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Von Schweinen, Alltag und einer Reise

Von Ehemalige Freiwillige am

Seit ich das letzte mal geschrieben habe, ist hier eine Menge passiert. Zum einen hatte ich zum ersten mal Besuch, ich durfte, zumindest teilweise, zuschauen wie ein Schwein geschlachtet und zerlegt wird, ich habe meinen Alltag inzwischen gefunden und ich bin zum ersten mal aus Transkarpatien rausgekommen. Außerdem haben wir endlich die Registrierung und können uns somit endlich frei im Land bewegen.

Aber mal eins nach dem anderen:

Normal braucht man als EU Bürger kein Visum für die Ukraine. Man kann nur mit Touristenvisum (was man nicht vorher beantragen muss) bis zu 90 Tage in der Ukraine bleiben. Wenn man ein Langzeitvisum hat, dann muss dieses registriert werden, was nicht ganz so einfach ist. Unsere Mentorin hier war bestimmt 4 oder 5 mal mit allen Formularen, Pässen und Unterlagen in Ungvár in dem Büro um eine Unterschrift zu bekommen, die sie aber nie gekriegt hat. Die Begründung war: Er muss uns erst persönlich sehen um das unterschrieben zu können. Also sind wir dann irgendwann alle zusammen relativ spontan nach Ungvár gefahren, haben ewig gewartet und wurden dort sehr kurz sehr kritisch gemustert. Letztendlich habend wir die Unterschrift bekommen und damit auch die Registrierung. Das ging dann recht schnell; die Registrierung wird handschriftlich in den Pass eingetragen. Sehr gut war, dass wir uns um all das nicht selbst kümmern mussten, weil die Formulare und alles natürlich auf Ukrainisch sind und (zumindest der Großteil von uns Deutschen) nur Bahnhof versteht.

Mein Arbeitsalltag sieht im großen und ganzen immernoch so aus, wie in meinem letzten Blogeintrag beschrieben. Das einzige was sich für mich geändert hat, ist dass ich jetzt Dienstags immer hier in die Romaschule zur Nachmittagsbetreuung gehe und dort mit bzw. für die Kinder male und manchmal mit den Jungs Fußball spiele. In der Nachmittagsbetreuung sind ca. 30 Kinder im Alter zwischen 5 und 12.

Das ich beim Schlachten eines Schweins zuschauen konnte, hängt mit meiner Arbeit bei der Diakonie der KRE (Karpataljan Réformatus Egyház) zusammen. Dort gibt es einen kleinen Bauernhof, eben auch mit Schweinen und so kam es das ich ein bisschen zuschauen konnte. Ich konnte nur nicht alles sehen, weil ich zwischen durch dann doch etwas anderes zu tun hatte. Allerdings hatte ich die Gelegenheit Schweineohr zu probieren. Das gilt hier als Delikatesse. Ich fand es nicht wirklich delikat. Vielleicht bekomme ich demnächst nochmal die Gelegenheit das ganze Prozedere zu sehen, weil neulich beim Mittagessen einer der Pfarrer hier gemeint hat, ob wir das schon mal gesehen hätten und er könne die Familie in Csetfalva (das ist eine der Familien in der eine Freiwillige arbeitet) fragen, ob wir kommen können, wenn sie schlachten. Jetzt heißt es also Abwarten und Tee trinken. ;)

Ansonsten ist die Arbeit wie gehabt viel besuchen. Mit dem ungarischen klappt es inzwischen schon einigermaßen. Grammatikalisch korrekt ist zwar wahrscheinlich das meiste nicht, aber die Leute verstehen mich und das ist ja die Hauptsache.

Meine erste weitere Reise hier in der Ukraine ging nach Czernivzi. Das liegt südöstlich von hier relativ nahe an der Grenze zu Rumänien. Dort sind 4 Freiwillige aus Deutschland, die über den ASB (Arbeiter Samariter Bund) hier sind. Die Reise dorthin war ein bisschen chaotisch, weil wir nicht genau wussten, ob wir Bus oder Zug fahren und wie wir überhaupt von Beregszász nach Munkacs kommen. Letztendlich hat aber dann alles wunderbar funktioniert, und ich war wirklich froh, dass mein Mitreisender russisch spricht, sonst wäre ich verloren gewesen. In Munkacs kommt man noch mit ungarisch zu Recht, wenn auch nicht mehr ganz so gut wie hier in Beregszász. Sobald man aber dann im Zug sitzt spricht kein Mensch mehr ungarisch, geschweige denn englisch oder deutsch. Das hat mir zum ersten mal so wirklich vor Augen geführt, was es heißt in einem Land zu sein, dessen Landessprache man nicht spricht. Es wird also immer spannend bleiben hier in der Ukraine zu kommunizieren, egal wie gut mein ungarisch wird. Nach dem wir dann in Tickets für den Zug hatten, sind wir 12 Stunden für gut 400km unterwegs gewesen. In Czernivzi wurden wir dann von 2 der Freiwilligen vom Bahnhof abgeholt, sonst wären wir wahrscheinlich verloren gegangen. Czernivzi ist eine schöne und große Stadt. Die Größe merkt man zum einen daran, dass es Stadtbusse gibt. Das gibt es hier in Beregszász nicht.Zum anderen sind Beregszász und die anderen großen Städte Transkarpatiens die ich schon kenne (Munkacs und Ungvár) ländlicher. Das Kleinstadtleben ist mir hier aber doch lieber, weil die Trolleybusse (Busse die an einer Oberleitung geführt sind) und Marschutkas (Kleinbusse) in Czernivzi fast immer wahnsinnig voll sind und das Leben dort wirkt stressiger als hier. Außerdem ist es dort anscheinend wirklich gefährlich Fahrrad zu fahren; man sieht auch keine Fahrradfahrer auf der Straße. In der Stadt gibt es einen sehr großen jüdischen Friedhof, wo auch viele Grabsteine Deutsch beschriftet sind.

Früher lebten dort wohl sehr viele Deutsche bzw. deutschsprachige. Paul Celan („Die Todesfuge“) kommt zum Beispiel aus Czernivzi. Das Wochenende dort war wirklich sehr schön und es war sehr angenehm mal aus „meinem Nest“ rauszukommen und was neues zu sehen. Wir konnten die Sehenswürdigkeiten der Stadt alle aber leider nur von außen sehen, weil wir das große Glück hatten, immer dann zu kommen, wenn entweder grad geschlossen wurde oder es war Ruhetag. Was wir uns genauer anschauen konnten, ist der Markt der Stadt, der einer der größten oder sogar der größte der Ukraine ist. Dieser Markt ist (laut Reiseführer) 33ha groß und es gibt wirklich so gut wie nichts, was man dort nicht irgendwo kaufen kann. Man muss es nur finden. Und das ist wirklich nicht einfach bei der Größe. Die Heimfahrt war dann etwas weniger chaotisch, weil wir uns schon früher um die Zugtickets gekümmert haben. Was uns aber ein Rätsel aufgegeben hat: warum braucht man mit einem direkten Zug 2 Stunden länger, als wenn man einmal umsteigt und fast 2 Stunden auf den Anschlusszug wartet? Bisher gibt es keine Antwort dafür. Dienstag Früh war ich dann wieder daheim und ich startete gleich in meine Arbeitswoche.

Diese Woche habe ich jetzt alleine hier verbracht, da meine Mitfreiwillige im Moment in Budapest auf einem Seminar ist.

Hier weihnachtet es noch nicht so lange wie in Deutschland, es gibt nämlich erst seit 2 Wochen Weihnachtsmänner zu kaufen. Vor Whams „Last Christmas“ ist man aber auch in der Ukraine nicht sicher. Morgen geh ich dann zum ersten mal in einen Adventsgottesdienst in der Ukraine. Da bin ich schon sehr gespannt, ob das anders wird als ein "normaler" Sonntagsgottesdienst. Schnee gibt es hier noch keinen, aber es hat heute seit langem mal wieder geregnet. Die Hoffnung auf weiße Weihnachten habe ich noch nicht aufgegeben, denn „im Fernsehen haben sie gesagt es wird kälter werden“ (Das ist ein Satz den ich bei Besuchen in letzter Zeit recht häufig höre.)

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Lachender Junge

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