Die Demonstrierenden forderten, dass Subventionen für Agrarbetriebe künftig an ökologische und soziale Kriterien sowie Tierschutzstandards gekoppelt werden müssen. Dabei müssten auch Obergrenzen für Großbetriebe eingeführt und sämtliche Subventionen für den Agrarexport gestrichen werden. Zu den Protesten hatte ein Bündnis aus mehr als 90 Organisationen aufgerufen, darunter Umwelt- und Tierschutzverbände, Entwicklungsorganisationen und Landwirte.
EED-Landwirtschaftsreferent Stig Tanzmann betonte vor allem die entwicklungspolitischen Auswirkungen der Agrarpolitik: "Ob die Bundesregierung glaubwürdig den Hunger in der Welt verringern will, werden wir daran messen, ob Ministerin Aigner die angekündigte Proteinstrategie umsetzt und heimische Eiweißfuttermittel mit politischen Mitteln etabliert. Solange für Massentierhaltung hierzulande rund sechs Millionen Tonnen Soja pro Jahr aus Ländern des Südens importiert werden und Dumping-Exporte aus Deutschland nach Afrika gelangen, bedient die Bundesregierung einseitig die Agrarindustrie."
Am Abend trafen sich 64 Agrarminister, um über neue Strategien im Kampf gegen den Hunger und den Umgang mit Ressourcen zu beraten. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) erklärte, um den Hunger erfolgreich zu bekämpfen müsse sichergestellt werden, dass Kleinbauern weltweit Zugang zu Land und Wasser erhalten. "Die Landwirte brauchen überall auf der Welt Rechtssicherheit und Verlässlichkeit", sagte Aigner bei dem Treffen. Auch seien Leitlinien für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Böden nötig. Die 64 Minister einigten sich darauf, enger untereinander und mit Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu kooperieren.
Nach Einschätzung der Direktorin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, ist die Landfrage der Schlüssel zur Überwindung des Hungers. "Wenn ein großer Agrarkonzern auf Tausenden Hektar Land eine großartige Ernte und großartige Gewinne einfährt, haben die Menschen, die rundherum leben und hungern, gar nichts davon." Der Fokus der Förderung müsse mehr auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft in den Entwicklungsländern gerichtet werden, sagte die Pfarrerin.
Mit Material von epd