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Fleisch in Massen – Fleisch in Maßen

Von Gastautoren am

Eine kontroverse Diskussion zwischen Vertretern von Geflügelbauern aus West-Afrika und Deutschland, Mitgliedern des Bundestages von den Grünen und der FDP, und VertreterInnen von Umweltverbänden entfachte sich beim Evangelischen Kirchentag in Dresden zum Thema: Woher kommt es, dass die Märkte in West-Afrika mit billigen Geflügelteilen aus Europa überschwemmt werden? Und wie kann man dagegen vorgehen?


Samuel Onallo Akpa, Geschäftsführer des nigerianischen Geflügelverbandes und King David Amoah von der Ökumenischen Vereinigung für nachhaltige Landwirtschaft und Entwicklung aus Ghana, schilderten das Problem: Afrikanische Geflügelbauern müssen ihre Produktion einstellen, da keiner ihre Hähnchen mehr kauft. Denn es gibt billigeres Hühnerfleisch als ihres auf dem Markt. Es kommt aus Europa. Geflügelteile die dort nicht gerne gegessen werden – zum Beispiel die Flügel – werden tiefgefroren aus der EU exportiert und landen auf den Märkten in Ghana und Nigeria. Nigeria konnte sich eine zeitlang mit einem Verbot für Geflügelimporte schützen, aber Schmuggler aus den Nachbarländern, in denen es keine solche Verbote gibt, unterlaufen dies. Und so ist das Billigfleisch aus Europa auch wieder in Nigeria zu finden.


Paul Heinz Wesjohann, Berater für Geflügelzucht der PHW-Gruppe (Wiesenhof), sah sich als großen Nutztiergeflügelzüchter in Deutschland nicht für die Misere der afrikanischen Bauern verantwortlich. Seine Produkte würden nur innerhalb der EU gehandelt. Eine Ausweitung der Geflügelzucht in der EU habe nicht zur Folge, dass mehr exportiert würde, sondern man reagiere nur auf eine steigende Nachfrage im eigenen Land. Dem wiedersprach Bärbel Höhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im deutschen Bundestag, wehement. „Es hat Tradition, dass bei Nahrungsmittelüberschüssen in der EU diese Erzeugnisse auf den Weltmarkt geschmissen werden“, sagte sie. Der Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im deutschen Bundestag, Hans-Michael Goldmann von der FDP räumte ein, dass Entwicklungsländer ihre Märkte erst einmal vor der globalen Billigkonkurrenz schützen dürfen sollten.


King David Amoahs Bitte stieß auf viel Resonanz im Publikum: „Allow us to be able to feed ourselves – Lasst uns die Möglichkeit uns selbst zu ernähren!“ Er machte die EU-Subventionen für Landwirte in Europa für den massenhaften Export von Hühnerresten in sein Land verantwortlich. Ein fairer Handel würde das Problem lösen. Wenn Konsumentinnen und Konsumenten von ihrer Macht gebrauch machen würden, wäre schon viel gewonnen, sagte Reinhild Benning vom BUND. Das Hühnchen ganz zu essen und nicht nur einzelne Teile davon, helfe den Geflügelbauern in Afrika. Und insgesamt weniger und dafür gutes Fleisch zu essen auch dem Klima und der Umwelt.

Mehr Details zur Arbeit von Brot für die Welt - Evangelischer Entwicklungsdienst gegen die Dumpingexporte von Hähnchenfleisch nach Afrika in der Broschüre "keine chicken schicken" (siehe Download Link).

 

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