"Erinnerungen sind der Dünger für Geschichte" (Remco Campert) - mit diesen Worten wird der in Englisch verfasste Bericht über einen unkonventionellen Versuch kirchlicher Akteure, auf politische Konflikte einzuwirken, eingeleitet. In den Ländern am Horn von Afrika engagieren sich deutsche und europäische Kirchen und kirchliche Werke sehr intensiv. Zu den Ländern mit einem besonders langen Engagement europäischer Kirchen und kirchlicher Werke gehört Äthiopien. Die Arbeit der Kirchen dort wurde seit Beginn der 1960er Jahre auch dadurch geprägt, dass ein Krieg stattfand.
Was anfänglich ein Krieg zwischen eritreischen Widerstandsbewegungen gegen die unilaterale Eingliederung Eritreas in das kaiserliche Reich Äthiopien war, weitete sich nach dem Sturz der Monarchie auf weitere Bewegungen aus, die gegen die Militärdiktatur kämpften. Im Ausland blieb lange Zeit der Kampf von Bewegungen der Oromo gegen die Beherrschung durch die kaiserliche Regierung wie auch das Regime der Militärs unbemerkt. Das starke Engagement der Kirchen führte dazu, dass sie immer wieder gebeten wurden, in Konflikten zu vermitteln.
Der Bericht zeichnet auf der Grundlage von Interviews mit Beteiligten und mit Personen, die die Aktivitäten aus dem Abstand verfolgten, einige diese Vermittlungsprozesse nach. Interviews waren nötig, weil während der Prozesse wenig schriftlich festgehalten wurde, um lokale Akteure nicht zu gefährden. Oder auch, weil europäische Regierungen die Bemühungen der Kirchen zwar unterstützten, dies aber nicht gerne aktenkundig machen wollten. Einige der Verfasser des Berichts waren selbst Beteiligte, andere sahen mit einer Generation Abstand und dem Blick des Wissenschaftlers darauf. So entstand ein Dokument, das einerseits aufzeigt, mit welchen Analysen, Intentionen und Strategien die Akteure in ihrer Zeit aktiv waren, das aber auch mit dem Vorteil des unabhängigen Blicks zurück erkennen lässt, welche Stärken und auch welche Schwächen die Bemühungen hatten.