Tag 5: Gleich nach Sonnenaufgang traten wir heute die Rückreise nach Monrovia an. Auf schlechter Straße ging es zunächst ans Phebe Hospital im Bong County, ein großes Krankenhaus mit 245 Betten. Auch hier sind fünf Mitarbeitende in den letzten Monaten an Ebola verstorben. Inzwischen ist aber die Triage und der Infektionsschutz im Krankenhaus gut umgesetzt. Es gibt eine Isolierstation und auch der Weg ins nächste Ebola-Behandlungszentrum, das am Mitte September mit 50 Betten eröffnet wurde, ist nicht mehr weit. „Wir sind sehr froh, dass wir das Zentrum haben,“ so Rev. Padmore, der Bezirkskoordinator für die Ebola-Response. „So können Patienten im Verdachtsfall schnell verlegt werden. Inzwischen ist die Lage deutlich besser geworden. Es gibt freie Betten im Behandlungszentrum und die Patienten, die jetzt eingeliefert werden, kommen aus anderen Bezirken. Die Gemeinden hier in Bong arbeiten sehr gut mit, jeder leistet seinen Beitrag. So sehen wir eine positive Entwicklung." Von den 50 Betten sind mittlerweile nur noch 30 belegt.
Traumaarbeit in Gemeinden
Das große Thema ist nicht mehr die reine Krisenintervention, sondern der Umgang mit dem Trauma, das Ebola hinterlässt. Bei den Waisen, die zurückbleiben und sich nicht mehr von ihren Eltern verabschieden konnten; bei denen, die Ebola überlebt haben und nun von ihren Familien und Gemeinden stigmatisiert werden; bei Familien, die lange unter Quarantäne standen und ihre Felder nicht bestellen konnten... Hier müssen wir ansetzen. Im Rahmen unsere Arbeit auf Gemeindeebene gibt es hierfür gute Ansatzmöglichkeiten, wobei wir hier auf langjährige Expertise zur Traumabehandlung im Land zurückgreifen können.
Erste Krankenhäuser öffnen wieder
Zurück in Monrovia besuchten wir noch zwei weitere Einrichtungen. Das SDA Cooper Hospital mitten im Zentrum der Stadt war im August eines der wenigen Krankenhäuser, die noch einige Zeit für Patienten offen waren. „Es war selbstmörderisch“, so der Medizinische Direktor rückwirkend. „Erst jetzt wird mir bewusst, in welcher Gefahr wir standen. Wir waren verletzlich und ich kann nur sagen, Gott hat uns vor Schlimmerem bewahrt.“ Auch sie verloren in dieser Zeit zwei Mitarbeitende und mussten am Ende ebenfalls die Türen schließen, wodurch der reguläre Patientenservices zum Erliegen kam. Erst das Programm "Keep Safe - Keep Serving" der Partnerorganisation des Difäm, der Christian Health Association of Liberia, macht den Mitarbeitenden Mut, das Krankenhaus wieder zu eröffnen. Bei meinem heutigen Besuch wurde gerade neu gestrichen und aufgeräumt. Für die Triage stehen vor dem Krankenhaus nun zwei Zelte. Das Team des Hospitals wurde von der Christian Health Association trainiert. „Ab Montag wollen wir unseren Dienst für die Menschen wieder zur Verfügung stellen“, so der Medizinische Direktor der Klinik, in die normalerweise täglich 70 bis 100 Patienten zur Behandlung kommen.
Einsatz junger Freiwilliger in Gemeinden
Nach dem Gespräch mit dem Medizinischen Direktor lernte ich eine Gruppe junger Volontäre im Rahmen der Aufklärungsarbeit in den Gemeinden kennen. "Nach den Schulungen haben sie sich auf 12 Blocks um das Cooper Hospital aufgeteilt und besuchen nun die Familien ringsum", erklärt Elijah, einer der Trainer der Christian Health Association. "Eine Familie habe ich angetroffen, da war der Vater krank", erzählt der Koordinator der Gruppe. "Wir organisierten die Ambulanz und er kam ins Behandlungszentrum. Die Familienangehörigen, die mit ihm Kontakt hatten, wurden für drei Wochen unter Quarantäne gestellt. Von der Gemeinde aus haben wir Essen bekommen und konnten so die Familie in der Zeit versorgen. Sie sind froh, dass niemand sonst krank geworden ist.“
Es ist erstaunlich, wieviele, vor allem junge Menschen, sich als Freiwillige zur Verfügung stellen und ausbilden lassen. Da es in der Hauptstadt keine regulären Gemeindegesundheitshelfer, sogenannten Community Health Worker, gibt, war nicht klar, ob dieser Ansatz überhaupt funktioniert. Doch nun erlebe ich, dass sich viele für einen Einsatz motivieren lassen.
Notfdienste funktionieren
Die Situation in Monrovia ist inzwischen so, dass die Notdienste funktionieren. Wenn man die Ebola-Notrufnummer wählt, nimmt gleich jemand ab. Die Mitarbeitenden kommen relativ schnell vorbei, um Patienten abzuholen und sie ins Behandlungszentrum zu bringen. Und die Zeit, in der Menschen abgewiesen wurden oder gar auf der Straße sterben, ist vorbei. Dadurch, dass jetzt deutlich mehr Betten zur Verfügung stehen und die Menschen in den Gemeinden involviert und informiert sind, kann sowohl Behandlung wie das Follow Up und die Quarantäne gut funktionieren. Das Programm Keep Safe - Keep serving scheint sich positiv auszuwirken.