Der Touristenstadt Rio de Janeiro gehen die Hotelbetten aus, titelte die größte Zeitung der Stadt, „O Globo“, am Samstag (24.3.). Die 33.000 Zimmer reichten nicht einmal aus, um die 50.000 akkreditierten Teilnehmer der UN-Konferenz Rio+20 unterzubringen, warnte der Hotelverband ABIH. Deswegen kündigte Bürgermeister Eduardo Paes für April eine Kampagne an, um die Bewohner der Stadt aufzufordern, private Unterkünfte für die ausländischen Besucher zur Verfügung zu stellen.
Mittlerweile haben 80 Staatschefs und Delegationen aus 120 Ländern ihre Teilnahme an der UN-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung zugesagt. Hinzu kommen weitere Vertreter der 193 Uno-Mitgliedsstaaten und Tausende Aktivisten der organisierten Zivilgesellschaft.
90% der Hotelbetten im Zeitraum vom 13. bis 23. Juni sind bereits belegt. Um die Lage nicht weiter zuzuspitzen, setzte sich die Stadtregierung dafür ein, alle anderen Großveranstaltungen in dieser Zeit zu verlegen. So werden sich 3.000 Zahnärzte für ihren Odontologie-Kongress nicht in Rio sondern an den Iguaçu-Wasserfällen in Südbrasilien treffen.
In ihrer Not angesichts der unzureichen Hotel-Infrastruktur haben die Organisatoren der Konferenz Rio+20 entschieden, Teile der Delegationen außerhalb der Stadt unterzubringen. Sowohl in der ehemaligen Kaiserstadt Petropolis wie in Strandorten wie Cabo Frio und Angra dos Reis wurden viele Hotels vorgebucht. Die Anfahrtszeit von ein bis drei Stunden müssen die Besucher in Kauf nehmen. Allerdings verlangen die Hoteliers auch dort sehr hohe Preise, teilweise das dreifache der normalen Tarife.
Laut Zeitungsberichten haben sich schon offizielle Delegationen aus mehreren Ländern über die horrenden Hotelpreise beschwert, die oft bei 1.000,00 US-Dollar pro Zimmer und Nacht liegen. Laut “O Globo“ überlegten einige Staaten, ihre Delegationen zu verkleinern oder ganz abzusagen.
Die Kampagne für Privatunterkünfte wird sich an den Karnevalstagen orientieren, die viele Bewohner der Stadt für Extraeinnahmen nutzen, indem sie ihre Wohnungen den unzähligen Touristen zur Verfügung stellen.
Schwierig ist die Lage auch für die Teilnehmer der größten Parallelveranstaltung, des Peoples Summit der sozialen Bewegungen. Die Regierung untersagte das Kampieren am Veranstaltungsort, dem Aterro do Flamengo im Zentrum. Die Organisatoren suchen jetzt nach Ausweichquartieren in Schulen und öffentlichen Gebäuden. Zudem soll die Quinta de Boa Vista, ein Park im Nordteil der Stadt, für ein großes Zeltlager genutzt werden.