Smartphones, Tablets, Handys – für viele sind diese Geräte eine tolle Sache. Doch ihr Innenleben birgt auch Probleme, zumindest was die Rohstoffe betrifft, die verarbeitet sind. Kupfer, Zinn, Tantal, Gold und Coltan stecken in Platinen und Schaltkreisen, und diese Erze stammen oft aus der Demokratischen Republik Kongo. Die Menschen und die Umwelt dort leiden unter dem Abbau. Beim Kirchentag kamen die Fachleute zu diesem Thema zusammen, moderiert von Ellen Gutzler von Brot für die Welt. Das Thema: Mineralische Rohstoffe: Segen oder Fluch für die Demokatische Republik Kongo?
Krieg - seit 20 Jahren
Dr. Jürgen Motte, Vereinte Evangelische Mission (VEM), schilderte den 40 Gästen die aktuelle Lage: Millionen Menschen sind in der Demokratischen Republik (DR) Kongo Opfer um die Profite im Rohstoffhandel geworden. Wegen der begehrten Erze gibt es seit mehr als 20 Jahren Krieg zwischen staatlichen Armeen und illegalen Milizen aus dem In- und Ausland. Für die Bevölkerung ist das ein regelrechter Rohstofffluch: Die Menschen werden aus ihren Dörfern vertrieben; sie werden zwangsrekrutiert oder Opfer der Kämpfe. Sexuelle Gewalt ist eine Waffe in diesem Krieg, um die Bevölkerung einzuschüchtern oder sie zur Zusammenarbeit mit den Militärs zu zwingen.
Rohstoffe - nur wenige im Land profitieren
Während die Menschen in Zentralafrika die Zeche für den Abbau und den Export der Rohstoffe zahlen, landen die Profite in den Taschen einer kleinen Gruppe von Militärs, korrupten Politikern und Zwischenhändlern. Die Arbeiter in den Minen, unter ihnen viele Kinder, bekommen nur einen geringen Lohn. Für sie gibt es keine Kranken- und Unfallversicherung.
Kirchen stärken Opfern den Rücken
Pfarrer Jean Gottfried Mutombo, VEM, unterstrich: „Unsere Krankenhäuser sind voll von den Opfern.“ Er kennt die wichtige Arbeit der Kirchen in der DR Kongo. Sie versuchen, ihre Gemeinden so gut es geht zu stärken, soziale Strukturen zu erhalten und sich karitativ für die Opfer von Gewalt und Rechtlosigkeit einzusetzen.
"Fatale Bedingungen" in den Minen
Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut schilderte die Bedingungen in den Minen: „Beim Abbau wird weder auf Menschen noch auf die Umwelt Rücksicht genommen.“ Stollen würden ungesichert bis zu 100 Meter in die Tiefe getrieben – sie seien bei Hangrutschen Todesfallen. In einem Notebook steckten im Schnitt zehn Minuten Arbeitszeit eines Kobalt-Kleinschürfers aus der DR Kongo, der unter fatalen Bedingungen diesen Rohstoff fördert.
Unternehmen in der Verantwortung?
Hütz-Adams wies darauf hin, dass die Unternehmen in den Industrieländern durchaus wüssten, wie die Rohstoffe ans Tageslicht kommen – immerhin sei davon auszugehen, dass Erze, die aus der DR Kongo stammen, illegal gefördert seien. Die Rückverfolgung der Mineralien sei einerseits schwierig, die Unternehmen seien schwer in die Verantwortung zu nehmen gewesen. Auf der anderen Seite habe sich in den vergangenen zwei Jahren in diesem Bereich viel geändert. Der Rohstoff-Fachmann wandte sich zudem gegen die Rechnung „Bodenschätze gleich Wohlstand“: „Was ich nicht mehr hören kann, ist, dass der Kongo reich ist.“ Die Steuern auf die geförderten Bodenschätze seien gering, die Margen der Exporteure dagegen hoch. Im Land selbst bleibe kaum etwas, das Geld für Infrastruktur wie Überlandstraßen fehle. Hütz-Adams‘ Forderung: „Die Unternehmen müssten dafür sorgen, dass die Leute, die die Rohstoffe fördern, auch etwas davon haben.“
Der Staat als Teil des Problems
Gerade das ist schwierig, wenn von einem Staat kaum die Rede sein kann. Dr. Paul Simon Handy, Direktor des Institute for Security Studies, Südafrika, sagte: „In Teilen der DR Kongo ist eine Art Parallelverwaltung entstanden.“ Der Regierung fehle teils Kontrolle über die Gebiete, denn vor allem im Osten des Landes gebe es viele Milizen und Rebellen: „Viele Gesetze gelten dort nicht.“ Handy ergänzte: „Doch auch wenn die Regierung die Kontrolle hat, ist sie Teil des Problems.“ Sie würde selbst Minen besitzen und sei somit Teil der Ausbeutung – als Beispiel nannte er die Familie des Präsidenten.