(Nürnberg) Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen wird von ökumenischen Initiativgruppen kritisch unterstützt. Die 17 UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung knüpfen inhaltlich an den jahrzehntelangen Einsatz von Christen und Kirchen für Gerechtigkeit,
Frieden und Bewahrung der Schöpfung an. Das erklärten Mitglieder der ökumenischen Netze in Deutschland auf einem "Ratschlag" in Nürnberg am 09.10.2016 im Caritas-Pirckheimer Haus.
Der rasche Klimawandel, die auseinandergehende Schere zwischen reich und arm sowie die Versuchung zu militärischen Konfliktlösungen machen ein breites Engagement erforderlich. Für die großen christlichen Hilfswerke referierten von "Brot für die Welt" der Experte Daniel Jüttner, von „Misereor" Dr. Klaus Schilder und vom "Forum für Umwelt und Entwicklung" als zivilgesellschaftlichem Dachverband Marie-Luise Abshagen. Aus Bern reiste Dr. Beat Dietschy an, bis vor kurzem Zentralsekretär von „Brot für alle“ in der Schweiz.
Die Initiativen weisen auf einen Widerspruch in den Zielen der Vereinten Nationen hin. Sie bestehen einerseits angesichts der lebensgefährdenden Übernutzung der Erde auf ökologische Verträglichkeit jeder Entwicklung. Andererseits setzen sie auf ein Ressourcen verbrauchendes Wirtschaftswachstum auch in den industrialisierten Ländern. Hier werde deutlich, dass die Entwicklungsziele der UNO eben Kompromisse bei widerstreitenden Interessen sind. Die Finanzierung und Überprüfbarkeit können bislang nicht als gesichert gelten. Die Teilnehmenden zeigen sich überzeugt, dass eine Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ohne Änderung des Wirtschaftssystems nicht möglich ist. Ein gutes Leben für alle verlange vor allem für die Industrieländer einen völlig neuen Pfad, der hier auf ein "Genug" setze. Entsprechende Aussagen kommen sowohl von den Vollversammlungen des ökumenischen Rates, einer Plattform für eine halbe Milliarde Christen, als auch von Papst Franziskus für die katholische Kirche. Die ökumenischen Initiativen in Deutschland wollen einen Beitrag für die Verbreiterung der Diskussion über die nachhaltigen Entwicklungsziele leisten. Sie sehen Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Glaubensrichtungen sowie mit Gewerkschaften und neuen sozialen Bewegungen oder der Wissenschaft. Vor allem möchten sie Beispiele für neue Wege des Wirtschaftens auf der Ebene von Gruppen und Gemeinden wie auch die Diskussion über eine neue Wirtschaftsweise fördern.
Aus ökumenischen Basisinitiativen entstanden u.a. die „Eine-Welt-Läden“, die Mikrocredit-Bank „Oikocredit“ oder die „Erlassjahr“-Kampagne, sie sind bis heute tragende Säulen der Friedensbewegung und des Engagements für Klimagerechtigkeit.
Ökumenische Netze treffen sich regelmäßig deutschlandweit zur Beratung. Eine Versammlung fand mit mehr als 500 Teilnehmenden 2014 in Mainz statt unter dem Motto„Die Zukunft, die wir meinen – Leben statt Zerstörung“.
Kontakt: Stiftung Oekumene, Lindenspürstr. 30, 70176 Stuttgart. V.i.S.P. Pfr. Ulrich Schmitthenner. E-Mail: ecunet@t-online.de.