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Schwaben, Muetter und Uruguay

Von Ehemalige Freiwillige am

Die Mütter

Seit 1977/78 treffen sich jeden Donnerstag die „madres de plaza de mayo“ (Muetter des Mai-Platzes) auf ebenjenem Platz mitten in Buenos Aires, um gegen die Verbrechen der faschistischen Militärdiktatur, die in Argentinien von 1976-1983 herrschte, zu demonstrieren. Viele, vor allem junge Menschen wurden aus Verdacht auf ihre regimekritische Einstellung entführt. Bis heute ist diese Demonstration der Mütter, deren Kennzeichen ein weißes Kopftuch ist, ein wichtiges politisches Ereignis Argentiniens. Mittlerweile auch ein touristisches. Bei der berührenden und beeindruckend geduldsamen Umrundung der mittlerweile recht alten Frauen eines kleinen Obelisken halten Touristen schamlos ihre Kameras drauf und interessieren sich nicht für die Namen der Verschwundenen, die verlesenen, die alle mit einem gewaltigen „presente“ - anwesend (in den Herzen) kommentiert werden. Ich weiß nicht, ob dieser Tourismus, der auch einige Eis- oder Getränkeverkäufer und Bettler anzieht, der Aufarbeitung und vor allem weltweiten Bekanntmachung der Geschichte Argentiniens nutzt oder dieses Ritual nur stört.

Anschließend hatten wir durch unsere Organisation, dem MEDH, das durch diese Diktatur entstanden ist, die einzigartige Möglichkeit, mit einer dieser Mütter zu sprechen.

Die Schwaben

Auf dem Weg zurueck zum Bahnhof trafen wir, als wir Argentiniern einige deutsche Woerter beibrachten, zwei Schwaben, die sich gleich auf Deutsch eingebracht haben. Wie der Zufall es will kommen sie aus Schwaebisch Gmuend und Alfdorf und kennen sogar Kollegen meiner Mutter und Eltern von Klassenkameraden von Grischa. Sie reisen etappenweise durch die ganze Welt, waren in Afrika und warten hier auf ihr Auto, das gerade verschifft wird, um durch ganz Amerika zu duesen. Ein super Zufall, um mal wieder auf schwaebisch ueber die Heimat reden zu koennen.

Uruguay

Direkt anschließend machten wir, das heißt Miro, ich und Grischa, ein deutscher Besuch und Freund von einem Freiwilligen aus Patagonien auf den Weg zu Martin, von wo aus wir am nächsten Tag nach Uruguay starten wollen. Um halb sechs ging es mit dem Zug nach Tigre, einem schoenen Städtchen im Norden Argentiniens und am Ende des breiten „rio de la plata“ (siehe Google Maps). Von dort aus nahmen wir ein Schiffchen, das in zweieinhalb Stunden nach Uruguay schippert, von wo aus wir aber noch zwei Autoshuttle-Stunden durch die Natur (GRÜNE NATUR!!! Bäume und Kühe und so!!!) nach Colonia gebraucht haben. Die Reisezeit haben wir trotzdem gleich zum Schlaf reinholen genutzt. Colonia ist (anders als Köln) eine schnucklige ruhige Kleinstadt, mit netten Restaurants und Strändchen!

Zwei Busstunden später waren wir in Montevideo, Uruguays Hauptstadt an der Mündung des rio in den Atlantik. Nach einer kurzen Nacht in einem bunten Hostel haben wir ein bisschen Tourismus betrieben, uns aber vor allem durch die wunderschöne Stadt treiben lassen. Montevideo ist einiges kleiner, überschaubarer und schnuckliger als Buenos Aires, es ist auf jeden Fall sauberer, im Schnitt vermutlich reicher, aber auf jeden Fall auch touristischer, sodass man auf einer „feria“ (Flohmarkt“ ) schon mal deutsche Rentner trifft. Hier wird noch viel mehr Mate-Tee getrunken und die angenehme Ruhe macht Montevideo zu einer wirklich lebenswerten Stadt. Ein Minuspunkt sind überraschenderweiße die Strandpromenaden, da diese voller angespülter, toter Fische sind.

Trotzdem kann man dort super entspannen, um sich auf die kommende Nacht vorzubereiten, die sehr spontan, aber umso besser war. Wir wurden auf dem Weg zu einer Bar von einer Gruppe von Chilenen, Paraguayos, Uruguayos und Brasilianern in ein Murga-Konzert mitgenommen. Murga ist in Argentinien ein Tanz der zu lauten Trommelrhythmen ausgelassen getanzt wird, in Uruguay dagegen bedeutet es Gesang. Wir haben zwei Gruppen von je ca 12 Sängern mit lautem, ausgelassenem und auch witzigem Gesang gehört und auch gesehen. Genialer Zufall und ein schönes kulturelles Erlebnis, auch wenn Grischa und Miro zur Belustigung anderer Zuschauer die Zeit lieber schlafend auf der Tribüne des Sportstadions verbracht haben.

Anschließend wollten wir wieder in die kleine, süße Altstadt, in der es ein, zwei gute „Ausgeh-Meilen“ gibt, auf dem weiten Fußweg (ausnahmsweiße kam keiner der sonst so zuverlässigen colectivos (Busse)), wurden wir in eine Bar im Niemandsland gespült, die sich im Laufe der Nacht in eine lebendige Tanzbar verwandelt hat. Todmüde sind wir später in die Sofas im Schlafsaal des ausgebuchten Hostels gefallen, mussten allerdings nach drei Stunden wieder aufstehen, um unser Schiff zu erreichen. Nach einem weiteren leckeren Mittagessen in Colonia  (Fleisch, Fleisch, Fleisch) und komplizierter Ausreiseprozesse konnten wir uns wieder auf den Heimweg machen, wo Martin wieder mal von einer weiblichen Mitreisenden zugetextet wurde.

Vielleicht handelt ja mein nächster Blogeintrag wieder mal vom Arbeiten!  :)

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