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Eine Ökonomie des Lebens

Von Gastautoren am

Der neue Blogeintrag von Lydia: Nach der ersten Woche sieht man schon die Müdigkeit in den Gesichtern der meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Assembly. Dabei haben die Diskussionen um Formulierungen und Nominierungen noch nicht begonnen. Während der Großteil an diesem Wochenende nach Seoul oder in und um Busan pilgert, werden in den Ausschüssen die Themen bearbeitet, um in der nächsten Woche darüber zu berichten.

Im Vorfeld der Versammlung war es für mich schwer nachzuvollziehen, welche Funktion der ÖRK erfüllt und welche Bedeutung er heute für die internationale Gemeinschaft hat. Zumindest in Deutschland habe ich nur wenig darüber gehört, bevor ich mich damit auseinandergesetzt habe. Gestern habe ich dann jemanden kennengelernt, der sich von dieser Versammlung Großes erhofft, was mich sehr bewegt hat.

Sarah Augustine aus Kanada ist nicht delegiert, nimmt allerdings als Vertreterin für Eingeborene (indigenous people) teil. Vom Rande der Weltgemeinschaft und leider auch vom Rande der Versammlung setzt sie sich für die Rechte der eingeborenen Völker der Welt ein, die aufgrund von Ressourcen und Profitgier Ungerechtigkeit erleben müssen.Wenn wir davon sprechen, dass wir nach einer Ökonomie des Lebens (Economy of Life) für alle streben - so lautet auch der Titel eines wichtigen ÖRK-Dokuments - und Gerechtigkeit schaffen wollen, dann dürfen wir nicht die Augen verschließen vor Vertreibungen, Enteignungen und anderen Strukturen, die Menschen ihrer Lebensgrundlage berauben. Sarah hat einen Vorschlag für ein Statement eingebracht, der vom zuständigen Komitee als Arbeitsgrundlage für eine so genannte minute (Protokollnotiz) angenommen wurde. Das ist gut, aber dennoch wird es nur bei der Protokollnotiz bleiben, sofern der Programmausschuss der Vollversammlung das Anliegen nicht weiter behandelt. Ich bin gespannt, was Sarah am Ende nächster Woche als Errungenschaft aus Busan mitnehmen wird. (Englischsprachiger Link mit weiteren Informationen)

Auch die Jugend trifft sich immer wieder am Rande des Programms, um über die anstehenden Dinge zu sprechen. Wir haben unter anderem dafür gesorgt, dass die vorgesehenen Quoten für Jugendliche in den Ausschüssen erfüllt sind. Im Geschäftsausschuss wurden einige Bedenken vorgebracht, dass Jugendliche davor zurückschrecken, sich für den Zentralausschuss nominieren zu lassen, weil sie befürchten, dass ihre jeweiligen Kirchen das nicht finanzieren könnten. Die Reaktion des Generalsekretärs daraufhin war pointiert und mutmachend: "Daran wird es auf jeden Fall nicht scheitern und es wird eine Lösung gefunden werden. Es wäre viel teurer, die Jugend nicht einzubeziehen!"

Jetzt gerade ist ein großer Teil der Vollversammlung auf dem Weg nach Seoul und der nordkoreanischen Grenze, um ein Zeichen für Frieden zu setzen. Das Wetter ist nicht ganz so gemütlich wie in Busan, aber Nieselregen sollte uns nicht aufhalten auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden.

 

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