Knapp drei Monate vor der UN-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung, kurz Rio+20, beginnen die Kritiker der „Grünen Wirtschaft“ die Mobilisierung auf der Straße. In Rio de Janeiro rief das „Zivilgesellschaftskomitee zur Vorbereitung der Cúpula dos Povos“ (Peoples Summit) am Sonntag (25.3.) Nachmittag zu einer Demonstration auf.
Mehrere Hundert Aktivisten versammelten sich in der Favela Pavão-Pavãozinho und demonstrierten durch enge, steile Gassen bis zum Strand von Ipanema. Hierher führte auch eine kleine Fahrraddemo aus dem Edelviertel Leblon. Am Ende des Strands von Ipanema, einem Felsen namens Arpoador, wo Touristen und Einheimische jeden Abend den Sonnenuntergang bewundern, wurden anschließend einige Workshops angeboten, bevor das Abschlusskonzert begann.
Die Stimmung bei gut 30 Grad war ausgelassen, die Themen ernst. Mit Megafon und Spruchbändern wurde darauf hingewiesen, dass bei Rio+20 viel mehr als nur good will in Sachen Umweltpolitik auf dem Spiel steht. Das Konzept der „Grünen Wirtschaft“, insbesondere die Vermarktung der Natur und die Technologiefixierung zur Lösung der Umweltkrise, wurden kritisiert. Auch das neue brasilianische Waldgesetz (Código Florestal), das kurz vor seiner Verabschiedung steht, wurde thematisiert. Es sieht weniger Umweltauflagen als bisher und eine Teilamnestie für diejenigen vor, die in der Vergangenheit illegal Wald gerodet haben. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Kongress ist derzeit für viele die einzige Hoffnung ein Veto seitens der Präsidentin Dilma Rousseff.
Der Aktionstag war der Auftakt für den Peoples Summit, der parallel zur UN-Konferenz stattfinden wird. Dort soll den vielen „falschen Lösungen“ andere Wege und Erfahrungen entgegengesetzt werden. Zum Beispiel ökologische Landwirtschaft statt Monokultur und Gentechnik, oder neue Konsummuster statt immer mehr Wachstum. Auch in anderen Städten gab es erste Demonstrationen, unter anderem in der Hauptstadt Brasilia und Belo Horizonte.
Die Fotos hat Friederike Strack gemacht.
Ein kurzes Video von der Demo gibt es hier: