Die letzte Woche war für mich in vielerlei Hinsicht von kulturellen Erfahrungen in meiner neuen Heimat gepraegt. Ich habe über Musik, Kunst und den Genüssen der Annäherung an das weibliche Geschlecht Argentinien von seiner schönsten und künstlerischsten Seite kennengelernt.
Angefangen hat der Ausflug in die etwas andere Realität mit dem donnerstäglichen Besuch einer Argentinierin, welche ganz überrascht, nach innen hin wahrscheinlich auch enttäuscht, über die Schlichtheit des Wohnraums der deutschen Freiwilligen war. Wir haben zusammen gekocht, ein kulinarisches Highlight meines bisherigen Aufenthalts(Fisch, Reis und Gemüse) und uns gegenseitig ein wenig von der eigenen Familie erzählt, bei mir noch untermalt von mitgebrachten und geschickten Bildern, bei ihr ausgeschmückt in sehr viel flüssigerem Spanisch und mein Wissen über die hiesigen Date-Gewohnheiten ein wenig erweitert. Bei diesen Ausführungen will ich es, ob der Eigenschaft eines jeden Blogs offen begehbar zu sein, belassen, bei weiteren Fragen bitte privat an mich wenden…;)
Am Samstag habe ich mich dann viel zu früh (5 Stunden Schlaf an einem Freitag sollten niemandem vergönnt sein, meinem schlimmsten Feind würde ich das nicht antun) mit einem Freund meiner Patentante getroffen, der mir Schokolade und Bücher aus Deutschland mitgebracht hat(ich erwähne dies öffentlich, da Mechtild mich 2 Wochen täglich darauf hingewiesen hat und ich auf dieser Plattform nun zu verkünden habe, es vollbracht zu haben). Bei dieser Gelegenheit habe ich mich mit einer 6 Stunden von Buenos Aires Lebenden Mitfreiwilligen getroffen und wir haben zusammen einen der schönsten Stadtteile Buenos Aires, Palermo, ausgekundschaftet. Nach 15 Minuten laufen war es dann an der Zeit eines der unzähligen Kaffees aufzusuchen und eine 2 stündige Verschnaufpause einzulegen, auch aufgrund des Schlafmangels bitter nötig.
Später haben wir uns dann mit den üblichen Verdächtigen(Nelo und Martin), welche das Privileg hatten, länger zu schlafen und nachzukommen, getroffen, und haben uns auf die Suche nach dem den Sagen nach schönsten Park von Buenos Aires gemacht, eine kleine, idyllische Grünfläche mit Fluss und Brücken inmitten des geschäftigsten Teiles der Millionenstadt, dem „Jardin Japones“. Er liegt direkt an einer neunspurigen Avenida und schafft es dennoch im Besucher Ruhe und Entspannung hervorzurufen. Als wir von Ruhe und Kaffee dann endgültig genug hatten war es kurz vor 6, was an einem Samstag die Suche nach einer Bar in Aussicht stellt. Da Palermo auch diese in Massen beisitzt, waren wir schon nach kurzer, ob der beeindruckenden Bauten, ereignisreicher Suche, erfolgreich und genossen schon vor sieben bei 25 angenehmen Grad unser erstes Bier.
Kulturell interessant wurde es dann erst wieder ab 21 Uhr, denn es wartete ein Gratis-Festival im Kleinformat auf uns, mit Rappern chilenischer und argentinischer Herkunft. Das Festival war von Doktor-Lemon finanziert, was heißt die Getränke waren zwar gratis, es gab aber leider nur Mischgesöff in Alkopop-Manier. Und auch wenn Bier entspannter gewesen wäre, ein sehr interessanter Abend, mit jeder Menge Rap-Battles und Break-Dance.
Am Sonntag wartete dann ein weiteres langersehntes Event auf uns, schon vor einem Monat waren dafür die Karten gesichert, die vielen von euch sicher auch bekannte Ska-Punk-Band Ska P hatte sich in den Parke Roca bequemt, und da konnten wir natürlich nicht fehlen. Da Ska P meines Wissens spanischer Herkunft ist, waren alle Texte auf Spanisch, und wir die einzigen der gut und gerne 25000 Menschen, die nicht lautgrölend jedes der Lieder mitgesungen hat. Dem Tanz-, oder eher Dauerhüpf-Erlebnis tat dies aber in keinster Weise Abbruch, und so sind wir 3 Stunden lang abgegangen um dann danach nassgeschwitzt bis auf die Knochen zwei Stunden auf eine Mitfahrgelegenheit zu warten. Es war höchstwahrscheinlich kein Zufall das wir unter den 100 letzten waren, die schließlich ein Taxi kriegten. Zum Glück hatten wir Freunde die in der Nähe lebten und da diese zufällig an diesem Tag Asado(nettes Beieinander sein mit ausgiebigen Fleischgenuss) feierten kriegten wir um 00:30 sogar noch eine warme Mahlzeit und saßen noch bis in die Morgenstunden zusammen.
Heute habe ich dann den freien Mittwoch(die Coordinatores unseres kleinen Nachhilfeprogramms hatten Besprechung) genutzt um mir die künstlerische Seite der Stadt ein wenig vertrauter zu machen und wählte dafür zwei Museen in der Innenstadt aus, die beide vielversprechende, lateinamerikanische wie europäische, Kunst in Aussicht stellten. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, von Gemälden des lateinamerikanischen Realismus/Surrealismus bis zu schon bekanntem wie Picasso, Manet, Klee, Monet und Namensvetter Joan Miro war alles vertreten. Besonders das zweite, das Museo National de Bellas Artes in Recoleta, kann ich jedem zukünftigen Argentinien-Besucher nur aufs wärmste empfehlen, da es Unterschiede und im besonderen Gemeinsamkeiten der beiden Kulturkreise offenlegt, vor allem die vom spanischen Bürgerkrieg beeinflussten Künstler beider Welten sind oft zum verwechseln ähnlich und doch ganz unterschiedlich, da der Lateinamerikaner die Landwirtschaft da als Problem erkennt, wo der Europäer auf soziale Ungleichheit im Großindustriellen hinweist. Und mit diesen Gedanken endet mein Rundgang und die andere Realität nimmt langsam wieder Gestalt an im Kopf, der morgige Tag ist wieder ein ganz normaler Arbeitstag, also nichts wie ins warme Bettchen.
Hasta la proxima vez y in Anspielung auf am Wochenende gehörtes, „Si Signore, si Signore, viva la revolution, viva la resisdencia“