Sonntag war ein freier Tag für mich. Trotzdem ging auch dieser Tag nicht ohne neue Eindrücke zu ende. Meine Gastmutter hat zwei weitere Freiwillige, die auch hier auch wohnen, und mich eingeladen. Sie wollte mit uns einen Ausflug nach Cartago und zur ihren Eltern machen. Dankbar habe ich diese Einladung angenommen und wir sind am Mittag losgefahren.
Cartago liegt ca. 40 Autominuten von San Jose entfernt. Die Stadt wurde direkt neben einen Vulkan erbaut. Dieser begrüßte uns schon eindrucksvoll von der Ferne. Es ist, im Gegensatz zu San Jose, ein kleines und ruhiges Städtchen. Kein Haus hat mehr als ein Stockwerk und die Straßen sind klein und eng. Es machte alles einen sehr entspannten und beschaulichen Eindruck auf mich, so wie man sich eine kleine Stadt in Lateinamerika vorstellt.
Als erstes führte uns unsere Gastmutter zur ein einer Kirche wo eine Statue der „La Negrita“ steht. Eine kleine schwarze Statue der Madonna. Es werden kleinere oder größere Geschenke der La Negrita übergeben, damit die Wünsche der Menschen in Erfüllung gehen. Zudem hat mir meine Gastmutter erzählt, dass am 2.August die Menschen aus dem ganzen nur zur dieser kleiner Statue pilgern. Denn nicht nur das sie Wünsche erfüllen kann, soll sie auch heilende Kräfte besitzen.
Nach unseren Besuch bei La Negrita sind wir noch in die Messe rangegangen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz belegt, sodass die Menschen bis draußen auf den Vorplatz standen. Wir konnten uns aber noch reinmogeln und ich bekam ein völlig anderes Bild von Gottesdienst zu sehen. Kein Kind wurde aufgefordert still dazusitzen, sondern durfte rumzappeln oder einfach gelangweilt auf der Bank rumhängen. Wenn ein Handy geklingelt hat, hat`s auch kein weiter gestört, man ging dann halt einfach kurz mal raus. Allgehmein haben die Menschen, die dort waren, mal mehr, mal weniger der predigt Aufmerksamkeit geschenkt. Das strenge katholisch konservative Bild wurde ganz gesprengt als ich die mäßig bekleideten Frauen, in der Kirche, saß. Minirock, High Heels und ein tief ausgeschnittenes Dekollete waren keine Seltenheit. Es war erfrischend zusehen, dass „Kirche“ auch mal anderes gelebt werden kann.
Nach der Kirche sind wir noch ein bisschen durch Cartago spaziert. Auf dem Plaza de Centro war ein kleines Volksfest. Es gab Kitsch, folklorische Tänze, laute Musik und jede Menge zu Essen. Wir gönnten uns noch einen kleinen Snack und gingen zu den Eltern meiner Gastmutter.
Ihr Haus steht, nähe Cartagos, noch im selben Dorf wo meine Gastmutter aufgewachsen ist. Es war ein sehr schönes Haus mit einen Garten zum neidisch werden. Ihre Eltern haben sich ein kleines Paradies geschaffen. In ihrem Garten bauen sie Mais, Mangos, Bananen, Orangen, süße fruchtige Tomaten und viele viele weitere Frucht- und Gemüsesorten an. Wenn das nicht schon genug sein, bauen sie auch ihren eigenen Kaffee an. Ich war begeistert von so viel Vielfalt und alles in einen kleinen Garten. Denn ich als Berliner Kindl kenne so etwas nicht, dass man so autark sein Leben bestreiten kann, ohne auf etwas verzichten zu müssen.
Hasta Luego
Borito Halito