Letzte Woche hat meine Arbeit in dem Kinderheim „Grace Kennett“ angefangen. Dort wohnen zurzeit 24 Kinder, die entweder gefunden oder anonym abgegeben wurden. Die meisten sind unter 3 Jahren alt, es gibt jedoch auch einige, die zur Schule gehen. Viele der Kinder sind geistig oder körperlich behindert. Da Mädchen in Indien wegen der Mitgift-Tradition für die Familie oft der direkte Weg in die Armut bedeuten, sind es vor allem sie, die in Kinderheime gegeben werden. Daher gibt es im „Grace Kennett“ nur 4 Jungen.
In meiner ersten Woche dort waren noch 4 andere Freiwillige von verschiedenen Organisationen da und ich hatte so einen guten und leichten Einstieg in die Arbeit, da immer mind. 4 Arme zu viel da waren und ich viel Zeit hatte einfach nur zuzuschauen. Ich nahm mir Zeit mich mit den Kindern anzufreunden (was nicht besonders schwierig war, da sie alles andere als schüchtern sind und mich sofort alle für sich beanspruchen wollten) und mir ihre Namen einzuprägen (was schon wesentlich schwieriger ist bei Namen die sich alle gleich anhören).
Der Tagesablauf gehörte zu den Dingen, die ich mir wesentlich leichter merken konnte als die Namen der Kinder: Flasche geben, Bettlaken wechseln, Kinder waschen, Windeln wechseln, Füttern, eine Stunde Spielzeit, wieder Flasche geben, Windeln wechseln und dann war es auch schon 12 Uhr mittags und mein Arbeitstag war zu Ende ( da ich bis Ende Oktober nur halbtags arbeite).
Diese Woche war um einiges anders. Zunächst mal fahre ich nichtmehr luxuriös mit der Riksha zur Einsatzstelle, sondern von nun an mit dem Fahrrad. Am Montag hatte ich dann schon meinen ersten Fast-Zusammenstoß mit einem Motoradfahrer. Bis auf einen kleinen Schock bin ich aber nochmal heil davon gekommen!
Da ich die letzte Woche fast ausschließlich von den anderen Freiwilligen eingearbeitet wurde (und die diese Woche alle nichtmehr da waren) habe ich gemerkt, dass ich manchmal wirklich Schwierigkeiten habe die Krankenschwestern zu verstehen (dieses Indische Englisch; ich lerns einfach nicht!).
Ich komme also am Montag um kurz vor 8 im „Grace Kennett“ an und frage eine Schwester ob ich ihr etwas helfen kann. Sie sagt zu mir „Sit“ und deutet auf ein paar Stühle. Ich freue mich, dass sie mir angesehen hat, dass ich mich von meiner ersten Fahrradfahrt erst noch erholen muss und setzte mich dankbar hin. Ein paar Sekunden später kommt sie wieder, deutet auf ein paar Bettlaken, die neben mir auf einem Stuhl liegen, sagt nochmal etwas das sich wie „sit“ anhört und zeigt auf die Betten. Aha! Ich sollte also die Betten beziehen und mich nicht hinsetzen. Solche sprachbedingten Missverständnisse sind mir in den letzten Tagen noch häufiger passiert.
Eine andere Veränderung ist, dass es viel mehr zu arbeiten gibt; währen letzte Woche 4 Arme zu viel da waren, sind es diese Woche 4 zu wenig. Die Auswirkungen sind, dass alles viel länger dauert und deswegen die Spielstunde an einigen Tagen ausgefallen ist.
Ich werde in Zukunft versuchen wesentlich schneller Betten zu beziehen und Windeln zu wechseln, damit wir wieder genug Zeit zum Spielen haben.Denn nichts ist schöner, als mit den Kindern zu lachen und rumzualbern!