatte also eine schwere Aufgabe vor sich. Und so war schnell klar, dass die Studie sich auf den Zeitraum der Jahre 2000 bis 2015 konzentrieren muss und eine Pilotuntersuchung darstellt, die weitere Analysen nach sich ziehen soll. Schon jetzt aber kommt CEval in seiner Untersuchung zu dem (wissenschaftlich vorsichtig formulierten, aber aus Sicht des Fairen Handels sehr erfreulichen) Schluss:

„In der Gesamtschau lässt sich feststellen, dass im Untersuchungszeitraum der Jahre 2000 bis 2015 eine Reihe von Veränderungen im Sinne der vom Fairen Handel angestrebten Wirkungen zu beobachten war. Sowohl in Zivilgesellschaft, Politik und öffentlicher Verwaltung als auch bei Handel und Herstellern sowie bei den Konsument*innen konnte, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß, ein Trend hin zu einem veränderten Bewusstsein und Verhalten festgestellt werden. Die Ergebnisse der Studie lassen zudem den Rückschluss zu, dass die Fair-Handels-Bewegung mit ihrem Engagement […] zu dieser Entwicklung relevante Beiträge geleistet hat.“ (S. 169)

Das bedeutet im Klartext: Fairer Handel wirkt! Und zwar sowohl bei denen, die die Waren produzieren, als auch bei denen, die sie kaufen. Die Überzeugung, dass der Faire Handel ein Erfolgsmodell ist, war ein Grund dafür, dass die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt und Misereor den Fairen Handel von Anfang an unterstützt und aufgebaut haben. Sie zogen dabei an einem Strang mit zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern, die den Fairen Handel heute zur größten entwicklungspolitischen Bewegung machen und die es erst ermöglicht haben, dass Fairer Handel heute eine so breite Anerkennung und Glaubwürdigkeit genießt. Während das Engagement früher vor allem von Aktionsgruppen und Weltläden getragen wurde, sind heute weitere Formen der Unterstützung hinzugekommen. In Kommunen, an Universitäten und Schulen formieren sich beispielsweise Gruppen, die sich für Fairen Handel stark machen. Und das ist auch wichtig, denn die Herausforderungen sind trotz aller Erfolge nicht geringer geworden. Eine weitere Schlussfolgerung der Studie: Es „bleibt zu konstatieren, dass noch zahlreiche ‚dicke Bretter‘ zu bohren sind, um tatsächlich strukturelle Veränderungen zu erreichen“ (S. 169).

Das kann als Aufruf verstanden werden. Es hängt von uns allen ab. Also bleiben wir dran!

 

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