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Ebola: Aufbauarbeit in Sierra Leone nach der Epidemie

Von Gastautoren am

Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Difäm - Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V. ist in Sierra Leone unterwegs, um gemeinsam mit den lokalen Partnern des Difäm nach der Ebola-Epidemie den Weg zu einer langfristigen Verbesserung der Gesundheitsversorgung im Land zu ebnen. Hierfür analysiert sie in den kommenden Tagen die Situation in den Krankenhäusern und den Bedarf an Beratung, Fachkräften und Materialien. Begleitet wird sie dabei von dem Programmkoordinator der Diakonie Katastrophenhilfe, Christopher Dyson, und dem Team des Christian Health Association of Sierra Leone.

Zuvor war die Tropenmedizinerin aus Tübingen in Liberia, um dort Fachkräfte in den lokalen Krankenhäusern sowie freiwillige Dorfgesundheitshelfer zu schulen. Sie klären seitdem in ihren Gemeinden darüber auf, wie Verdachtsfälle frühzeitig identifiziert und Kranke bereits zuhause isoliert und richtig gepflegt werden können.


In unserem Blog berichtet Gisela Schneider von ihren Erlebnissen.

Tag 1:

Nach einem langen Flug kam ich gestern am Flughafen von Freetown an. Mit einem Schnellboot wurden wir Passagiere über den Sierra Leone River vom Flughafen in die Stadt gebracht. Was vor Jahren noch einem Chaos glich, wenn man mit der alten Fähre vom Flughafen nach Freetown übersetzen wollte, ist nun einem sehr guten Service mit Schnellbooten gewichen. Für 40 Dollar gibt es heute Schwimmwesten und keine Überfüllung - und am Ende ist das Gepäck sogar auch mit dabei.


In der Stadt angekommen ging es gleich mit dem ersten Arbeitstags und einem Gespräch bei unserem lokalen Partnernetzwerk, der Christian Health Association of Sierra Leone (kurz: CHASL), los. Das Team von CHASL hatten gemeinsam mit Christopher Dyson, dem Programmkoordinator der Diakonie Katastrophenhilfe in Sierra Leone, das Programm für die nächsten Tage bereits zusammengestellt. Der erste Tag stand so ganz im Zeichen des Kennenlernens und der Vorbereitung für unsere Situationsanalyse (Assessment) in den Krankenhäusern.


Nach sechs Stunden intensiver gemeinsamer Arbeit stehen die Indikatoren und Werkzeuge(Tools), die wir gleich morgen in zwei Hospitälern in Freetown zu unserer Erhebung anwenden werden: Gibt es genügend Fachkräfte, wird die Triage zur ersten Diagnose sicher durchgeführt, stehen ausreichend notwendige Medikamente für Patienten zur Verfügung und in wieweit hat die Bevölkerung überhaupt Mut, in die Krankenhäuser zu gehen? Das sind Fragen, die wir versuchen zu beantworten.


Ich bin gespannt, wie es in den Krankenhäusern aussieht. Die Zahl der Ebola-Infizierten geht zurück, doch kontrolliert ist die Situation noch nicht. Insgesamt spürt man zwar in Freetown die Hoffnung: Ebola – werden wir besiegen. Es herrscht schon fast wieder eine Art Normalität. Sogar die Eimer sind manchmal nicht mal mehr mit Chlorwasser  zum desinfizieren gefüllt. Das ruft bei mir Sorge hervor, weil es gerade jetzt wichtig ist, dass alle Vorsichtsmaßnahmen weitergehen.


„Saving Sierra Leone from Ebola“ auf Gemeindeebene

Am selben Tag findet abends noch ein Treffen der Partner von Brot für die Welt statt. Vor dem Hintergrund der Ebola-Epidemie haben sich die Einrichtungen zusammengeschlossen für „Saving Sierra Leone from Ebola“. Sheku Mansarai, Direktor einer der lokalen Organisationen, hatte im September die Idee eines gemeindebasierten Ansatzes zur Bekämpfung von Ebola, der in Liberia entwickelt wurde, begeistert aufgenommen. Er mobilisierte seine Kollegen und neun weitere Organisationen, um gemeinsam diese große Aufgabe anzugehen. Die Idee den nationalen Behörden vorzustellen, war anfangs nicht ganz einfach. Aber heute sagte Sheku Mansurai: „Once it was accepted, it became a game changer“.


Binnen sechs Wochen bildete das Konsortium 4000 Freiwillige in Präventionsmaßnahmen und der Infektionskontrolle aus. Die meist jungen Menschen besuchten anschließend über 42 Tage hinweg 160.000 Haushalte. „We found a good number of patients and about 50 percent of them were positive“, berichtete einer der Anwesenden. Mr. Edmond von der Initiative „Future in our Hands" schulte 500 Freiwillige, die 20.000 Haushalte betreut haben. Sie fanden 668 Kranke, von denen 69 mit Ebola infiziert waren, in diesem Zeitraum gefunden. Alle konnten einer sicheren Behandlung zugeführt werden.


Begleitet wurde und wird diese Arbeit von Radioprogrammen und einer aktiven CVJM-Arbeit, die auch junge Leute hier mit einsetzt: „Das Konsortium hat hervorragend gearbeitet, wir hätten das als Einzelorganisationen nie geschafft. Nun hat uns die Regierung sogar gebeten, in einzelnen schwer betroffenen Regionen, einzusteigen, weil sie gesehen haben, wie effektiv unser Ansatz war." Direktor Sheku Mansurai fasste den Ansatz zusammen: "When the roof is leaking, it is not enough to mob up the floor: Wir wollten dort ansetzen, wo das Problem entsteht. In den Dörfern und Familien. Ich konnte nur staunen darüber, mit welcher Konsequenz die Freiwilligen Helfer diesen Weg mutig gegangen sind." Auf meine Frage, ob sich denn ein Voluntär infiziert habe, erhielt ich die Antwort: Kein einziger! Hier ist auch ein ganzes Stück Bewahrung dabei. Ich bin froh und dankbar dafür.


Impuls für Aufbauarbeit und Vertrauensaufbau


Nun ist es wichtig den Impuls nicht zu verlieren und so lange weiterzumachen, bis auch der letzte Ebola-Patient gefunden wurde und das Virus wirklich keine Chance mehr hat. Ich bin tief beeindruckt, wie eine einfache Idee so eine Wirkung haben kann, weil Menschen sie annehmen, umsetzen und dann auch noch gut mit einander arbeiten.


Wir wollen genau dieses Prinzip jetzt dafür nutzen, das verloren gegangene Vertrauen zwischen den Gemeinden und den Krankenhäusern wieder herzustellen. Dass die Freiwilligen auch dafür sorgen können, dass die Menschen wieder in die Krankenhäuser gehen und die Gesundheitsversorgung insgesamt verbessert werden kann.


Dr. Mariatou Rode, eine der Trainerinnen des Programmes, benennt die Situation als „Post Ebola Crisis“: Verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen, sich der psycho-sozialen Nöte der Menschen und Familien anzunehmen, die von Ebola schwer betroffen sind, so wie die vielen Witwen und Waisen, Familien, die jetzt nicht mehr genügend zu Essen haben etc. Daneben gilt es die Gesundheitseinrichtungen wieder aufzubauen.


Es gibt also noch viel zu tun. Aber es ist schön zu sehen, wieviel Wille und Mut da ist, wieviel Selbstbewusstsein, gemeinsam viel bewegen zu können.

 

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