Irgendwann passten keine weiteren Menschen mehr in den Hörsaal des Informatikinstituts der Universität Tunis. Ein Workshop beim Weltsozialforum brachte etwa 120 Menschen zusammen, die über das Programm Neue Allianz für Ernährungssicherung in Afrika berieten. Die afrikanischen und europäischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen den Begegnungsraum des Weltsozialforums, um sich zu informieren, auszutauschen und gemeinsam Strategien zu schmieden.
Ihr Plädoyer war eindeutig: so wie das Programm jetzt ist, muss es beendet werden, denn es dient nicht den Interessen der Mehrheit der Nahrungsmittelproduzenten und -produzentinnen in Afrika, sondern öffnet die Märkte für Konzerne und Agrobusiness, wovon bestenfalls Großbauern profitieren.
Mamadou Goita, Generalsekretär von Roppa, dem Kleinbauernverband in Westafrika zeigte auf, dass die Neue Allianz für Ernährungsischerung, nur eine weitere Ausformung einer Politik ist, die auch mit der Grünen Revolution für Afrika (AGRA), Grow Afrika, NEPAD befördert wird. All diese Programme förderten ein Produktionsmodell, das für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern nicht geeignet ist. Sie machten den Anbau stark von externen Inputs abhängig und legten die Profite aus Vermarktung und Weiterverarbeitung in die Hände der Konzerne.
Fancis Ngang, Leiter von Indades Formation in der Elfenbeinküste sagte, es sei ein Mythos dass man mit der Neuen Allianz für Ernährungssicherung Kapital und neue Technologien in den Sektor. Er fragte kritisch nach, wer denn die Risiken für diese Agrarinvestitionen trage. Nach seiner Einschätzung sind die Vorteile und die Risiken zu Ungunsten der Bauern verteilt.Leicht könnten sich Bauern in einem solchen Produktionsmodell verschulden und obendrein ihre Ackerflächen verlieren.
In dem Workshop haben die Teilnehmerinnen und Teilnhemer das Grundgerüst für eine gemeinsamen Erklärung erarbeitet. Sie kritisierten das zugrundliegende Produktionsmodell, die Einflussnahme auf Gesetzgebung und staatliche Rahmenbedingungen zum Vorteil von Agrarinvestitionen, Saatgutmultis und Lebensmittelkonzernen. Auch sei der Zusammenschluss von den G7 Ländern mit zehn afrikanischen Staaten in der Organisations- und Lenkungsform verkehrt. Richtig wäre es, wenn die Governance eines solchen Programms bei dem internationalen Komittee für Welternährung läge. Die Erklärung soll in den nächsten Wochen in einem e-mail Austausch weiter ausgearbeitet werden und im Juni den Regierungen und dem Leitungkreis der Neuen Allianz geschickt werden.