Weil ihr Leben durch Krieg und Gewalt bedroht ist, sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Auf dem Weg in vermeintlich sichere Gebiete nehmen sie große Anstrengungen und Gefahren auf sich.
Dutzende "gewaltige" Konflikte weltweit
Im Jahre 2015 hat es weltweit 43 Konflikte mit „Gewalt hoher Intensität“ gegeben. 19 davon werden nach dem Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung als Kriege kategorisiert. Einige dieser Konflikte dauern bereits seit Jahren an und sind Grund dafür, dass Menschen keine Perspektive für sich sehen und Schutz in der Fremde suchen.
Afrika, Asien, Lateinamerika, Naher Osten...
Traurige Beispiele für gewaltsam eskalierte Konflikte sind der Südsudan, die Zentralafrikanische Republik, Afghanistan, Syrien und der Irak. Auch Burundi und Ruanda sind bereits seit vielen Jahren als Krisenregionen mit Millionen von Vertriebenen und Schutzsuchenden bekannt – ebenso wie Ost-Timor und Aceh, Kambodscha, Vietnam, Abchasien und Armenien/Aserbaidschan sowie Kolumbien, Guatemala, Honduras und Mexiko, um nur einige der Regionen auf der Welt zu nennen, in denen aufgrund von Gewalt und Krieg Menschen auf der Flucht sind.
Was wir in Deutschland mit Krieg und Gewalt weltweit zu tun haben
Das hat auch mit uns in Deutschland zu tun: Denn viele der genannten Konflikte sind auch Folgen politischer Entscheidungen in Deutschland (Rohstoff-, Klima-, Wirtschafts-, Rüstungs-, Sicherheits-, Innen- und Handelspolitik). Politik und Handeln der Gesellschaft müssen darum auch bei uns darauf abzielen, Gewalt vorzubeugen und Konflikte gewaltfrei auszutragen, statt anderen, oft wirtschaftlichen, Interessen Vorzug einzuräumen. Darauf hinzuwirken ist auch Aufgabe der Kirchen und ihrer Hilfswerke. Die Förderung von Friedensarbeit, konstruktive Konfliktbearbeitung und friedenspolitische Lobbyarbeit sind für uns daher integraler Teil unserer entwicklungspolitischen Arbeit.
Was tut Brot für die Welt?
Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst setzt sich dafür ein, dass Konflikte nicht gewaltsam ausgetragen werden. Wenn Entwicklungszusammenarbeit friedensfördernd ausgerichtet ist, kann sie einen Beitrag zur Prävention von Gewalt leisten. Eine belastbare Alternative zu Gewalt und Unrecht aufzeigen zu können, schafft das größte Potential für friedliche Entwicklung. Das setzt jedoch langfristiges, konfliktsensibles Engagement und enge Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen vor Ort voraus. Wenn die Ursachen von Konflikten frühzeitig erkannt werden, können die lokalen Organisationen unterstützt werden, gewaltfreie und friedliche Methoden anzuwenden.
Aus den Erfahrungen unserer Partnerorganisationen lernen wir, dass die erfolgreiche Transformation von Konflikten von gewalttätiger zu friedlicher Austragung dort gelingt, wo das Friedenspotenzial der Bevölkerung explizit gestärkt wird. Hierzu müssen die Vernetzung von Akteuren ausgebaut und die Menschenrechts- und Friedensarbeit eng miteinander gedacht werden. Wir fördern so friedliche Konfliktlösungen, die Aufrechterhaltung der Handlungsspielräume von Zivilgesellschaft, Versöhnung und die Verhinderung weiterer Gewalteskalation.
In der politischen Arbeit bemüht Brot für die Welt sich, Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Politikfeldern und die konflikttreibenden Wirkungen deutscher Außen- und Entwicklungspolitik, aber auch Rohstoff-, Klima-, Rüstungs-, Sicherheits-, Wirtschafts-, Innen- und Handelspolitik aufzuzeigen. Die Arbeit an Fluchtursachen erfordert ein Umdenken in den unterschiedlichen Handlungsfeldern und eine friedensfördernde Ausrichtung, die nicht immer den unmittelbaren kurzfristigen Eigeninteressen, jedoch langfristigen Bedürfnissen nach Stabilität, Frieden und menschlicher Sicherheit entspricht.
Was fordert Brot für die Welt?
Lokale Friedenspotentiale stärken
Zentral für die Prävention von gewaltsamen Konflikten ist die Unterstützung friedensbereiter Kräfte zur Früherkennung von Konfliktursachen, zur friedlichen Konfliktbeilegung und Versöhnung nach der Gewalteskalation. Daher muss die lokal betroffene Zivilgesellschaft in eigenständiger Verantwortung beteiligt werden, ihre Sicht und ihre Analyse bei der Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten einzubringen.
Beendigung von Waffenexporten
Insbesondere die Einschränkung des internationalen Waffenhandels muss zentrales Element einer präventiven Politik sein. Deutschlands Rolle als einer der größten Exporteure von Klein- und Leichtwaffen, einhergehend mit einer mangelnden Endverbleibskontrolle, hat dazu geführt, dass in nahezu jedem gewaltsam eskalierten Konflikt deutsche Waffen im Einsatz sind. Daher setzen wir uns mittelfristig für einen kompletten Stopp von Kleinwaffenexporten ein.
Friedenspolitisches Leitbild
Wir setzen uns dafür ein, dass eine „Friedenslogik“ anstatt einer „Sicherheitslogik“ zur Orientierungslinie des politischen Handelns Deutschlands wird. Dies bedeutet, dass wir ganz im Sinne der neuen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sowohl alle nach innen als auch außen gerichteten politischen Handlungsfelder im Hinblick auf gewalt- und krisenpräventive, friedensfördernde Politik durch Deutschland ausrichten müssen.