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Aus dem Katastrophengebiet direkt auf den Klimagipfel

Von Gastautoren am

Eben noch mit der Zerstörung auf den Philippinen konfrontiert, jetzt in Warschau. Wie Maria Theresa Nera-Lauron den Klimagipfel erlebt: "Wir brauchen endlich Ergebnisse."

Über dem Pullover eine Daunenweste und darüber eine dicke Jacke und ein Schal: Maria Theresa Nera-Lauron ist gut eingepackt. "Bei uns auf den Philippinen sind jetzt 29 Grad", sagt die zierliche Frau. Verständlich, dass ihr Warschau bei null Grad wie der sibirische Winter vorkommen muss.

Maria Theresa Nera-Lauron ist Mitglied der philippinischen Regierungsdelegation auf der Welt-Klimakonferenz in Warschau. "Ein halbes Mitglied", sagt die 45-Jährige. Denn eigentlich ist sie Expertin der Nichtregierungsorganisation IBON. "Ich sitze mit am Regierungstisch, meine Aufgabe aber ist es, für die Zivilgesellschaft darauf zu achten, dass die Regierungsdelegation die Interessen der Philippiner hier auch wirklich vertritt." In Warschau soll ein neuer Welt-Klimavertrag auf den Weg gebracht werden, der 2015 in Paris beschlossen werden und erstmals alle Staaten verpflichten soll, ihren Treibhausgas-Ausstoß zu verringern. 

"Mir wird sehr viel Mitgefühl entgegengebracht", sagt die kaum 1,40 Meter große Frau. "Alle fragen mich, ob es auch in meiner Familie Tote gegeben hat und wie schlimm denn die Situation nach dem Taifun ist." Tatsächlich lebt die Hälfte ihrer Familie im besonders betroffenen Süden, die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf 4.000 gestiegen, zwei Millionen Menschen sind obdachlos. "Wir haben Glück gehabt", sagt Maria Theresa Nera-Lauron, die selbst in Manila lebt. Niemand aus der Familie ist vermisst, schwer verletzt oder in den Tod gerissen.

Wobei Glück in diesen Tagen auf den Philippinen relativ ist: "Die einen Verwandten sind Kaufleute, ihr Laden ist komplett zertrümmert. Die anderen sind Bauern. Sie haben die ganze Ernte verloren." Ein halbwegs normales Leben wird im nächsten halben Jahr für keinen von ihnen möglich sein: "Sie haben alles verloren, manche auch noch ihr Zuhause."

"Wir stehen enorm unter Druck"

Maria Theresa zieht den Kragen ihrer Jacke etwas höher. In der Altstadt von Warschau werden die ersten Weihnachtslichter an den Bäumen und Laternen angebracht, die Philippina ist unterwegs in die Warschauer Kathedrale, wo ein ökumenischer Gottesdienst für mehr Klimaschutz abgehalten wird.

Nach dem Gottesdienst wird es ein Strategietreffen der philippinischen Regierungsdelegation geben. "Wir stehen hier enorm unter Druck, die Menschen zu Hause verlangen endlich konkrete Beschlüsse." Nach der ersten Woche der Weltklima-Konferenz sieht es nicht danach aus: "Die Konferenz berät, wie die Tagesordnung der nächsten Konferenz aussehen soll." Dabei sei genug geredet: "Der Taifun Haiyan zeigt doch, dass die Zeit der Worte vorbei sein muss. Wir brauchen Taten!"

 

Dieser Artikel von Nick Reimer ist zuerst auf ZEIT-online erschienen:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-11/warschau-klima-gipfel-philippinen

Dienstag, 19. November 2013, 13:27 Uhr

 

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