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Auf der Vollversammlung

Von Gastautoren am

Bei uns ist es inzwischen schon früher Freitag Morgen. Die Vollversammlung ist in vollem Gange. Es ist bunt, es ist spannend, es ist unglaublich viel los.

Für Dienstag war die Reise von Seoul nach Busan vorgesehen, sowie ein Seminar und zwei Vorlesungen. Allerdings kam unser Bus mit einer Verspätung von drei Stunden in Busan. Am BEXCO-Gelände, das ist das Gelände auf dem die Vollversammlung stattfindet, überraschte uns dann eine Demonstration von geschätzten mindestens 1000 Christen gegen die Versammlung des ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Sie befürchten, der ÖRK zerstöre ihre Kirchen, weil er mit anderen Religionen im Dialog ist und Homosexualität gut heiße. Dabei gab es ganz verschiedene Begegnungen mit den Demonstrantinnen und Demontstranten. Oft konnte man mit ihnen reden.

Ein Bischof auf aus Sri Lanka erzählte, wie er einem Demonstranten das Jesusbild, das um seinen Hals hängt, gezeigt hat, und dieser ihn daraufhin umarmt hat. Eine andere erzählte, wie sie auf die unverständlichen Sätze eines Demonstranten für ihn gebetet hat und still da stand und einfach geantwortet hat „God bless you“ und ihm die Hand reichte. Dieser wurde aber sauer, verweigerte ihr seine Hand und ging. Aber drei Demonstrantinnen, die das beobachtet hatten kamen daraufhin und gaben ihr die Hand. Mich beschäftigt die Demonstrationen gerade sehr, weil ich mich frage, warum wir Christen es nicht schaffen an einen Tisch zu sitzen. Auch fällt es mir schwer zu verstehen, wie man so sehr von seinem eigenen Weg überzeugt sein kann, dass man mit Menschen anderer Meinung nicht an einen Tisch sitzen kann. Eine kleine Anekdote dazu:  „Das ist doch schön. Wir glauben beide an Jesus Christus, aber auf die jeweils eigene Art und Weise.“ Darauf antwortete B:  „Ja das ist wirklich schön. Aber du glaubst an ihn in deiner Weise und ich glaub an ihn in seiner Weise.“ :-)

Am Hotel angekommen musste vieles gekürzt und verändert werden, weil das so voll gepackte Programm einfach nicht mehr einhaltbar war. Darüber hinaus waren wir von den 7 Stunden Busfahrt total platt. Und so fand an diesem Abend nur die Begrüßung des General Sekretärs des ÖRKs  Dr. Olav Fykse Tveit und des koreanischen Gastgebers statt, sowie eine  Einführung in die vorangehenden Vollversammlungen ÖRK von dem ehemaligen Generalsekretärs Konrad Raiser.

Am nächsten Morgen ging es weiter mit eine hervorragenden und spannenden Vorlesung von Michael Kinnamon über die Zukunft der ökumenischen Bewegung. Dabei forderte er u.a. eine Erweiterung des Kreises der Kirchen , die in der ökumenischen Arbeit engagiert sind, sowie eine neue Generation von Leitern, eine Stärkung der Verbindung des lokalen, regionalen und globalen Ökumene, und ein Überdenken verschiedenster Strukturen. Dabei stellt er drei Fragen, die dabei zu bedenken sind: 1. Sind die Kirchen, die in der ökumenischen Bewegung involviert sind, sich dem ÖRK noch verpflichtet fühlen? 2. Ist die ökumenische Bewegung zu idealistisch? 3. Vertraut sie noch auf die Führung Gottes? Dabei betonte, er dass die ökumenische Bewegung keine neue Vision braucht, sondern eine frische Artikulation der Vision braucht. Seine Vorlesung gab viel Stoff für weitere Konversationen und so war Michael auch am Abend noch in meiner Seminargruppe, um mit uns zu diskutieren.

Danach fand ein Eröffnungsgottesdienst statt. Vor allem die Fürbitten, in denen jeder Kontinent für die Probleme und Konflikte seiner Region gebetet hat, war sehr berührend. Aber auch die vielen Lieder mit koreanischen Instrumenten. Die Predigt wurde von Katholikos aller Armenier auf armenisch gehalten. Da es leider nicht genug Übersetzungen gab, saß ich eine halbe Stunde dabei, ohne etwas zu verstehen.

Am Nachmittag wurde dann die Vollversammlung offiziell eröffnet. Darin wurde von den koreanischen Gastkirchen mit Ballett, Chor, kleinem Orchester, und Opernsänger die koreanische Geschichte erzählt. Diese Aufführung war sehr professionell und  berührend. Dabei wurden die christlichen Missionare sehr positiv dargestellt, während die japanische Besatzung und ihre mitgebrachte Religion verständlicherweise sehr negativ und bedrohend dargestellt wurde. Das faszinierende an der Geschichte des Christentums in Korea ist, dass Korea nur von einen sehr geringen Teil von westlichen Missionaren missioniert wurde und zum größten Teil sich selbst missioniert hat. Am eindrücklichsten und am spürbarsten in der Performance war für mich dabei der Schmerz der Trennung Koreas und am Ende die Sehnsucht nach Frieden und Wiedervereinigung. Bei der offiziellen Begrüßung wurde auch eine Videobotschaft von dem ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel gezeigt und Grußworte des Papstes von Kardinal Koch überbracht. Danach folgte der Bericht des Generalsekräters, bei dem mir bewusst wurde, wie viel der ÖRK eigentlich macht. Dabei stelle ich die Frage, warum diese Arbeit in den Medien so wenig auftaucht und wie das verändert werden kann.

Der Abend endete wieder mit unserem Seminar und dem Abendessen. Ich bin total fasziniert wie dass alles organisiert ist. Alles klappt reibungslos. Darüber hinaus hat jeder Teilnehmer eine Kreditkarte bekommen, auf der ein gewisser Betrag ist. In jedem Supermarkt, in dem wir einkaufen und in jedem Restaurant, in dem wir essen, können wir mit dieser Karte bezahlen, bis das Geld darauf weg ist. Die Kreditkarte ist sogar mit der koreanischen Liebe zum Detail mit dem Logo der Vollversammlung bedruckt.  Das selbe gilt für die Karte für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Korea.

Der Donnerstag war dann der erste reguläre Tag der Vollversammlung. Nach einem schönen Morgengebet ging es dann in die Bibelgruppen, die wirklich bunt zusammen gemischt sind. Es ist wirklich ein Reichtum die Bibel mit den Augen so vieler Menschen aus so vielen Ländern zu lesen. Im darauf folgenden Plenum war der Premierminister von Südkorea da, der UN-Beauftragte für HIV/Aids  hat über die Fortschritte in der HIV- Prävention gesprochen, sowie eine Koptin aus Ägypten über die Christen im Nahen Osten. Gerne würde ich vor allem die letzten beiden Reden ausführen, aber leider fehlt mir dafür die Zeit.  Ich erlebe hier in jeder Stunde so unglaublich viel.

Es ist ein großes Geschenk für mich hier dabei sein zu dürfen. Allerdings zeigen mir hier die hohe Besetzung an Redner und die Diskussionen, die geführt werden, wie viel Politik hier auch abläuft und wie diese Politik in den Kirchen und zwischen ihnen auch nicht viel anders abläuft als in der normalen Politik. Ich muss gestehen, dass mich das, obwohl ich nicht dachte naiv zu sein, doch ein bisschen deillusioniert. Ich merke wie ich in den Ansprüche, die ich an mich durch meinen Glauben habe, hier manchmal enttäuscht werde, zum Beispiel, wenn alle nur versuchen zu netzwerken. Wenn ein Gespräch plötzlich einfach unterbrochen wird, weil ein „wichtigerer“ Mensch entdeckt wurde, mit dem man unbedingt sprechen wollte, dann merke ich wie mich das einfach stört. Aber so ist das eben unter Menschen...

 

Ich bin gespannt, was die nächsten Tage bringen werden. Übers Wochenende planen wir einen Ausflug und kommen erst wieder am Sonntag zurück nach Busan!

Bis Sonntag!

Liebe Grüße von der Vollversammlung

Susanne

 

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