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Weltsozialforum: Von nassen Bauern und trockenen Tüchern

Wer sich aus dem ständigen Regen von Tunis in einen Seminarraum gerettet hat, hört beim Weltsozialforum keine trockene Vorlesung. Im lebhaften Austausch mit den Bäuerinnen und Bauern von La Via Campesina geht es um Landwirtschaft, Klimawandel und Ernährungssouveränität.

 

Von Ehemalige Mitarbeitende am

Es regnet in Tunis. Mal seicht, mal in Fäden, mal aus Kübeln. Nicht nur beim Marsch zur Eröffnung des Weltsozialforums blieb kein Haar trocken – auch am heutigen zweiten Tag sitzen viele Teilnehmende durchnässt und manchmal bibbernd in den Seminaren.

„Bei uns ist Regen ein Segen“, freut sich eine Bäuerin aus Nordchile. In ihrer eh trockenen Heimat fällt seit Jahren aufgrund des Klimawandels gar kein Tropfen mehr vom Himmel. Im Hörsaal lauschen etwa 50 Personen ihren Worten, die parallel in drei verschiedene Sprachen übersetzt werden. Wer keine Kopfhörer bekommen hat, schart sich um die Dolmetscher. Über das Internet ist der Rest der Welt zugeschaltet – so jedenfalls die Hoffnung der Veranstalter.

Die Veranstalter – das sind Mitglieder von La Via Campesina, einer weltweiten Bewegung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, deren Arbeit von Brot für die Welt unterstützt wird. Es geht um den Klimawandel, seine Folgen für die Landwirtschaft und Möglichkeiten, im Agrarbereich den CO2-Ausstoß zu begrenzen. Eine Öko-Bäuerin aus Südfrankreich stellt klimafreundliche Kompostierungstechniken vor, eine Simbabwerin Speicher für karges Regenwasser. Ein Aktivist aus Bangladesh berichtet, wie sich dortige Landwirte an eine geänderte Abfolge der Jahreszeiten anpassen.

Henk Hobbelink von der Nichtregierungsorganisation GRAIN – auch ein Brot für die Welt-Partner – bringt die Bedeutung der Landwirtschaft für den Klimawandel auf den Punkt: „Die Hälfte der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase ist auf unser heutiges Ernährungssystem zurückzuführen.“ Gerodete Wälder für Weideflächen, industrieller Ackerbau mit chemischen Düngemitteln, lange Transportwege zu den Konsumenten tragen alle zum Klimawandel bei. Eine Alternative ist Ernährungssouveränität – ein Versorgungssystem durch kleinbäuerliche Betriebe, die nachhaltig arbeiten und ihre Produktion vor allem lokal vertreiben.

Eine Amerikanerin aus dem Plenum pflichtet bei – und wirbt dafür, unsere Ernährung auf lokale und saisonale Produkte umzustellen. Im Hörsaal trifft das auf offene Ohren. Bei den versammelten Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ist der lokale Vertrieb ihrer Lebensmittel eh längst in trockenen Tüchern.

Als Christine, die Öko-Bäuerin aus Südfrankreich, die Veranstaltung beschließt, nieselt es draußen. Unter Regenschirmen, Jacken und Transparenten hüpft man über Pfützen. Eigentlich schade, dass wir nicht in Nordchile sind.

 

P.S.: Dass in Nordchile wegen Überschwemmungen am selben Tag der Notstand ausgerufen wurde, das wusste zum Zeitpunkt der Veranstaltung noch niemand. Hunderte Menschen sind betroffen. Extreme Wetterereignisse wie diese werden auf den Klimawandel zurückgeführt.

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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