Es ist gut die Krankenhäuser nun schon zum zweiten oder dritten Mal zu sehen. So sehe ich, was sich in den letzten Monaten hier getan hat. So sehr im allgemeinen Leben Ebola keine Rolle mehr zu spielen scheint, so sehr ist es bis heute im Gesundheitssystem präsent, auch wenn es keine aktuellen Fälle gibt. Die Angst sitzt bei allen tief und jeder ist bemüht, den Infektionsschutz (IPC-Vorschriften) einzuhalten.
Fachkräfte auch für die Hygiene
In den Dörfern sind die Eimer mit gechlortem Wasser verschwunden. Glücklicherweise sind sie aber in den Gesundheitseinrichtungen überall im Gebrauch – und das tatsächlich in jeder Station, für Patienten, Besucher und Mitarbeitende, je nachdem wie sie gebraucht werden. Viele Krankenhäuser haben eine Hygienefachkraft eingestellt oder benannt. Und es wird Buch über das Einhalten der Vorsichtsmaßnahmen geführt. Die Triage ist inzwischen auch in kleinen Kliniken aufgebaut und mit dem von der Diakonie Katastrophenhilfe geförderten Programm werden in 12 Kliniken gerade permanente Strukturen dafür errichtet.
Neue Entwicklungen durch Ebola
Es ist ein großes Bewusstsein dafür da, wie wichtig diese Sicherheitsmaßnahmen sind. Ebola hat hier wirklich etwas bewegt und die Einstellung vieler verändert. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail – und es zeigt sich noch so manches, was nachgehalten und besser trainiert werden muss und wo Mentoren benötigt werden, um den Schutz wirklich zu gewährleisten. "Wir sind sehr froh über all die Schulungen, die stattgefunden haben. Ohne die wären wir verloren gewesen. Was die Christian Health Association of Liberia (CHAL) hier geleistet hat, ist sehr gut", so die Pflegedirektorin des Lutherischen Krankenhauses in Zozor, wo ich heute war. Die neue Hygienefachkraft des Krankenhauses zeigt mir stolz die neuen Entwicklungen und wir können manche Prozesse gemeinsam noch einmal durchgehen. Auch eine Isolierstation wurde inzwischen gebaut. Sie kommt jetzt zum Tragen, wenn Verdachtsfälle auftreten. "Wir können alle infektiösen Patienten isolieren und nutzen die Einrichtung auch für andere Infektionskrankheiten", so die Pflegedienstleiterin. Genau so ist es gedacht. Ebola ist ja nur eine von vielen Krankheiten, die hoch ansteckend sind und hierzulande häufig auftreten. Ob es nun eine Cholera oder andere hämorrhagische Fieber sind: Mit den neuen Hygienerichtlinien, hat das Krankenhaus einen großen Sprung im Qualitätsmanagement gemacht.
Gut vorbereitet für neue Fällen
"Aber wie wollen wir das langfristig finanzieren?" war eine Frage, die auch mich bewegt. Das Krankenhaus in Zozor braucht allein am Tag fünf Kartons an Basis-Schutzkleidung, das sind 180 Kartons im Monat, 2160 im Jahr. Da ist ein Lastwagen schon mal voll. Nicht nur die Logistik und der Transport ins Inland sind eine Herausforderung. Die Kosten können auch nicht einfach vom Patienten getragen werden. Im Moment gibt es genug Materialien durch die vielen Hilfssendungen. Sicherlich wird das noch eine Weile reichen. Wie das aber nachhaltig gestaltet werden soll, ist eine Frage, mit der wir uns sehr ernsthaft auseinandersetzen müssen. Dass es längerfristig notwendig sein wird, zeigen die neuen Ebola-Fälle in Liberia aus dem Juni. Zudem ist die Grenze nach Guinea wieder offen. "Die Hälfte unserer Patienten, vor allem der Schwerkranken, kommen über diese Grenze zu uns. Wir müssen also weiterhin mit Infektionen rechnen", so der Chefarzt des lutherischen Krankenhauses.
Ohne den Schutz von IPC möchte in Liberia keiner mehr arbeiten. Und das ist auch gut und richtig so. Es bleibt also noch viel zu tun, bis wir wirklich ein stabiles Gesundheitssystem aufgebaut haben, von dem an den "großen Tischen" der Politik immer wieder geredet wird.
Hintergrund
Die Ärztin Gisela Schneider, Direktorin des Difäm - Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V. und der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus ist in Liberia unterwegs, um gemeinsam mit den lokalen Partnern des Difäm nach der Ebola-Epidemie eine nachhaltige Gesundheitsversorgung im Land aufzubauen. Hierzu gehört neben der Ausbildung von Fachkräften auch die Verbesserung der Medikamentenversorgung.
Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie hatte das Difäm Hilfslieferungen mit Schutzmaterial und Medikamenten im Wert von rund 1.000.000 € für die Krankenhäuser und Haushalte in den von Ebola betroffenen Regionen in Liberia und Sierra Leone abgewickelt. Finanziert waren die Lieferungen durch Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe. Zudem hatte Dr. Gisela Schneider in Liberia und Sierra Leone Fachkräfte in den kirchlichen Krankenhäusern sowie freiwillige Dorfgesundheitshelfer in der Früherkennung von Ebola und in Schutzmaßnahmen geschult.
In unserem Blog berichtet Gisela Schneider von ihren Erlebnissen.