Somalia braucht eigene stabile Strukturen und eigene, gut ausgebildete Fachleute statt militärischer „Interventionen“. Das schreibt Helmut Hess, langjähriger Afrika-Experte von Brot für die Welt und der Schwesterorganisation Diakonie Katastrophenhilfe. Er engagiert sich seit seinem Ruhestand 2007 weiter in der ökumenischen Bewegung und besonders für Frieden am Horn von Afrika. In seinem Beitrag im Blog der Diakonie Katastrophenhilfe spricht er sich gegen Einsätze und „Interventionen“ von Streitkräften aus: „Eine nachhaltige Stabilisierung ist mit militärischen Mitteln allein nicht zu erreichen.“ Es bedürfe der Bereitschaft zu Verhandlungen mit allen Interessengruppen – auch mit Al-Shabaab.
Hess, scheidender Vorsitzender des Aufsichtsrats der somalischen Hilfsorganisation Daryeel Bulsho Guud, die auch Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe ist, bewertet die Aktionen der Militärs kritisch: „Begründet als Beitrag zur Stabilisierung haben externe militärische Interventionen eher zur Destabilisierung und zur Stärkung radikaler Gruppen beigetragen.“ Erfolgsversprechender seien dagegen Schritte, an denen alle Akteure beteiligt seien: die somalische Regierung, Anführer der Stammesgemeinschaften, Verantwortlichen der Religionen und Akteure der Zivilgesellschaft.
Der ehemalige Leiter der Afrika-Abteilung von Brot für die Welt betont, dass auch die Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe daher auf die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern setzen. Diese Partner arbeiten „kompetent und ohne politische Interessen mit der lokalen Bevölkerung zusammen“. Sie würden Programme zur dringenden Nothilfe und zur nachhaltigen Entwicklung unterstützen. Hess plädiert für strikte Neutralität von Hilfsorganisationen: „Unsere Erfahrungen zeigen, dass in Konfliktsituationen humanitäre Hilfe nur bei konsequenter Neutralität möglich ist.“ Das bedeute Verzicht auf politische Positionierung und Einmischung.