Und ich denke, auch jeder weiß, wie es sich anfühlt. Ich hab mich im Internet auf die Suche nach einer passenden Definition gemacht und ich muss sagen, es ist gar nicht so einfach eine brauchbare zu finden. Das ist schon merkwürdig, denn irgendwie ist es ja doch ein Gefühl, was viele Menschen immer mal wieder betrifft. Ich hab mich dann für die einfachste und schlichteste Definition entschieden und ich finde sie umfasst den Begriff im Allgemeinen ganz gut:
Heimweh - die Sehnsucht in der Ferne nach dem Zuhause oder der Heimat.
Doch diese Definition umfasst ein weiteres Wort, dessen Bedeutung ich ebenfalls noch kurz klären möchte, die Sehnsucht:
Sehnsucht – […] ist ein inniges Verlangen nach einer Person oder Sache, die man liebt oder begehrt. Sie ist mit dem schmerzhaften Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Sehnsucht)
Heimweh und Sehnsucht, beides Begriffe, die man oft nur in einem Zusammenhang sieht. Heimweh wird meist mit kleinen Kindern in Verbindung gebracht. Und ich sehe das täglich in meinem Kindergarten, Heimweh kann schon der ganz banale Wunsch nach der eigenen Mutter sein. Auch die Tatsache, dass das Kind weiß, dass es die Mama spätestens am Nachmittag wiedersehen wird; hilft oft nicht. Denn das Kind hat Sehnsucht. Sehnsucht nach seiner Mama. Und wie das Kind Sehnsucht nach seiner Mama hat, so wird Sehnsucht auch oft im Zusammenhang mit Paaren gebracht. Der eine Partner hat den Anderen schon lange nicht mehr gesehen und sehnt sich nun nach ihm oder nach ihr.
Doch ist das alles? Beschränken sich diese beiden Begriffe darauf? Ist man irgendwann nicht zu alt für Heimweh und wenn ja wann? Ich denke nicht, dass das alles ist. Ich mache nämlich gerade die Erfahrung, dass man auch mit 19 noch nicht zu alt fürs Heimweh ist und dass man sich nicht nur nach Personen sehnen kann, sondern einfach nach seiner gesamten Umgebung, nach dem, was einem vertraut ist. Die Menschen, die man sein Leben lang kennt, die Gewohnheiten, denen man seit Jahren nachgeht, einfach die täglichen Tagesabläufe und Vieles mehr. Einerseits ist es schön zu wissen, dass man eine Heimat hat und mit Heimat meine ich ein richtiges zu Hause, an dem alles vertraut ist. Das ist nämlich der Ort, wo ich aufgewachsen bin, der Ort wo ich seit meiner Kindheit meine Zeit verbracht habe. Aber andererseits ist es auch schmerzlich zu wissen, dass mein zu Hause und die Menschen, nach denen ich mich sehne, circa 10.818km entfernt liegen.
Und trotz Heimweh und Sehnsucht ist es immer wieder auch schön und aufregend das indische Leben nach und nach näher kennen zu lernen.
Es ist schön der Liebe der Kinder zu begegnen und selbst den Kindern gegenüber das Gleiche zu tun. Und ich muss feststellen, das geht auch ganz ohne Worte, denn ich verstehe die Sprache der Kinder noch nicht, doch ich würde nicht behaupten, dass sich die Kinder trotzdem mit mir verständigen können, auch wenn diese Verständigung nur aus Gesten besteht, doch es geht. Materielle Dinge spielen bei den Kindern kaum eine Rolle, es gibt nur vereinzelt Spielzeug und dann kann man oft nicht mehr erkennen, welche Funktion das Spielzeug ursprünglich einmal besaß, doch auch das spielt keine Rolle.
Außerdem kann es sehr aufregend sein das indische Städteleben kennen zu lernen. Da wir ja sehr abgelegen und ruhig auf einem Campusgelände wohnen ist es etwas ganz anderes in der Stadt zu sein. Es ist dort sehr laut und überfüllt. Überall stehen Händler und wollen, dass man was kauft. Wir sehen natürlich auch aus wie Touristen und so werden wir auch von jedem Händler und jeder Händlerin angequatscht, ob wir nicht was kaufen wollen. Manche begegnen uns schon mit einigen Bruchstücken deutscher Sprache. Das kann auch lästig sein, da wir ja eigentlich gar keine richtigen Touristen sind…
Und auch einen ganz eigenen Haushalt zu führen bedarf erst einmal einer neuen Organisation, denn man muss immer darauf achten, dass alles im Haus ist. Und Lebensmittel einkaufen in Indien ist auch etwas ganz anderes als in Deutschland. Supermärkte oder ähnliches gibt es hier nämlich nicht, man kauft alles, was man braucht bei einzelnen Händlern. Und auch mit anderen Unannehmlichkeiten in unserem Haus mussten wir schon fertig werden. So sind wir eines Abends nach Hause gekommen und bemerkten, dass es sich ein Skorpion in unserem Bad gemütlich gemacht hatte. Aber auch solche kleinen Abenteuer gehören zum eigenständigen Leben in Indien dazu, da muss man sich eben erst mal daran gewöhnen.
Und so ist mein Gemütszustand weiterhin etwas hin und hergerissen. Zum Einen leide ich phasenweise an schlimmem Heimweh und zum anderen bin ich aber auch weiterhin gespannt, was mit das Leben in Indien noch für kleine Überraschungen präsentieren wird.