meine erste mehrtägige flucht aus der hauptstadt führte mich gleich in die provinz mit der niedrigsten bevölkerungsdichte kambodschas (4,3/km²; deutschland 225/km²) und in die nähe meines bestimmungsortes siem pang. acht stunden bus über straßen, die oft mehr löcher/ graben aufzuweisen hatten als nutzer, nur um dann im tiefsten nirgendwo mit solidaritätspaktfinanzierten ostdeutschen autobahnen in jeder hinsicht um die wette zu glänzen, verlangten dem busfahrer nerven aus stahl und dem bus vermutlich einige jahre seines busdaseins ab. währenddessen hatte ich einen erstaunlich guten schlaf, nur vereinzelt gestört durch dann doch zu wilde sprünge des busses, oder die reaktionen meiner mitfahrerinnen auf diesselben. Es sollte nicht das letzte mal sein, dass mich mein schlaf positiv überraschte...
nach den bereits erwähnten acht stunden kamen wir an. eine schlammstraße, schätzungsweise neun hölzerne häuser/ hütten, manche auf pfählen, manche nicht, manche mit festem, manche mit strohdach. und dazwischen: horden von halbangezogenen/ gar nicht angezogenen kindern, überall hunde, welpen, schweine, ferkel, kühe, kälber, hühner, küken und einige mit beeindruckenden hörnern ausgestattete ochsen. und dann, ja... wir.
es hat aber nicht lang gedauert, da habe ich mich sehr wohl gefühlt in diesem surrounding, man gewöhnt sich daran, morgens von einer muhenden kuh geweckt zu werden, die ihren kopf in die hütte streckt, auf dem weg zur wassertonne über eine sau zu stolpern, die ihre ferkel säugt und sich dort dann einer notdürftigen wäsche zu unterziehen.
auch die vorstellung, auf bloßen brettern zu schlafen, nur mit einer flachen bastmatte als unterlage, hat nun eine weitaus weniger abschreckendere wirkung auf mich; wie bereits angedeutet, auch das funktioniert erstaunlich gut.
als es allerdings vier stunden durch den dschungel ging, mit atemberaubenden ausblicken auf dichtbegrünte täler, mit flussüberquerungen, dem regen geschuldeten rutschpartien im urwaldmatsch und blutegeln überall, da musste ich einsehen, was nicht ganz so gut funktionierte: mein kreislauf. sowieso nicht mein größter unterstützer hier in kambodscha, meinte er nach einer wochenlangen vertrauenskrise zwischen uns beiden ausgerechnet mitten im tiefsten dschungel nocheinmal negativ auffallen zu müssen. da wir aber bereits zwei stunden gelaufen waren und an ein umkehren nicht zu denken war, ging es mit leichten schwindelgefühlen und großem ärger über den alten spielverderber weiter. meine kraft reichte dann doch noch einem sehr charmanten niederländer ein wenig zu helfen, der mit den doch sehr steilen und rutschigen pfaden noch weniger gut zurechtkam als ich. drei stunden später, endlich angekommen und eigentlich todmüde, konnte ich es nicht lassen, an die liane über dem kleinen wasserfall an unserer lagerstätte meine letzten kräfte zu verschwenden. so konnte ich den abend im urwald am wasserfall in unserem von den phnom (indigene bevölkerung in mondulkiri) nur aus naturmaterialien gebauten lager (steht nun auf meiner 'will-ich-auch-können-liste') nicht ganz so genießen, wie ich das gerne getan hätte.
am nächsten tag durfte ich gnädigerweise mit unseren guides auf deren gepäckmotos mit ins dorf zurückfahren, was im nachhinein fast noch schöner war, als die wanderung durch den dschungel. nach den ersten paar minuten, in denen noch die angst überwogen hatte, die bei derart hohen geschwindigkeiten auf (für deutsches dafürhalten) vollkommen überladenen motos und auf trampelpfadähnlichen spuren durch hügeliges grasland wahrscheinlich gesund ist, war ich einfach nur noch überwältigt von der unglaublichen schönheit dieser landschaft (und den fahrkünsten der guides).
der rest des trips beinhaltete ausführliches gequatsche mit meinem niederländer, weil auch der sich die dschungelrücktour gespart hatte, einen nahezu beängstigend ausladenden ausblick über die kambodschanischen wälder und berge, einen abend mit tanzenden khmer, eine nacht mit hundewelpen neben mir und auf der rückfahrt eine schnuckelige, kleine kaffeplantage...