Nachdem er heute morgen eine Bibelarbeit angeboten hatte, auf dem Roten Sofa Frage und Antwort gestanden hatte, fand Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier heute den Weg zum Stand der Diakonie Katastrophenhilfe auf dem Kirchentag in Stuttgart. In vielen Gesprächen antwortet er auf die Frage, wie er es ertrage, sein Amt in Zeiten solch zahlreicher Krisen und Konflikte auszufüllen, ohne zu resignieren. Steinmeier fragt sich das selbst: "Was hält Dich dabei immer wieder zu versuchen, die Welt einige Millimeter hin zum richtigen Weg zu verrücken?" Seine Antwort: "Nach jedem Rückschlag nach vorne schauen, den eignen Beitrag nicht zu überschätzen, aber auch nicht zu unterschätzen, da manches sich erst lanfristig auswirkt".
Gleicher Verständnis-Horizont
Zu den aktuellen Konflikten gehören die Kämpfe in der Ost-Ukraine. Steinmeier hält den Konflikt für lösbar - im Vergleich zur Situation in Nordafrika oder dem Mittleren Osten. "Wenn wir dort verhandeln, sprechen wir mit Menschen mit dem gleichen Verständnis-Horizont. Wir reden miteinander." Mit der IS könne man nicht reden.
Trotzdem sind die humanitären Folgen der Kämpfe sind täglich spürbar. Im Osten des Landes sind mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Innerhalb der Ukraine wurden etwa 630.000 Menschen vertrieben, knapp 600.000 Menschen fanden Zuflucht in den Nachbarländern der Ukraine - 455.000 davon in Russland.
UN-Logistik-Cluster musste Arbeit einstellen
Annette Wiebe von der Diakonie Katastrophenhilfe beschrieb Bundesaußenminister im Gespräch am Stand die aktuellen Hilfsmaßnahmen des evangelischem Hilfwerks. „Wir sind froh, das wir in den Gebieten der Separatisten genauso Hilfe leisten könen wie in den ukrainischen Gebieten. Aber der Zugang zu den betroffenen Familien wird durch die schwierige Sicherheitslage und die Bürokratie erschwert." Zudem musste das UN-Logistik-Cluster, das für viele Hilfsorganisationen den Transport der Hilfsgüter organisiert, die Arbeit vorläufig einstellen. Steinmeier meinte, dass seinem Ministerium die Situation bekannt sei, zumal er in der vergangenen Woche die Partner der Diakonie Katastrophenhilfe im Osten der Ukraine besucht hatte.
Unterstützung durch Auswärtiges Amt
Im Herbst 2014 startete die Diakonie Katastrophenhilfe ein umfangreiches Hilfsprogramm mit drei lokalen Partnern und erreicht damit etwa 10.000 Menschen - auch mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes. Die Mehrheit der Flüchtlinge sind Frauen, Kinder und alte Menschen. Viele der intern Vertriebenen bleiben nahe der vom Konflikt betroffenen Regionen in den Verwaltungsbezirken Charkiw, Donezk, Saporischschja und Luhansk. Die meisten fliehen ohne Hab und Gut und mit geringen finanziellen Reserven.