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Youngnak - eine koreanische Kirchengemeinde

Von Gastautoren am

Eigentlich war ich ja heute in Seoul unterwegs, um die Stadt zu erkunden. Sonntag vormittag war in der Stadt wenig los. Als ich auf dem Weg zum Namsam, einem Berg, der mitten in der Stadt steht, nun große Menschengruppen sah, die alle in eine Richtung strebten, ging ich neugierig hinterher. Es stellte sich heraus: Alle strömten in eine Kirche. Kurzentschlossen schloss ich mich an und fand mich in einem Gottesdienst der Youngnak Presbyterian Church wieder.

Die Youngnak Presbyterian Church eine der größten Gemeinden Koreas. In den 90er-Jahren galt sie mit 60.000 Mitgliedern als größte Kirchengemeinde der Welt. Die Dimensionen des Geländes sind in der Tat eindrucksvoll. 2 Kirchen, verschiedene Gebäude mit Büros, Gemeinderäumen, Cafés und Restaurants. Sogar ein Hochhaus ist dabei. Zusätzlich ist der gesamte Komplex unterkellert, dort findet sich unter anderem ein großer Saal. Überall wimmelt es vor Menschen. Auch an Angeboten gibt es für alle Gruppen etwas. Neben den 5 sonntäglichen Gottesdiensten in der Hauptkirche war zu sehen: Lobpreissingen, Filme schauen, Kinderkirche, englischsprachige Gottesdienste. Inwiefern sich die Kirchengemeinde diakonisch oder gesellschaftspolitisch engagiert, war leider nicht zu erfahren. Das einzige war eine Schautafel, auf der offenbar die ausgesandten Missionarinnen und Missionare mit ihren Zielländern zu sehen waren. Neben Südasien und Afrika war ist auch in Frankreich ein Youngnak-Missionar tätig.

Die Kirche ist noch verhältnismäßig jung. Sie wurde im Jahr 1949 gegründet und hatte daraufhin ein rasantes Wachstum. Damit passt sie ganz in das Gesamtbild der religiösen Landschaft Südkoreas. Zwar sind heute rund ein Drittel der koreanischen Bevölkerung Christinnen und Christen - die meisten davon protestantisch, und das Christentum lässt sich in Korea bis auf das Jahr 1784 zurückführen. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte aber nur eine kleine Minderheit der Koreaner dazu. Erst vor rund 60 Jahren wuchsen die Kirchen und die Zahl ihrer Mitglieder rasant. Offenbar füllten sie ein gewisses Vakuum, da Korea traditionellerweise von Buddhismus und Konfuzianismus geprägt ist, die beide nur wenig institutionalisiert sind. Die meisten Kirchen sind presbyterianisch, gehören also zur Familie der reformierten Kirchen. Sie wachsen aber heute kaum noch. Jetzt sind es die charismatischen und Pfingstkirchen, die ihre Mitgliederzahlen stetig vergrößern.

Aber zurück zum Gottesdienst in der Youngnak-Kirche. Die Struktur war sehr vergleichbar zu unseren Gottesdiensten in Deutschland. Es gab Kirchenlieder mit Orgel (darunter "Ein feste Burg ist unser Gott" auf koreanisch), Gebete, Glaubensbekenntnis, Chormusik usw. Die Predigt zu Matthäus 15,3 ("Und ihr, warum missachtet ihr Gottes Gebot Euren Vorschriften zuliebe?") stand, typisch reformiert, im Zentrum. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher war über 50. Als der Predigttext gelesen wurde, zogen alle ihre Handbibeln aus der Tasche, um selbst mitlesen zu können. Dass alle Männer in Anzügen mit Krawatte erschienen sowie das hohe Maß an Konzentration und Disziplin lassen darauf schließen, dass für die Menschen der Gottesdienstbesuch eine sehr ernsthafte Angelegenheit ist.

Einerseits war es sehr beeindruckend, dass in Korea offenbar auch ein verhältnismäßig klassisch ausgerichteter Gottesdienst eine hohe Zahl an Menschen anzieht, und das 5x pro Sonntag. Andererseits stellt sich die Frage, wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Gemeinde entstehen kann, die mehrere 10.000 Mitglieder hat. Außerdem macht der Großteil der Gebäude eher den Eindruck eines sterilen Kongresszentrums, in dem zwar alles professionell organisiert ist, wo aber Herzblut und Wärme fehlen.

Übrigens, auch dort war die ÖRK-Vollversammlung kurz ein Thema. Eine Reihe ausländischer Gäste, die aus diesem Anlass nach Korea gekommen sind, wurde vorgestellt und beklatscht. Der Gottesdienstbesucher, mit dem ich mich im Anschluss unterhielt, kannte sich ebenfalls mit dem Weltkirchenrat aus. Es scheint also offenbar, dass die Versammlung innerhalb der koreanischen Kirchen gut wahrgenommen wird. Mal sehen, wie sich dies auf den Geist der Vollversammlung auswirken wird.

 

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