Wahrscheinlich hat Günter Grass Recht. Er hat schon in den 1960er Jahren vermutet, dass der Fortschritt eine Schnecke ist. Tröstlich daran: Auch eine Schnecke kommt letztlich ans Ziel – immer vorausgesetzt natürlich, es bleibt unterwegs nass bis feucht. Am Ende ist wohl alles eine Frage der Perspektive: Ist das Glas halb leer oder halb voll? „Noch nie ist so viel für den Klimaschutz unternommen worden wie 2011“, gibt Achim Steiner zu bedenken. Der Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP) plädierte hier gerade in einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion über UN-Hilfsmaßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels dafür, die bisherigen Erfolge nicht kleinzureden.
Steiner verwies auf unzählige Initiativen weltweit, den Treibhauseffekt einzudämmen. So hätten die erneuerbaren Energien eine enorme Dynamik entwickelt. Erstmals werde mehr in erneuerbare Energien investiert als in fossile. Ein bisschen dürfen wir uns da wahrscheinlich auch in Deutschland auf die Schultern klopfen. Doch vergessen wir dabei nicht: Auch das wurde uns von Politik und Wirtschaft nicht geschenkt, sondern in einem langen Kampf abgerungen. Für die kleinen Inselstaaten des Pazifik, aber auch viele afrikanische Staaten mit fragilen Ökosystemen, sind die bisher erreichten Fortschritte wenig tröstlich. Für sie geht es beim Klimaschutz um die nackte Existenz. Und da zählt jeder Tag und jede Tonne in die Atmosphäre entlassene CO2-Emissionen.