"Die Ernährungskampagne endet, doch das Thema bewegt Brot für die Welt weiter" sowie "Wir sind die Pioniere des Wandels für eine zukunftsfähige Landwirtschaft", waren zentrale Aussagen der Tagung "Niemand isst für sich allein: Ist Essen bald Luxus?" zu der am 15. Oktober 130 Teilnehmende in die Französische Friedrichstadtkirche in Berlin gekommen waren. Auf Einladung von Brot für die Welt und der Evangelischen Akademie zu Berlin diskutierten Expert/innen zum offiziellen Abschluss der Ernährungskampagne von Brot für die Welt und anlässlich des Welternährungstags, wie Ernährungssicherheit für alle umsetzbar ist.
Die Präsidentin von Brot für die Welt Cornelia Füllkrug-Weitzel erinnerte nach der Begrüßung durch Dr. Hartmann von der Evangelischen Akademie an den Beginn der Kampagne "Niemand isst für sich allein" vor sechs Jahren - an den 16. Oktober 2006. Damit Essen nicht zum Luxus für die Armen wird, forderte die Kampagne seitdem zusammen mit Partnerorganisationen, Bündnispartnern und vielfältiger Unterstützung durch Kirchengemeinden gegenüber der Bundesregierung:
- einen Wandel im Handel: Die kleinbäuerliche Landwirtschaft benötigt im Rahmen der Handelspolitik einen besonderen Schutz,
- einen Wandel in der Landwirtschaftspolitik: Verstärkte Förderung der ländlichen Entwicklung in der Entwicklungszusammenarbeit und
- die Ausrichtung der Politik auf eine nachhaltige Produktion von Nahrungsmitteln.
"Nun endet die Kampagne, aber die Themen bleiben", erläuterte die Präsidentin von Brot für die Welt am Ende ihres Referats. "Als Anwälte für unsere Partnerorganisationen und die Ärmsten, bleibt Brot für die Welt weiterhin am Ball, um sich für die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung einzusetzen."
"Ernährungssicherheit für alle - Wunschtraum oder machbar?" dieser Fragestellung ging Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Bundes Ökologische Landwirtschaft und Autor des Buchs "Food Crash" nach. "Ja, es werden genügend Nahrungsmittel produziert", so Dr. zu Löwenstein, aber Millionen Menschen fehle der Zugang zu diesen sowie zu Wasser und Land, um Lebensmittel selber zu produzieren. Zudem werden natürliche Ressourcen verschwendet, indem Lebensmittel im Müll landen oder verrotten, stellte der Buchautor fest. "Damit geht es nicht nur um Produktivität der Landwirtschaft, sondern es geht darum, wie wir damit umgehen. Und es geht auch um die Frage der Effizienz, wie verhält sich das, was wir reinstecken, zu dem was rauskommt?", fragte Dr. zu Löwenstein das Publikum. Für den Vorstandsvorsitzenden des Bundes Ökologische Landwirtschaft bleibt damit nur die ökologische Intensivierung der Landwirtschaft, die zukunftsgewandt auf Vielfalt sowie auf eine Schonung der natürlichen Ressourcen setzt, um eine weltweite Ernährungssicherheit umzusetzen. Er endete sein Plädoyer mit den Worten: "Wir sind die Pioniere des Wandels und können uns für eine zukunftsfähige Landwirtschaft einsetzen".
Die anschließende Podiums-Diskussion mit Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzendem des Bundes Ökologische Landwirtschaft, Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin Brot für die Welt, Fon Nosh, dem Koordinator der Organisation Cominsud und des Netzwerks Recht auf Nahrung in Kamerun und Dr. Stefan Schmitz, dem Leiter des Referats für Ländliche Entwicklung und Welternährung, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zeigte, dass verschiedene Strategien umgesetzt werden müssen, damit Lebensmittel für alle bezahlbar sind. Ernährungssouveränität, die Umsetzung des Rechts auf Nahrung und eine transparente, gute Regierungsführung sind Schlüsselelemente für die Hungerbekämpfung.
Dr. Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik von Brot für die Welt beendete die Tagung mit den Worten, "Wir sind nicht allein auf der Welt und essen nicht alleine, deshalb geht es auch darum keinen Schaden anzurichten." Dabei gehe es auch um das Motto "Lebe so, dass man Dich fragt" und um die eigene Glaubwürdigkeit. Dr. Seitz appellierte daran, dass kirchliche Einrichtungen konsequent auf faire und regionale Beschaffung setzen sollten. Der Leiter der Abteilung Politik von Brot für die Welt betonte, dass ein Wandel einen langen Atem benötige und doch entscheide dabei auch immer etwas die Geschichte. "Aber als Christen und Christinnen haben wir noch eine andere Zuversicht, dass Transformationsprozesse und Ernährungssicherheit durch politische Kampagnenarbeit möglich wird", so Dr. Klaus Seitz: "Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand."
Nach der Tagung fand ein Fest "mit vielen Gästen, Fotos und Erinnerungen" statt, bei dem auf sechs Jahre Kampagnenarbeit zurück geblickt wurde.