Tag 2: Nach einem ruhigen Flug sind wir gut in Monrovia gelandet. Die Regenzeit ist mittlerweile fast zu Ende und so sind auch die Außentemperaturen angenehmer und vor allem die Luftfeuchtigkeit geringer. Auf dem Flughafen hat man sich inzwischen gut auf die Krisensituation eingestellt. Es gibt keine Unsicherheiten mehr. Die Reisenden werden gut organisiert durch die Temperaturkontrolle und das Händewaschen geleitet. Es ist ein deutlicher Fortschritt zur Ankunft vor zwei Monaten, wo vieles drunter und drüber ging.
Patricia Kamara von unserer lokalen Partnerorganisation, der Christian Health Organisation of Liberia, wartete auf mich und freute sich. Normalerweise ist die Begrüßung sehr herzlich mit einem Handschlag und einer Umarmung. Da fühlt es sich befremdlich und komisch an, wenn auf Grund der Sicherheitsvorkehrungen kein persönlicher Gruß, kein Körperkontakt mehr möglich ist. Aber mittlerweile scheinen sich alle damit abgefunden zu haben. Auf dem Weg in die Stadt kamen wir an einem neuen Behandlungszentrum für Ebola-Patienten vorbei, das von USAID aufgebaut wurde. 100 zusätzliche Betten stehen dort zur Verfügung. Aber Patricia meinte: „Die Situation ist deutlich entspannter. Es gibt inzwischen mehr Betten und deutlich mehr Krankenwagen in Monrovia, sodass Patienten zu den Behandlungszentren gebracht werden können." Und in Foyaa, wo die Epidemie in Liberia ihren Anfang hatte, gab es seit 21 Tagen keinen neuen Fall. Es ist also Licht am Horizont. Das sind Zeichen dafür, dass die Maßnahmen anfangen zu greifen.
Das sind kleine Hoffnungsschimmer. Aber die Wahrheit ist auch, dass in Monrovia und anderen Counties die Zahl der Infizierten weiter ansteigt. Eines der größten Probleme ist die fehlende Ausrüstung. Es gibt immer noch viel zu wenig Schutzanzüge und Schutzmaterialien. Daher ist es extrem wichtig, dass die Luftbrücke der Bundeswehr endlich zustande kommt. Die Christian Health Association of Liberia wartet auf die Hilfslieferungen. Ich habe für unsere Trainingsmaßnahmen einiges im Koffer mitgebracht. Aber das reicht nicht. Darum warten wir nun sehnlichst auf den Transport aus Deutschland.