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Soziale Sicherheit und Ernährungssicherung

Um flächendeckend Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sind staatliche soziale Sicherungssysteme unabdingbar.

 

Von Dr. Luise Steinwachs am

Soziale Sicherheit gewährleistet die Schaffung und die Erhaltung der Lebensgrundlagen und damit auch den Zugang zu angemessener und ausreichender Nahrung. Als ein ganzheitlicher Ansatz beinhaltet Soziale Sicherung eine ausreichende Gesundheitsversorgung, Zugang zu Bildung, Wohnen und Einkommen. Sie ist daher ein wichtiges Instrument für die Sicherung der Lebensgrundlagen.

Menschen mit begrenzter Selbsthilfefähigkeit leben häufig in einer unsicheren Ernährungssituation. Hierzu zählen u.a. alte Menschen und Menschen mit Behinderung, aber auch Kinder und Jugendliche. Daneben bedrohen Krisen wie Krankheit, Ernteausfälle, Naturkatastrophen und Konflikte die Ernährungssicherheit von einzelnen Menschen, Familien oder ganzen Bevölkerungsgruppen. Auch Personen im erwerbsfähigen Alter können in Lebenssituationen geraten, in denen die Lebensgrundlagen und somit auch die Ernährungssicherheit durch staatliche Leistungen hergestellt werden müssen, weil es keine oder keine ausreichenden Möglichkeiten gibt, Einkommen zu erwirtschaften. Soziale Sicherungssysteme sollen neben einer möglicherweise akuten Situation auch den Aufbau und die Förderung von Fähigkeiten und Kapazitäten zur Sicherung der Lebensgrundlagen im Blick haben.

Um flächendeckend Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sind staatliche soziale Sicherungssysteme unabdingbar:

  • Maßnahmen der sozialen Sicherung fördern unmittelbar den Zugang zu Nahrung durch die Erhöhung und Kontinuität des zur Verfügung stehenden Einkommens. Dies ist insbesondere im Kontext saisonalen Einkommens relevant. Sozialtransfers werden meist prioritär für Ernährung verwendet.
  • Soziale Sicherung erhöht außerdem das Potential, Krisen wie Ernteausfälle zu überstehen, da nicht auf Überlebensstrategien zurückgegriffen werden muss, die wiederum die Erhaltung der langfristigen Lebensgrundlagen gefährden wie der Verkauf von Besitz oder Produktionsmitteln.
  • Soziale Sicherungsprogramme begünstigen zudem die Produktion von Nahrungsmitteln im kleinbäuerlichen Kontext, da die Bereitschaft, Finanzmittel in die ländliche Produktion zu investieren, deutlich steigt.

Notwendig für die Teilhabe an sozialen Sicherungssystemen ist die Befähigung und Unterstützung ländlicher Bevölkerung einschließlich ländlicher formaler und informeller Institutionen. Komplizierte und langwierige bürokratische Vorgänge führen nicht selten dazu, dass berechtigte Personengruppen staatliche Leistungen nicht in Anspruch nehmen können.

Die Situation der Ernährungsunsicherheit weltweit

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO hat ihren Bericht 2015 (SOFI Report) vorgestellt. Dieser betont die Wichtigkeit sozialer Sicherungssysteme für die Erreichung des Ziels der Beseitigung von Hunger und Armut. Wie die FAO zeigt, trägt soziale Sicherheit direkt zur Reduzierung von Hunger, Armut und Fehlernährung dadurch bei, dass Einkommen gesichert werden und der Zugang zu Nahrung, Gesundheitsversorgung und Bildung verbessert wird.

Strategien für den Umgang mit Krisen und Schocks werden durch soziale Sicherung stabilisiert, so dass Menschen in ihrer Teilnahme und ihrem wirtschaftlichen Handeln gestärkt werden.

Die FAO-Publikation „Achieving Zero Hunger – The critical role of investments in social protection and agriculture“ (2015) führt zudem im Detail aus, wie soziale Sicherungssysteme aus dem Kreislauf von Armut und Hunger herausführen können. Soziale Sicherung wird als „Investition“ verstanden, nicht als Alimentierung.

Hier wird auch auf die Notwendigkeit verstärkter internationaler Finanzierung sozialer Sicherung verwiesen.

Der Verbindung von Sozialtransfers und Ernährungssicherung

Das Overseas Development Institute ODI kommt in seiner Studie zu Ernährung und sozialer Sicherheit (2014) zu folgenden Ergebnissen bezüglich der Wirksamkeit von Geldtransfers auf die Ernährungssicherung.

Zugang zu angemessener Ernährung: Damit Geldtransfers (cash transfers) für Ernährungssicherheit wirklich wirksam sein können, muss die Höhe der Cash-Transfer angemessen sein (z.B. in Bezug auf die Kosten eines angemessenen Nahrungsmittelkorbes oder als Beitrag zu monatlichen Konsumausgaben eines Haushalts). Sie müssen vorhersehbar, regelmäßig und für die jeweilig notwendige Zeitspanne gesichert sein. Auch müssen die verschiedenen ernährungsphysiologischen Bedürfnisse der Personen eines Haushaltes berücksichtigt werden.

Produktivität: Geldtransfers können sowohl zum Konsum als auch für Investitionen dienen. Diese Spannung zwischen den Zielen muss explizit berücksichtigt werden. Erwartungen an Cash-Transfer-Programme bezüglich der Förderung von Investitionen in produktive Aktivitäten sollte realistisch sein. Einfluss haben hier sowohl die Höhe des Transfers wie auch die Zeit, die für produktive Aktivitäten zur Verfügung steht. Dies ist insbesondere bei Frauen zu bedenken, die ggfs. mit familiärer Pflegearbeit und anderen Verantwortlichkeiten ausgelastet sind. Wichtig sind außerdem Überlegungen zum Zeitpunkt der Zahlungen (z.B. Einmalzahlungen oder regelmäßige Transfers) und zu saisonalen Gesichtspunkten. Die Glaubwürdigkeit der Programme, was meint, dass die Berechtigten davon ausgehen, dass die Transfers wirklich stattfinden werden, ist von wesentlicher Bedeutung für die Bereitschaft zu investieren. Es hat sich außerdem gezeigt, dass Programme von längerer Dauer notwendig sind für positive nachhaltige und systemverändernde Auswirkungen auf die Produktivität.

(Quelle: ODI 2014 Food and Nutrition (in-)Security and Social Protection)

Eine Welt ohne Hunger – eine Sonderinitiative des BMZ

Die Sonderinitiative der BMZ besteht aus den drei Globalvorhaben "Grüne Innovationszentren", "Bodenschutz und Bodenrehabilitierung", "Ernährungssicherung und Resilienzstärkung".  

 

„Das Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung konzentriert sich auf Haushalte, in denen die Ernährungslage besonders gefährdet ist, insbesondere auf Familien mit Schwangeren, Müttern und Kleinkindern. In diesen Haushalten soll der Zugang zu Nahrung verbessert und stabilisiert werden, so dass immer genügend Lebensmittel vorhanden sind. Auch soll die Qualität und Vielfalt der Nahrung erhöht werden.“ (BMZ, 2015)

Dafür ist die Verknüpfung von sozialer Sicherheit und Ernährungssicherung unabdingbar. Wichtig ist, soziale Sicherheit nicht nur als eine soziale Dienstleistung zu verstehen, die die Versorgung im Alter, bei Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit garantiert im Sinne von: „Zugang zu sauberem Trinkwasser, zu Gesundheitsversorgung und zu sozialer Sicherung.“ (BMZ 2015). Sondern soziale Sicherungssysteme fördern und stabilisieren umgekehrt auch die Ernährungssicherung durch staatlich verantwortete Systeme einschließlich Sozialtransfers. In diesem Sinne sollte das Ziel des Globalvorhabens verstanden werden:

 

„Ziel des Globalvorhabens ist, dass sich arme Haushalte jederzeit – auch in Zeiten von Hungerkrisen – ausreichend und gesund ernähren können.“ (BMZ, 2015)

Es wird sich zeigen, wie zukünftig Maßnahmen der sozialen Sicherung in die Sonderinitiative integriert werden. Dies ist unabdingbar, wenn die in Armut lebende Bevölkerung erreicht und gestärkt werden soll.

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