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Prominenter Gast beim Side Event

Von Gastautoren am

Der "Side Event" zum Thema "Tourismus und Klimagerechtigkeit", den Sabine Minninger organisiert hat, war in meinen Augen ein in mehrfacher Hinsicht herausragend: zum einen fand er auf dem Gelände der Universität von Durban statt, die auf einem Hügel liegt und einen grandiosen Blick über die Stadt bietet. Herausragend war aber auch die Besetzung des Podiums. Unter anderem war Luigi Cabrini dort, der Leiter der Abteilung "Sustainable Development at the United Nations World Tourism Organization" (UNWTO). Nachdem er dem südafrikanischen Radiosender SABC ein Interview gegeben hatte, konnte ich ihm auch noch ein paar Fragen stellen:

Herr Cabrini, welche Entwicklung hat es Ihrer Ansicht nach im nachhaltigen Tourismus in den vergangenen Jahren gegeben?

Wir waren vor knapp zehn Jahren Teil einer Gruppe, die den Tourismus in die Klimawandel-Thematik eingebracht hat. Tourismus ist gleichzeitig Opfer und Verursacher des Klimawandels. Ein Opfer, weil der Tourismus sehr abhängig ist von klimatischen Bedingungen, denn das Klima ist eine wertvolle Ressource. Gleichzeitig verursacht der Tourismus Treibhausgase. Deshalb ist es wichtig, eine Balance zwischen beidem zu finden, indem man auf der einen Seite den Tourismussektor stärkt und auf der anderen Seite seinen Beitrag des Tourismus zum Klimawandel reduziert.

Was können Sie hier auf der COP17 bewirken?

Die UNWTO hat kein Mandat, in irgendeiner Form Emissionsregelungen zu verhandeln. Wir wollen vielmehr die Erkenntnis vermitteln, dass der Tourismussektor anerkennt, dass er zum Klimawandel beiträgt und seine Emissionen reduzieren muss. Zum zweiten wollen wir Vorbildprojekte entwickeln. Ich denke da zum Beispiel an ein von der EU-Kommission finanziertes Projekt, mit dem gezeigt wurde, dass ein Hotel ganz leicht 20 Prozent Energie einsparen kann. Und wir hoffen, dass viele dieses Beispiel nachahmen. Und wir hoffen, dass auf politischer Ebene die sogenannte Davos-Deklaration als klare Botschaft an alle entscheidenden Stellen weitervermittelt wird. Das umfasst die Regierung genauso wie den privaten Sektor und die Forschungsinstitute. Leider hat die Spannung nach der COP15 in Kopenhagen nachgelassen, hinzu kommt die Wirtschaftskrise, so dass wir in Durban einen weniger starken Impuls wahrnehmen als noch vor ein paar Jahren. Trotzdem glauben wir, dass immer mehr Touristen umweltfreundliche Konzepte verlangen und dass die Privatwirtschaft sich deshalb auch danach richten wird.

Welche Anreize gibt es für Unternehmen, sich nachhaltig zu engagieren?

Wir haben gerade ein Kapitel zu „Tourismus“ im Green Economy Report veröffentlicht und dieses Kapitel zeigt deutlich, dass sich Investitionen in den Einsatz erneuerbarer Energien oder in sparsamen Umgang mit Wasser schon sehr schnell rechnen: Beim Energieverbrauch meist schon nach zwei bis drei Jahren, beim Wasserverbrauch sogar noch schneller. Es besteht kein Gegeneinander von ökonomischem und ökologischem Nutzen. Natürlich kann es erforderlich sein, am Anfang Anreize zu geben, vielleicht durch Vergünstigungen für kleinere und mittlere Hotels, aber darin sehen wir keinen Widerspruch. Und der Bericht zeigt auch, dass 50 Prozent der Touristen bereit sind, mehr zu zahlen, wenn ein Hotel sauber ist, einen Verhaltenskodex umsetzt. Und in der Kombination dieser beiden Erkenntnisse erscheint es nicht mehr unmöglich, dass dort tatsächlich ein Wechsel eintritt. Aber natürlich muss die regionale und nationale Politik mitspielen.

Wie sind die Reaktionen auf diese Erkenntnisse?

Im Hotelgewerbe erleben wir positive Reaktionen. Sogar der World Travel & Tourism Council (WTTC), der die hundert größten Hotelunternehmen repräsentiert, engagiert sich in dem Bereich. Von daher würde ich sagen, dass der Tourismussektor ganz gut dasteht. Im Flugsektor ist es etwas schwieriger, weil dort wegen technologischer Beschränkungen nicht so große Fortschritte erzielt werden können.

Nachhaltiger Tourismus ist ja mehr als nur Umweltschutz – wie sieht die UNWTO das?

Die UNWTO hat einen ganzheitlichen Ansatz beim nachhaltigen Tourismus, der sich auf die wirtschaftliche, die soziale und die umweltrelevante Seite auswirken muss. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass wir nicht bestimmte Regionen der Welt bestrafen, nur weil sie entlegen sind oder in Entwicklungsländern. Das wäre nicht vernünftig. Aber das ist auch schon weit mehr als nur theoretisch: Wenn eine Flasche Wasser vor Ort produziert wird und nicht tausende von Kilometern zurücklegen muss, dann haben wir tonnenweise CO2 eingespart, weil keine Flugzeuge für den Transport fliegen müssen. Es ist ein einfaches Beispiel, aber in meinen Augen erklärt sich daran sehr schön, wie diese Dinge miteinander verbunden werden können.

Wie ist das Verhältnis der UNWTO zu den Nichtregierungsorganisationen?

Mit den Nichtregierungsorganisationen gibt es keinen Konflikt. Es ist doch normal, dass sie gerne schnellere und weiter reichende Ergebnisse sehen wollen. Aber es ist gut, dass sie drängeln! Zum Beispiel beim „pro poor tourism“ Programm: Das ist zur Zeit zwar noch ein nur kleiner Anteil, aber das muss größer werden und die Methode der Linderung der Armut durch Tourismus muss in den Mainstream. Wir wollen den nachhaltigen Tourismus fördern, der wirtschaftlichen und sozialen Erfolg bringt. Das ist unser Auftrag. Es ist ganz wichtig klarzumachen, dass es kein Opfer für Touristen ist. Ich glaube, es ist die Qualität, mit der eine Sehnsucht gestillt wird. Und das ist meiner Ansicht nach die Stärke des nachhaltigen Tourismus: Dass Nachhaltigkeit für Qualität bürgt und dass die klugen Reisenden auf Qualität achten – so kann es eine win-win-Situation werden.

 

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