Im Seelsorgezentrum der Katholischen Kirche in Makeni sitzen wir zusammen mit 15 Repräsentanten der verschiedenen Kliniken und Krankenhäuser, die in dieser Region arbeiten. Sie alle haben den einen Wunsch, dass Ebola endlich gehen möge. Aber noch sieht es nicht danach aus. Die Zahlen sind wieder leicht angestiegen. Die Neuinfektionen sind zwar deutlich weniger, als noch vor einigen Wochen, aber es gibt sie immer noch. Deshalb darf man mit allen Präventionsmaßnahmen nicht nachlassen: Hände waschen, die Vermeidung von Berührungen... Aber man merkt, dass die Menschen müde sind. Sie wollen zur Normalität zurück. Und so ist es nicht leicht, diese Maßnahmen aufrecht zu halten.
Seelsorge als Teil des Wiederaufbaus
Die Mitarbeitenden der Gesundheitseinrichtungen haben wieder angefangen, sich um ihre Patienten zu kümmern. Aber die Angst vor Ebola ist ein ständiger Begleiter. „Die Fortbildungen und die Schutzmaterialien haben viel von unserer Angst genommen. Aber es bleibt doch etwas davon zurück", sagen sie. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns weiter um sie kümmern. Lernen, mit der Angst umzugehen, zu erkennen, dass auch die Mitarbeitenden im Gesundheitsbereich traumatisiert sind, und ihnen entsprechende Hilfe anzubieten, das muss Teil des Wiederaufbaupaketes werden! Denn vor den verbleibenden Fachkräften liegt die große Aufgabe, gemeinsam die Gesundheitsversorgung wieder aufzubauen. Eine Aufgabe, die wir in den kommenden Jahren begleiten und unterstützen wollen.
Krankenversorgung drängt
Am letzten Tag meiner Reise stellen wir die Ergebnisse der Situations- und Bedarfsanalyse (Assessment) der Leitung des Gesundheitsnetzwerks Christian Health Association of Sierra Leone (CHASL) vor. Wir informieren die Mitglieder über die Ergebnisse und besprechen gemeinsam die kommenden Schritte und Interventionen. "Ich bin so froh, dass wir diese Woche gemeinsam unterwegs waren. Ich habe viel gelernt und nun können wir das Programm gut umsetzen“, meint Rose, die neue Programmleiterin bei CHASL.
Schon in der kommenden Woche wird mein Team in den Osten von Sierra Leone aufbrechen, um auch dort die Gesundheitseinrichtungen zu besuchen und mit den Mitarbeitenden zu sprechen. So wird das Bild des Assessments vervollständigt. Ich hoffe, dass die Krankenhäuser hier sehr bald ihre Patienten wieder umfassend versorgen können. Wie dringlich das ist, zeigen die ersten Masernfälle, die aufgetreten sind, weil monatelang nicht geimpft wurde. Und zu Schwester Philomena werden neugeborene Waisen gebracht, weil niemand einen Kaiserschnitt machen konnte. Das muss aufhören! Wir brauchen so schnell wie möglich wieder funktionierende Gesundheitseinrichtungen. Dafür wollen wir uns weiter einsetzen.
Mein Koffer ist nun wieder gepackt. Bald werde ich wieder in meinem Büro in Tübingen sitzen. Das Team werde ich weiter begleiten und hoffe, dass sie alles gut umsetzen können. Gut, dass wir als Difäm hier so konkret helfen und in Deutschland Botschafter für eine sonst vergessene Region sein können.
Danke, für Ihr Interesse an unserem Blog und vor allem an der Arbeit des Difäm und seinen Partnern
Ihre Gisela Schneider
Hintergrund:
Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Difäm - Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V., war vom 28. Januar bis 9. Februar 2015 in Sierra Leone unterwegs, um gemeinsam mit lokalen Partnern des Difäm nach der Ebola-Epidemie den Weg zu einer langfristigen Verbesserung der Gesundheitsversorgung im Land zu ebnen. Hierfür analysierte sie die Situation in den Krankenhäusern und den Bedarf an Beratung, Fachkräften und Materialien. Auf ihrer Fahrt zu den Krankenhäusern wurde sie von dem Programmkoordinator der Diakonie Katastrophenhilfe, Christopher Dyson, und dem Team des Christian Health Association of Sierra Leone begleitet.
Im vergangenen Jahr wickelte die Arzneimittelhilfe des Difäm Hilfslieferungen mit Schutzmaterial und Medikamenten im Wert von rund 1.000.000 € für die Krankenhäuser und Haushalte in den von Ebola betroffenen Regionen in Liberia und Sierra Leone ab. Finanziert wurden die Lieferungen durch Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst und dem Auswärtigen Amt über die Diakonie Katastrophenhilfe.