Raju Pandit Chhetri, 32, ist als Mitglied der nepalesischen Regierungsdelegation auf dem Weltklimagipfel und ist ein Partner von Brot für die Welt.
Raju Pandit Chhetri ist im Stress. Die fünfköpfige Delegation seines Landes Nepal ist auf der Klimakonferenz in Warschau der Verhandlungsführer für die Gruppe der Least Developed Countries (LDC), der am wenigsten entwickelten Staaten der Erde. "Die Industrieländer müssen Verantwortung übernehmen", sagt Chhetri, "wir brauchen ein transparentes Verfahren, wie Geld für Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen in unsere Kassen kommt". Raju Chhetri stellt klar: "Das ist eine rote Linie für uns!" Schließlich seien die Industriesstaaten schuld an der Erderwärmung.
Trotz seines jugendlichen Aussehens ist Raju Chhetri ein alter Hase auf dem Konferenzparkett. Seit der Klimakonferenz 2007 auf Bali ist er involviert, zuerst für Nichtregierungsorganisationen wie das Climate Action Network, nun für die kleine Regierungsdelegation des Himalayastaates.
Seit einem Jahr ist der Vater eines sechsjährigen Jungen und eines drei Monate alten Mädchens nun freier Mitarbeiter in der nepalesischen Delegation. Die hat in diesem Jahr auf der Klimakonferenz in Warschau eine riesige Verantwortung: Nepal koordiniert schließlich das Auftreten der 48 ärmsten Staaten der Welt.
"Um ein sicheres Leben auf der Erde zu garantieren, brauchen wir 2015 ein starkes neues Klimaschutzabkommen, das die Reduktion von Treibhausgasen festlegt," sagt Raju Chhetri. Er vertraue weder den Versprechungen noch den freiwilligen Vereinbarungen. "Wir brauchen bindende internationale Gesetze. Die gescheiterten Verhandlungen von Kopenhagen haben uns eine grausame Lehre erteilt", mahnt er.
Um mehr als zwei Grad soll die globale Durchschnittstemperatur nicht steigen, das ist globaler Konsens auf den Verhandlungen. Für Raju Chhetris
Heimatland sei bereits die Erhöhung um anderthalb Grad zu viel: "Schmelzen die nepalesischen Gletscher und trocknen die Gletscherseen aus, verliert die nepalesische Bevölkerung ihren Trinkwasserzugang", erklärt er. Die Landwirtschaft stehe bereits jetzt unter extremem Anpassungsdruck. Die Mehrheit der Nepalesen sind Bauern.
Mit den Händen zeichnet Raju Chhetri die Formen von Berghügeln und Tälern nach, während er von seiner Heimat erzählt. Es sei die Verbundenheit mit der Natur, die ihn immer wieder auf das Klimaparkett treibt. Und natürlich die Uhr: Raju Chhetri muss zum nächsten Termin.
Dieses Porträt wurde von Kathrin Henneberger erstellt für die Klimaretter