Nach heftigen Kämpfen, die die Bewohner der Stadt und der umliegenden Kreise in Angst und Schrecken versetzten und eine riesige Fluchtwelle auslösten, wurde am Dienstag die ostkongolesische Stadt Goma trotz der Präsenz der UN Blauhelme von den von Ruanda unterstützten M23 Rebellen eingenommen. Die kongolesischen Regierungstruppen – unbezahlt und undiszipliniert – hatten Bewohner terrorisiert und ausgeplündert und waren dann Hals über Kopf geflüchtet. Die internationalen Organisationen zogen das meiste Personal ab. Die Blauhelmtruppe MONUSCO hatte an der Seite der sogenannten "legitimen" Armee gekämpft und bleibt nach deren Flucht vor Ort ohne einzugreifen. Die humanitäre Situation ist sehr schwierig, da es durch die Kämpfe viele Flüchtlinge gibt, die nicht wissen wohin. Das HEAL Africa Krankenhaus, ein Partner von Brot für die Welt ist jetzt das Referenzkrankenhaus und versorgt Verwundete und Kranke.
Es gab noch vereinzelt Schießereien und aus einigen Vierteln wurde Dienstag Nachmittag auch Gewalt durch versprengte Regierungssoldaten und Banditen gemeldet, aber die Lage hatte sich abends im wesentlichen beruhigt. Am Mittwoch Morgen öffneten die Geschäfte wieder und die Menschen sind auf den Straßen. Die Rebellen kontrollieren die Grenze und halten über Rundfunk und Fernsehen offizielle Verlautbarungen. Seit Mittwoch Vormittag findet eine Veranstaltung im Stadion statt, bei der Soldaten der Regierungsarmee und Polizisten die Waffen abgeben und sich registrieren lassen. Der Gouverneur von Nord Kivu hat sich nach Beni im Norden abgesetzt.
Auf einem Gipfel der Konferenz der Großen Seen (ICGLR) im ugandischen Kampala, nehmen am Mittwoch unter der Schirmherrschaft des ugandischen Präsidenten Museweni der kongolesische Präsident Kabila und der ruandische Präsident Kagame teil.
In den ländlichen Regionen von Nord und Süd Kivu kämpfen seit geraumer Zeit verschiedenste Rebellengruppen gegeneinander, dem Zentralstaat ist die Kontrolle über diese Regionen entglitten. Nach der Einnahme von Goma gibt es wütende Proteste gegen Präsident Kabila in Kisangani, Kinshasa, Bunia und Bukavu. Wie es politisch und militärisch weitergeht ist noch sehr ungewiss.
Brot für die Welt-Partnerorganisationen arbeiten weiter mit den Menschen vor Ort
Dies ist nicht die erste Krise dieser Art, die Goma und Nord Kivu erleben. Wie bisher halten die Partner von Brot für die Welt die Arbeit soweit es geht aufrecht. Die aus Deutschland vermittelten Fachkräfte sind seit Sonntag aus Sicherheitsgründen nach Ruanda ausgereist, halten aber engen Kontakt zu ihren Kollegen bei HEAL Africa, ULPGL und dem Pole Institut und bereiten sich auf eine Rückkehr vor, sobald es die Situation erlaubt. Im Rahmen des Zivilen Friedens Dienst-Netzwerks informieren und unterstützen sich Partner und Fachkräfte aus den verschiedenen Landesteilen der DR Kongo.
Die kongolesischen Partner von Brot für die Welt in Goma arbeiten weiter im humanitären und zivilrechtlichen Bereich für die Bevölkerung ihrer Stadt und ihrer Region. Die Menschen in Goma sind erst mal froh, dass das Schießen aufgehört hat und sie ein wenig zur Ruhe kommen. Zugleich bangen sie um die Zukunft.
In dieser Situation ist die Weiterführung der Arbeit unserer Partner auf allen Gebieten wichtig und braucht unsere Unterstützung mehr denn je. Neben der humanitären Nothilfe geht es vor allem darum, die Zivilgesellschaft zu stärken und die Gräben, die sich zwischen verschiedenen Gemeinschaften vertiefen, gemeinsam zu überwinden. Auch der vom ZFD unterstützte Dialog zwischen Jugendlichen in Goma und Gisenyi muss fortgeführt werden sobald es geht.
Christiane Kayser