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"Arme brauchen greifbare Lösungen für Klimaschäden!"

Brot für die Welt und Partner fordern, dass die Leidtragenden von klimabedingten Schäden und Verlusten bei der Bewältigung von den negativen Auswirkungen des Klimawandels internationale Unterstützung erfahren müssen. Bei einer Abendveranstaltung im EWDE kamen auch Betroffene zu Wort.

 

Von Sabine Minninger am

Die Rechnung ist ganz einfach: Je höher die Temperaturen steigen, desto mehr Gelder müssen für Schadensausgleich eingeplant werden". Die Dringlichkeit, dass es bei beim Klimagipfel in Paris zu einer Einigung hinsichtlich verbindlicher Emissionseinsparungen kommen muss war allen Anwesenden bewusst. Wie konkret sich der Klimawandel im Tschad und im Südpazifik schon jetzt auswirkt, schilderten eine Vertreterin und ein Vertreter von Partnerorganisationen sehr anschaulich. Elementar wichtig für die ärmsten und verletzlichsten Entwicklungsländer: Die Verankerung vom Thema klimabedingte Schäden und Verluste im Abschlussdokument von Paris.

Sven Plöger lies es sich nicht nehmen. Zum Auftakt der von ihm moderierten Podiumsdiskussion “Niemand darf in der Klimakrise zurückgelassen werden“ gab es aktuelle Wetterprognosen für Deutschland. Anfang November 23 Grad Celsius in Garmisch-Partenkirchen, 20 Grad Celsius auf dem Brocken und dem Fichtelberg in über 1000 Meter Höhe. Das zeige, dass der Klimawandel auch in Deutschland spürbar sei. "2015 wird das Rekordjahr, was den Temperaturanstieg angeht", so der Wetterexperte.

Vorher hatten die Klimareferentin Sabine Minninger und der politische Geschäftsführer von GERMANWATCH, Christoph Bals die neue Studie „Klimabedingte Schäden und Verluste – die politischen Herausforderungen annehmen und gerecht lösen“ vorgestellt. Brot für die Welt und Partner fordern darin, dass die Leidtragenden von klimabedingten Schäden und Verlusten bei der Bewältigung der negativen Auswirkungen des Klimawandels internationale Unterstützung erfahren müssen und dass das Thema im Pariser Abkommen im Dezember verankert werden muss. Auch der Generalsekretär der ACT-Alliance, John Nduna, hob die Bedeutung des Themas Klimagerechtigkeit für das weltweite Bündnis kirchlicher Hilfsorganisationen hervor.

Nach diesen Impulsen diskutierten Staatssekretär Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Hindou Oumarou Ibrahim von der Partnerorgansiation Femmes Peules Autochtones du Tchad und dem Indigenous Peoples of African Coordinating Committee aus dem Tschad, Krishneil Narayan, vom Pacific Islands Climate Action Network aus Fidschi sowie die Gastgeberin des Abends, Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt.

Auswirkungen des Klimawandels im Tschad: Extreme Hitze, Wassermangel, Verlust an Biodiversität, fragile Ernährungssicherheit

"Wir haben in der Dürrezeit Temperaturen von 50 Grad, 90 Prozent des Wassers aus dem Tschadsee ist weg, Pflanzen und Bäume vertrocknen, Insekten sterben" berichtete Hindou Oumarou Ibrahim von der Partnerorganisation Femmes Peules Autochtones du Tchad und Indigenous Peoples of African Coordinating Committee. Das trockene Land sei unfruchtbar, weshalb viele Bauern ihre Familien nicht mehr ernähren können. Hindou Oumarou Ibrahim zeichnete ein dramatisches Bild: Terroristische Gruppen wie Boko Haram profitieren von der zunehmenden Armut der Bauern: Die Terrormiliz böte den Betroffenen Geld. Diese sähen keinen anderen Ausweg mehr, als sich den Terroristen anzuschließen, um ihren Familien zu helfen. Für viele Bauern die einzige Alternative zur Existenzsicherung, da der Klimawandel ihnen alle Lebensgrundlagen entzogen hat. Hier müsse der Schadensausgleich konkret ansetzen, so die Expertin aus dem Tschad.

Steigender Meeresspiegel bedroht viele Dorfgemeinschaften auf den pazifischen Inseln

Bedrohlich ist die Lage im Südpazifik: "Im August hatten wir drei schwere Tropenstürme mit hohen Wellen", berichtet Krishneil Narayan, vom Pacific Islands Climate Action Network aus Fidschi. 800 Dorfgemeinschaften seien vom Klimawandel betroffen. 45 müssen jetzt wegen des Anstiegs des Meeresspiegels umgesiedelt werden. "Das ist nicht einfach, da viele dieser Gemeinschaften eine enge Verbindung zu ihrem Land hätten, außerdem sind die Landrecht anderer Gemeinschaften betroffen" erläutertete Narayan. Die Regierung habe ein eigenes Amt für die Umsiedlungsmaßnahmen gegründet. Allerdings fehlten den Inselstaaten die Ressourcen, um die Dörfer umzusiedeln. Die erfolgte Umsiedlung eines Dorfes mit 80 Haushalten habe allein zwei Millionen Dollar gekostet.

An die Klimaverhandlungen in Paris habe er die Erwartung, dass die Suva Erklärung der Inselstaaten aufgenommen werden und ein Temperaturanstieg von maximal 1,5 Grad vereinbart werde. Außerdem solle Deutschland, dass großartige Hilfe im Pazifik leiste, in Paris eine Führerrolle bei der Festschreibung eines Ausgleichs für Schäden und Verluste - englisch: loss and damage - übernehmen. Als Vertreter des Südpazifiks verwies Krishneil Narayan auf die Forderung des Präsidenten von Kiribati, der eine Migration in Würde für seine Landleute einfordert. Narayan schlussfolgerte, dass niemand als Flüchtling deklariert werden möchte und dass eine Katastrophe wie das Flüchtlingschaos in Europa, für seine Landsleute vermieden werden muss.

Deutschlands Verantwortung

Es geht darum, in Paris ein Fenster zu öffnen, das hilft, Leben zu sichern und nicht nur vorrangig die Wirtschaft in den Fokus nimmt. Beide Gäste sehen für Deutschland bei den Klimaverhandlungen eine große Verantwortung, besonders in der Vermittlung der Anliegen der Ärmsten gegenüber den Industrieländern, den übrigen EU-Staaten und die USA oder Australien. Geschockt äußerte sich Hindou Ibrahim über ihre Erfahrungen bei einer Rundreise durch deutsche Braunkohlreviere. Sie mahnt an, dass sie Deutschland mit der Energiewende und nachhaltiger Technologie verbunden habe. Es sei nicht akzeptabel, dass ein Land wie Deutschland, das über die modernsten Technologien für nachhaltige erneuerbare Energien verfügt, weiterhin auf gefährliche und überkommende Technologien wie Kohlekraft setzt. Die Emissionen, zum Beispiel auch aus der Lausitz, haben katastrophale Auswirkungen auch auf den Tschad. "Deutschlands Wirtschaft ist ein Grund für unser Leiden". Diese Verbindung müsse zusammengedacht werden.


Staatssekretär Jochen Flasbarth nahm die Impulse auf und versicherte, dass die Bundesregierung alles tun wird, damit ein Ausgleich für Loss and Damage im Parisabkommen seinen angemessenen Platz findet. Ebenso schloss er sich, was den Kohleabbau in Deutschland angeht, der Meinung des Gastes aus dem Tschad an. "Die Analyse ist völlig richtig, die Kohleverstromung muss abgebaut werden". Es gebe auf dem Markt einen immensen Stromüberschuss, gigantische Überkapazitäten.

Flasbarth zeigte sich stolz, dass unter der Präsidentschaft Deutschlands in der G7 dafür bereits eine gemeinsame Sprache gefunden und das Stichwort Dekarbonisierung der Wirtschaft gesetzt wurde. Er bekräftigte, dass Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts aus den fossilen Energien ausgestiegen sein muss. Wichtig ist für Flasbarth, dass die anstehenden Verhandlungen im UN-Format stattfinden, dass die ganze Bandbreite der Debatte erlaube. Der Staatssekretär schränkte ein, dass Deutschland seine Position mit den EU-Partnern abstimmen müsse.

Gemeinsam mit den weltweiten Partnern Einfluss nehmen

Cornelia Füllkrug-Weitzel, die Präsidentin von Brot für die Welt, stellte klar, dass Brot für die Welt weiterhin intensiv die Klimaarbeit, sowohl in der Projektarbeit wie auch in der politischen Lobbyarbeit, fortführen wird. Als kirchliches Hilfswerk und Mitglied eines globalen Netzwerkes wird man über Paris hinaus, Positionen vermitteln und Partnern aus dem Globalen Süden die Chance geben, ihre Anliegen auch in Deutschland, Europa und international zu adressieren.

Eine große Zahl von Partnern aus dem globalen Süden wird in Paris vertreten sein. Paris ist für Cornelia Füllkrug-Weitzel dann ein Erfolg, wenn es eine Einigung im Abkommen zu Minderung, Anpassung, Finanzierung und im gleichen Maße eben auch zu "Loss and Damage" geben wird. Der bereits bestätigte Warschau Mechanismus über Schäden und Verluste muss im Abkommen bekräftigt werden. Das Thema Loss and Damage wird weiterhin die Arbeit von Brot für die Welt betreffen – in Kooperation mit  Partnern und gern auch im Dialog mit der Bundesregierung, so die Präsidentin von Brot für die Welt.

Staatssekretär Flasbarth ermutigte Brot für die Welt, weiterhin in den Klimaverhandlungen diese wichtige Rolle zu spielen und die Loss and Damage Debatten zu unterstützen und auszugestalten. Die vorgestellte Studie sei auch international ein überzeugender Beitrag für die Thematik.

Paris der Lackmus-Test für die Nachhaltigkeitsziele

Heinz Fuchs, Leiter des Referates Wirtschaft und Umwelt, schloss die Veranstaltung. Beim UN-Gipfel zum Abschluss des Jahres werde wichtig, nicht nachzulassen und sich für substanzielle Ergebnisse einzusetzen, die Perspektiven eröffnen. Deutschland komme eine wichtige kommunikative Rolle zu. "Paris wird der Lackmus-Test für die beim UN-Gipfel in New York beschlossenen nachhaltigen Entwicklungsziele sein", unterstrich Fuchs.

 

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