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Aller Anfang ist schwer, und Khmer ganz besonders!

Von den Schwierigkeiten eine neue Sprache zu erlernen, ..

 

Von Gastautoren am

Bereits kurz nach meiner Ankunft in Phnom Penh hatte ich mich entschlossen, Khmer zu lernen, weil ich der Meinung war (und auch noch bin), nur so einen tieferen Einblick in die Kultur und Tradition meines Gastlandes zu bekommen. Erste Grundlagen der Sprache hatten wir EED’ler bereits während des zweiwöchigen Orientierungsseminars erhalten, aber das war, wie sich herausstellte, noch nicht einmal der Anfang!


Zunächst: Khmer zu erlernen ist nicht einfach! Dies liegt aber nicht nur an der Sprache selbst, die für europäische Ohren (und Zungen) ungewohnt ist. Mehr noch ist es der schier unübersichtliche Markt für Sprachunterricht, der sich insbesondere in Phnom Penh entwickelt hat. In Phnom Penh gibt es eine große Zahl sogenannter Expats - UN-Mitarbeiter, Mitarbeiter diverser Hilfsorganisationen und Auswanderer, die potentiell Khmer lernen möchten. Sprachunterricht ist daher ein lukratives Business, zumal viele Kambodschaner Ausländer anfangs eh erst einmal für reich halten. Dies gilt dann natürlich auch für mich, ob ich will oder nicht!


Seit meiner Ankunft in Phnom Penh kämpfe ich mit der Sprache, mit mir, v.a. aber mit meinen Lehrern. Angefangen hat es während des 2-wöchigen Orientierungsseminars. Unser Lehrer war nett, hat auch gerne unsere Fragen beantwortet, und davon gab es am Anfang ziemlich viele. Als wir EED’ler uns dann mit dem Erlernten auf der Straße oder in unserer Gastfamilie versuchten, kam die Ernüchterung: So wie wir Khmer lernten, spricht kein Kambodschaner. Vermeintlich nützliche Phrasen wie: "Wie geht es Dir?". ("Ter neak sok-sabey chia te?"), verstand niemand! - Warum? Weil die Kambodschaner mit ihrer Sprache sehr sparsam sind und nur das sagen, was wirklich wichtig ist. In diesem Fall reicht es zu sagen: "Sok-sabay?" was so viel heißt wie: "Glücklich und gut?“ Es dauerte einige Zeit, das zu verstehen, doch mittlerweile finde ich's richtig gut, weil es alles einfacher macht. – Entsprechend kurz ist auch die Antwort: "Sok-sabay!" Ihr wisst ja jetzt, was das heißt.


Bei diesem einen Beispiel möchte ich es an dieser Stelle belassen. Ich kann aber verraten, solche Situationen passieren mir immer noch. Mittlerweile kann ich allerdings nur noch schmunzeln.


Nach dem Orientierungsseminar fand ich schnell einen neuen Khmer-Lehrer. Diesmal Einzelunterricht. Ich sagte ihm, ich möchte lernen, Khmer zu sprechen. Das Erlernen der Schrift traute ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu. Woran das wohl liegt? Naja, zum einen gibt es in Khmer 33 Konsonanten und 24 Vokale. Erschwerend kommt hinzu, dass diese kombiniert werden und dann noch einmal "neue" Laute dazukommen. Doch damit nicht genug: Die Buchstaben stehen teilweise für Laute, die ich zuvor noch nie gehört habe. Entsprechen lustig und schwierig ist es, diese unübersichtliche Anzahl von Buchstaben zu lernen und korrekt auszusprechen.


Ausländer – so zunächst auch ich –  lernen Khmer meist mit Hilfe sogenannter Transkriptionen, d.h. Khmer in die lateinische Schriftsprache überführt. Inzwischen gibt es eine unübersichtliche Zahl von Transkriptionen, die aber in der Regel nur bedingt bis gar nicht helfen, die Sprache zu erlernen. In meinem Fall erwies es sich als einfacher, die Aussprache von Wörtern mit einem Kambodschaner zu üben. Meine Erfahrung ist, dass das Erlernen der Sprache alleine auf Basis der Transkriptionen nicht möglich ist. Zu dieser ernüchternden Einsicht kam ich schnell, da meine selbsterlernten Worte einfach nicht verstanden wurden und stets Anlass für Heiterkeit war.


Mein erster Lehrer war sicher ein guter Lehrer: Er hatte viele Schüler, sogar ein eigenes Lehrbuch und vermittelte ausschließlich die Sprechfähigkeit. Ideal also für mich. Wir trafen uns in Straßenrestaurants. Manchmal standen um unseren Tisch Kambodschaner, die es wohl lustig fanden, einen "Westler" beim Sprachunterricht zuzuschauen. Wenn alles so toll war, warum ist er dann aber nicht mehr mein Lehrer? Tja, er hat mich nach anderthalb Wochen verlassen. Wie es dazu kam beschreibe ich in "Als Deutscher in Kambodscha".


Inzwischen habe ich mich gut eingelebt. Ich habe regen Kontakt zu Kambodschanern. Ich werde oft zu sogenannten Partys eingeladen. Alle wollen mit mir befreundet sein, so kenne ich bereits alle von der nahegelegenen Tankstelle. Auch meine Nachbarn sind sehr herzlich. Ich wohne in einer kleinen Straße und verbringe viel Zeit mit meinen Nachbarn und unterhalte mich ein bisschen auf Khmer mit ihnen. Viele sprechen nur wenig oder gar kein Englisch, sodass Khmer die einzige Möglichkeit ist, sich miteinander zu unterhalten. Sie verbessern mich gerne, sind geduldig und nie genervt, wenn ich Fehler mache. Alle freuen sich, wenn ich mich in Khmer versuche. Jedes Mal sagen sie: "Oh, dein Khmer ist schon besser geworden!". Dann lachen sie. Aber nicht spöttisch, sondern einladend und herzlich. So macht es Spaß, eine Sprache zu lernen.


Also habe ich mich entschieden, alles Erdenkliche zu unternehmen, um die Sprache zu erlernen. Allein um mich unterhalten zu können. Und natürlich hoffe ich, dadurch die Kultur und das Verhalten der Kambodschaner besser verstehen zu können. Ich glaube, die Sprache ist der Schlüssel dazu.

Auch habe ich den anfänglichen Respekt (Furcht?) vor der Schrift überwunden. Ich denke, es ist sogar hilfreich, sprechen und schreiben zu können. Jedenfalls scheint sich meine Aussprache dadurch erheblich zu verbessern. Eine Lehrerin in meiner Schule hat sich dazu bereit erklärt mit mir das Schreiben beizubringen. Ich unterrichte sie dafür in Englisch. Also eine "Win-Win“-Situation! Meine ersten Versuche, und das sind nur einzelne Buchstaben seht ihr ja. Das ist so gar nicht mit den uns bekannten lateinischen Buchstaben vergleichbar, oder?! Zusätzlich habe ich einen Lehrer, mit dem ich Vokabeln pauke. Es ist mittlerweile mein Dritter :)


Warum ich das alles schreibe? Weil ich allein mit meinen zahlreichen Versuchen, Khmer zu lernen, viel über Land und Leute erfahren habe. Und ich bin erst – oder schon – 3 Monate hier, habe aber immer noch das Gefühl, erst allmählich zu verstehen, was um mich herum geschieht. Und Khmer ist dafür ganz entscheidend!

 

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