Prof. Dr. Werner Kahl nahm Bezug auf die Spaltung der weltweiten anglikanischen Kirchengemeinschaft. Er verwies auf die ablehnende Haltung großer afrikanischer lutherischer Kirchen zur Ehe zwischen Personen eines Geschlechts einerseits und die Regelungen des Pfarrerdienstrechts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) andererseits, das seit 1. Januar 2011 gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus zulässt. Die EKD vollzieht damit für den kirchlichen Raum zivilrechtliche Entwicklungen, die auf einer Neubewertung von Homosexualität beruhen.
Kahl stellte dar, dass Homosexualität ein moderner Begriff ist. Er wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. In den biblischen Passagen geht es um die Verurteilung von sexueller Unterwerfung sowie im Neuen Testament von Päderastie als kultureller Praxis. Kahl verwies aber darauf, dass Paulus ein Bild von gleichgeschlechtlichen Handlungen zeichnet, mit dem sich homosexuelle Pfarrer nicht identifizieren. Für Kahl ist das Doppelgebot der Liebe der Ausgangspunkt. „Gott hat alle Menschen angenommen“, sagte der Hamburger Theologe und findet sich damit in Übereinstimmung mit Bischof Tutu aus Südafrika. Die Mitarbeitenden des EED sind überzeugt, dass das Gespräch miteinander nötig ist, um sich wechselseitig zu verstehen und Extrempositionen zu relativieren.